Roland Keppler, Chef der Unternehmensgruppe "Onlineprinters" (deutsch: Online-Drucker), sieht nach wie vor einen großen Markt für die Buchbinderei. Vor zwei Jahren hatte "Onlineprinters" mit Sitz in Neustadt an der Aisch die 1992 von Manfred Bauer, Armin Jander und Robert Hemberger gegründete RIB Industrie-Buchbinderei aus Waldbüttelbrunn übernommen. Sicher, große Kataloge wie der Quelle-Katalog oder der Otto-Katalog sind vom Markt verschwunden, aber noch immer sei das Geschäft hervorragend, so Keppler.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise seien mittlerweile überwunden. "Wir sind mit dem Umsatz schon wieder über dem Referenzjahr 2019". Aktuell hemme jedoch der Rohstoffmangel das Geschäft. Neben Papier seien etwa Metalle weiterhin Mangelware. Der Krieg in der Ukraine habe diesen Missstand nochmals verstärkt.
Mitarbeiterzahl in Waldbüttelbrunn nach Übernahme vergrößert
Trotzdem ist man nicht unzufrieden in Waldbüttelbrunn, wie Geschäftsführer Peter Hemberger betont. Er ist der Sohn von Firmenmitgründer Robert Hemberger und ebenfalls schon lange im Unternehmen. Seit der Übernahme durch "Onlineprinters" konnte die Mitarbeiterzahl um zwei Kräfte erhöht werden, berichtet er freudig. Das liege auch daran, dass eine Rückstichmaschine zum Sammelheften und eine Klebemaschine aus Neustadt nach Waldbüttelbrunn umgesiedelt wurde.

Hier sei das Kompetenzzentrum für die Buchbinderei und -hefterei, verdeutlicht Roland Keppler die Relevanz des Standortes für den europaweit agierenden Anbieter von Druckerzeugnissen. Schon vor der Übernahme hatte man viele Aufträge nach Waldbüttelbrunn zur RIB vergeben, das ist eben jetzt noch mehr geworden.
Das Waldbüttelbrunner Geschäft funktioniert fast nur noch digital
"Das Geschäft ist schnelllebiger geworden, vieles funktioniert heute nur noch digital", sagt Keppler. Trotzdem sieht er gebundene Werke nicht auf dem Abstellgleis. Kataloge seien nach wie vor ein beliebtes Mittel der Firmen, um ihre Kunden über das Warenangebot zu informieren. Überall dort, wo es etwas zum Anfassen gibt, habe der gedruckte Katalog gegenüber dem Online-Handel Vorteile. "Es ist schon spannend, dass viele Kataloge weiter nachgefragt werden", so Keppler.

Im Betrieb in Waldbüttelbrunn ist vieles digitalisiert. Nicht nur die Aufträge kommen über eine Datenleitung an, auch innerhalb der Produktionskette geschieht vieles digital. Corona habe laut Keppler noch einen zusätzlichen Schub in diese Richtung gegeben.
RIB Industrie-Buchbinderei sucht Auszubildende für Waldbüttelbrunn
Das sieht auch Dietmar Welzenbach so. Er ist ein Mitarbeiter der ersten Stunde und seit 30 Jahren im Betrieb. Über ein Praktikum bei der Main-Post war er als Schüler auf den Beruf des Buchbinders aufmerksam geworden und ist ihm bis heute treu geblieben. Anfangs hatte er Bedenken, dass durch die Übernahme der RIB durch "Onlineprinters" die Sicherheit des Arbeitsplatzes gefährdet sei, aber das Gegenteil sei eingetreten: Durch die Investitionen der letzten beiden Jahre sei der Betrieb fit für die Zukunft gemacht worden. Aber die familiäre Atmosphäre blieb zum Glück erhalten, freut sich Welzenbach.

Im Betrieb hofft man, auch in Zukunft weiter ausbilden zu können. Aktuell ist dort ein Medientechnologie-Azubi angestellt – so heißt der Lehrberuf des Buchbinders mittlerweile. "Es wäre noch Platz für weitere", sagt Peter Hemberger und hofft auf künftige Bewerber und Bewerberinnen. Denn der Beruf habe nicht nur am Standort Waldbüttelbrunn Zukunft, ist sich sein Chef sicher. Die Buchbinderei werde weiterleben, weil sie sich dem modernen, schnelllebigen Leben anpassen könne.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war eine Aussage enthalten, wonach der Ikea-Katalog bis heute produziert werde. Das ist nicht richtig. Korrekt ist, dass die Produktion des Katalogs eingestellt wurde. Der Katalog 2020/2021 war der letzte, den Ikea produziert hat.