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REGION WÜRZBURG: 30 000 illegale Waffen im Landkreis vermutet

REGION WÜRZBURG

30 000 illegale Waffen im Landkreis vermutet

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    Entwaffnet: Mehr als 1600 Schusswaffen wurden nach der Verschärfung des Waffenrechts im Juli 2009 im Landratsamt abgegeben.
    Entwaffnet: Mehr als 1600 Schusswaffen wurden nach der Verschärfung des Waffenrechts im Juli 2009 im Landratsamt abgegeben. Foto: Fotos: Thomas Fritz

    Der Amoklauf eines Schülers in Winnenden ist nicht vergessen. Die schrecklichen Bilder des Massakers in Norwegen – sie sind tief ins Gedächtnis eingebrannt. Jetzt werden wieder Rufe laut, die eine Verschärfung des Waffenrechts fordern. Zuletzt wurde das Gesetz im Juli 2009 geändert. Seitdem hat sich im Landkreis Würzburg die Zahl der legalen Waffenbesitzer deutlich verringert.

    Seit Winnenden hat sich vieles im Waffenrecht verändert. Waffenbesitzer müssen dem Landratsamt Würzburg nun unter anderem nachweisen, dass sie Munition und Waffen vorschriftsmäßig aufbewahren. Damit möchte der Gesetzgeber einen freien Zugang zu den Schusswaffen verhindern. Der 17-jährige Amokläufer von Winnenden hatte freien Zugang zur Waffe des Vaters, die dieser trotz Waffenschrank im Kleiderschrank im Schlafzimmer aufbewahrte.

    Neu im Waffenrecht ist auch, dass Waffenbesitzer den Kontrolleuren des Landratsamtes Zugang zu jenen Räumen gewähren müssen, in denen die Waffen aufbewahrt werden. Oswald Rumpel, im Landratsamt Würzburg zuständig für Sicherheit und Ordnung, ist der einzige Kontrolleur im Landkreis Würzburg. 3032 Waffenbesitzer (darunter 1073 Jäger und 1012 Sportschützen) hat er in seiner Kartei verzeichnet. Das sind 500 weniger seit das Waffengesetz verschärft wurde. 3032 Menschen, die Rumpel kontrollieren müsste, aber niemals alle kontrollieren kann.

    Etwa acht Waffenbesitzer kontrolliert der Sachbearbeiter im Monat. Das sind aufs Jahr gerechnet knapp 100 Hausbesuche. Bei der Zahl der registrierten Waffenbesitzer würde es 30 Jahre dauern bis Rumpel jeden mindestens einmal kontrolliert hat. Trotzdem glaubt er, dass seine Kontrollen effektiv sind. „Das spricht sich schnell herum und warnt andere“, sagt er. Außerdem müssten die Waffenbesitzer ihm nachweisen, dass sie einen entsprechenden Tresor oder abschließbaren Waffenschrank gekauft haben. Das reiche ihm als Nachweis. „Denn wer ist schon so blöd, kauft sich einen Waffenschrank und schließt die Waffen dann nicht weg.“ 71 Prozent haben bisher des Besitz eines geeigneten Tresors nachgewiesen. Da die Behörde die Waffenbesitzer in alphabetischer Reihenfolge angeschrieben hat, ist der Rücklauf noch nicht komplett.

    Die größere Gefahr geht für Rumpel aber von den nicht registrierten Waffen aus. 17 636 registrierte Schusswaffen ihm bekannt. Die Zahl der illegalen Waffen schätzt Rumpel auf das Doppelte. Das stützt er auf Zahlen der Gewerkschaft der Polizei. Demnach sind ein Drittel aller Waffen registriert, zwei Drittel nicht. Gibt es also mehr als 30 000 illegale Waffen im Landkreis? Rumpel kann es nicht belegen, gibt aber zu bedenken, dass bis 1973 Gewehre frei verkauft wurden. „Container- und waggonweise wurden sie von den Waffenhändlern verkauft“, erinnert sich Rumpel, der selbst im Waffenhandel gearbeitet hat. „Und zurück gegeben wurden die wenigsten“, sagt er.

    Die ein oder andere Waffe landet dann doch im Tresor des Landratsamtes. Überwiegend werden Klein-Kaliber, Karabiner oder alte Doppelflinten abgegeben. Die Waffen fährt Rumpel nach München ans Landeskriminalamt, wo sie vernichtet werden. Gut erhaltene Stücke, die einen zeitgeschichtlichen Wert haben, landen auch schon mal in Museen.

    1664 Waffen wurden bislang bei Oswald Rumpel abgegeben. Bei seinen Hausbesuchen trifft er aber auch schon mal auf Altbesitzer, die Mühe haben, dass Schusseisen auf dem Dachboden oder in einem Kellerschrank überhaupt zu finden. „Die allermeisten geben ihre Zimmerstutzen, mit denen sie früher auf dem Bauernhof auf Ratten geschossen haben, gleich ab“, sagt Rumpel. Munition gebe es für diese Schießgeräte sowieso nicht mehr.

    Klagen über den Missbrauch legaler Waffen würde es im Landkreis Würzburg kaum geben, sagt Rumpel. Außer, dass sich gelegentlich mal ein Luftgewehrgeschoss eines „leichtsinnigen Zeitgenossen“ in den Garten des Nachbarn verirre. Rumpel hofft, dass dies so bleibt. Weiß aber auch, dass die Überwachungsmaßnahmen nur die legalen Waffenbesitzer erreichen. Und die anderen bleiben hoffentlich friedlich oder geben ihre Waffen bei der Polizei oder im Landratsamt ab.

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