Ab Dezember nimmt Heidingsfeld Flüchtlinge auf, für deren Betreuung die Stadt zuständig ist. 15 bis 20 Menschen ziehen ins Schäferhaus, das ein Teil des Zehnthofs ist, ein. Das Areal gehört der Stadtbau, die das frühere Bürgerspital-Pflegeheim herrichtet und an die Stadt vermietet. Vertreter von Rathaus und Stadtbau informierten die Heidingsfelder im Gemeindesaal von St. Laurentius über das, was auf sie zukommt.
Stadtbau-Chef Hans Sartoris und Stadtkämmerer Robert Scheller warben für den Plan; in anderen Kommunen gebe es gute Erfahrungen mit Flüchtlingen, die Bürger nähmen sie in ihre Mitte. Diese Werbung allerdings, das merkten sie schnell, war nicht nötig.
Für die Flüchtlinge im Schäferhaus ist die Stadt zuständig. Nach ihrem Willen sollen Familien einziehen. Thomas Stolzenberg vom Fachbereich Soziales berichtete etwa 60 Bürgern, hier gehe es, anders als in den Notunterkünften der Regierung würden die Flüchtlinge hier länger wohnen, und zwar „zweckmäßig und gut“. Die sanitären Voraussetzungen seien sehr gut, die Bewohner könnten selbst kochen, Waschmaschinen würden aufgestellt.
Stolzenburg zufolge werden sich Stadt und Stadtbau um die Flüchtlinge kümmern. Er kündigte ein „Ankunftsmanagement“ an, weil die ersten beiden Wochen die wichtigsten seien. Die Bewohner erledigten ihre Behördengänge und lernten die Infrastruktur kennen. Sie würden nicht alleine gelassen, man werde ihnen alles zeigen. Ein Hausmeister, aus anderen sozialen Projekten erfahren im Umgang mit Leuten, werde präsent sein, auch ein Sozialarbeiter, der ein Helfer-Netzwerk aus Behörden, Verbänden und ehrenamtlichen Bürgern aufbauen soll.
Kinder sollen den Kindergarten, die älteren die Mönchberg-Schule besuchen können, wo sie deutsche Sprache erlernen.
Kein Bürger äußerte Kritik an den Plänen, im Gegenteil. Ein Arzt fragte nach der medizinischen Versorgung für die Flüchtlinge und bot seine Hilfe an. Ein Heidingsfelder mahnte, dass der Kinderspielplatz auf Vordermann gebracht werden müsse, wenn Kinder kommen.
Soviel Hilfsbereitschaft zeigten die Heidingsfelder, dass Scheller mahnte, langsam zu machen. Die Flüchtlinge sollten erst mal an- und zur Ruhe kommen. Es wäre nicht optimal, wenn 20 im Schäferhaus wohnen „und 40 Helfer kommen“.
Stadtbau-Chef Hans Sartoris versicherte, „immer schön transparent und mit offenen Karten spielen zu wollen“, und kündigte weitere Mieter im Zehnthof an. Im kommenden Jahr, berichtete er, ziehen Profi-Fußballer von den Würzburger Kickers ein. Kickers-Sponsor und -Aufsichtsratsvorsitzender Thorsten Fischer finde das Schäferhaus-Projekt gut. Er sage, in seinem Betrieb arbeiteten einige Leute mit einem Flüchtlingsschicksal.
Heuchelhofer kritisierten, dass die Stadt die Halle der Heuchelhofschule als mögliches Winter-Notquartier für Flüchtlinge ausgewiesen hat. Scheller versuchte, sie zu beruhigen. Der Freistaat habe 71 Landkreise und 25 kreisfreie Städte aufgefordert, je 200 bis 300 Plätze für den Notfall bereitzuhalten, das seien gut 20 000 Plätze. Weil Würzburg bereits etwa 900 Flüchtlinge beherberge, unter ihnen 110 Minderjährige, die alle hier sind, gehe er davon aus, dass „zunächst mal andere dran sind“.