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Ochsenfurt: Ein Ochsenfurter Apotheker, der Schokolade verteilte: Die Rats-Apotheke und ihre wechselvolle Geschichte

Ochsenfurt

Ein Ochsenfurter Apotheker, der Schokolade verteilte: Die Rats-Apotheke und ihre wechselvolle Geschichte

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    Beatrice Guttenberger strahlt. Die Apotheke, die von ihrem Vater gegründet wurde, führt sie weiter.
    Beatrice Guttenberger strahlt. Die Apotheke, die von ihrem Vater gegründet wurde, führt sie weiter. Foto: Uschi Merten

    Das Geschäftshaus in der Ochsenfurter Hauptstraße 31 hat schon viel erlebt. Es war das Elternhaus von Georg Guttenberger, wo er vor 50 Jahren seine Apotheke eröffnete. Davor beherbergte das Haus schon die unterschiedlichsten Geschäfte. So wurde dort 1926 die 19. Filiale des Lebensmittelgeschäftes Kupsch & Co. eröffnet.

    Nach der Verlegung und Vergrößerung befanden sich ein Fahrradladen, die Reinigung Doleschel und schließlich die Drogerie Lindner bis 1971 in den Geschäftsräumen. Immer dabei war das Milchgeschäft von Dorle Guttenberger, der Oma der jetzigen Inhaberin Beatrice Guttenberger, die nun das 50-jährige Bestehen der Apotheke feiert und deren Geschichte gut kennt.

    Georg Guttenberger studierte Pharmazie und absolvierte den praktischen Teil seiner Ausbildung in Zweibrücken, erzählt seine Tochter. Danach verpflichtete er sich für drei Jahre als Stabsapotheker bei der Bundeswehr. Selbständig machte er sich in seiner Heimatstadt Ochsenfurt, wo er in seinem Elternhaus die Rats-Apotheke eröffnete. Von seiner Ausbildungsstätte in Zweibrücken brachte er die Idee mit, kleine Schokoladentäfelchen an die Kunden zu verschenken.

    Sohn Nikolaus übernahm zunächst die Apotheke

    Bei ihm waren es Duplos, weshalb er bei den Ochsenfurtern als "Duplo-Schorsch" bekannt wurde. Als er von einem Kollegen bei der Apothekenkammer angezeigt wurde, kam es zu einem langwierigen Rechtsstreit. Das Verfahren wurde jedoch wegen Geringfügigkeit eingestellt. Aus persönlichen Gründen gab Georg Guttenberger seine Approbation als Apotheker zurück und sein Sohn Nikolaus übernahm die Apotheke.

    Äußerlich veränderte sich das Geschäftshaus nicht wesentlich. Es erhielt einen neuen Anstrich und war immer mit üppigen Geranien geschmückt. Innen wurde es etwas modernisiert. Nach vier Jahren in Ochsenfurt entschied Nikolaus Guttenberger, nach Essen umzusiedeln, und die Frage nach der Zukunft der Rats-Apotheke stand im Raum. Seine Schwester Beatrice hatte damals gerade das Pharmaziestudium in Marburg beendet, wollte sich aber nicht sofort selbständig machen.

    "Ich weiß, dass die Apotheke meinem Vater sehr viel bedeutet hat."

    Beatrice Guttenberger, Apothekerin

    Doch die 28-jährige Beatrice liebt ihr Heimatstädtchen, wo sie sich wohlfühlt, und so entschloss sie sich, ins kalte Wasser zu springen und gleich nach dem Studium die Selbständigkeit zu wagen. Noch heute weiß sie es zu schätzen, dass die damaligen Mitarbeiter der Apotheke sie in ihrer Arbeit so stark unterstützten, wie sie sagt. Denn die Anfangszeit war nicht einfach für sie. Es gab sechs Apotheken in Ochsenfurt, die Innenstadt wurde immer schwächer frequentiert, das Ärztehaus war vor der Stadt entstanden, und sie musste sich mit einem stark sanierungsbedürftigen Haus auseinandersetzen.

    Auch ein Fahrradgeschäft befand sich einmal in dem Haus in der Hauptstraße 31.
    Auch ein Fahrradgeschäft befand sich einmal in dem Haus in der Hauptstraße 31. Foto: Privat

    Als erstes stürzte sich die junge Frau in ihre eigentliche Arbeit als Apothekerin. Auch wenn außer einigen wenigen Salben und Tinkturen nicht mehr häufig Medikamente angemischt werden, so spiele die Beratung der Kundinnen und Kunden jedoch immer noch eine große Rolle, sagt die Apothekerin. Das war genau das, wofür Beatrice ihr Wissen im Studium erworben hatte. Doch der Alltag in der Apotheke veränderte sich stark. "Viel Zeit nimmt die immer größer werdende Bürokratie mit vielen Dokumentationen in Anspruch" erklärt sie und bedauert, dass damit die Zeit für Beratungen weniger wird.

    Die umfassende Sanierung wurde mit einem Förderpreis gewürdigt

    Nach einer Einarbeitungszeit nahm die junge Apothekerin die Innensanierung in Angriff. Die alten Holzschränke mit ihren schweren Schubladen verschwanden und wurden durch moderne Apothekenschränke mit praktischen Auszügen ersetzt. Gleichzeitig lief die Altstadtsanierung, wodurch die Erreichbarkeit der Apotheke zusätzlich erschwert wurde.

    Kaum war wieder Ruhe eingekehrt, stürzte sich Beatrice Guttenberger in das nächste Projekt. Eigentlich sollte nur ein Badezimmer im Haus saniert werden. Doch da es sich um ein denkmalgeschütztes Haus handelte, kam eines zum anderen. Das Haus mit der Apotheke wurde so umfassend saniert und restauriert, dass es sogar mit dem Förderpreis der Unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirkes Unterfranken zur Erhaltung historischer Bausubstanz ausgezeichnet wurde. Es ist ein Aushängeschild für die Ochsenfurter Altstadt geworden.

    Denkmalgerecht saniert: die Ratsapotheke in Ochsenfurt.
    Denkmalgerecht saniert: die Ratsapotheke in Ochsenfurt. Foto: Gerhard Meißner (Archivbild)

    Verschiedene Aktionen sind zum Jubiläum geplant

    Wenn Beatrice Guttenberger etwas anpackt, dann man sie es gründlich. So hat sie über die Geschichte der Apotheke gründlich recherchiert. Da der Tag der Eröffnung nicht mehr exakt nachvollziehbar ist, feiert sie das Jubiläum richtig groß. "Ich weiß, dass die Apotheke meinem Vater sehr viel bedeutet hat. Er sah sie nicht nur als Geschäft und Broterwerb an, sondern betrachtete seine Kunden als Freunde."

    Geplant sind mehrere Aktionen für jeden Monat des restlichen Jahres. So stehen im Juni am Tag des Kindes die Kleinen im Mittelpunkt. Es wird eine Teddyklink geben. Die Kinder dürfen mit einem Kuscheltier in die Apotheke kommen, das vom Teddy-Doktor behandelt wird. Geplant sind etliche weitere Aktionen.

    Beatrice Guttenberger hat außerdem noch etwas anderes vor: Sie würde gern ein Büchlein über die Ochsenfurter Geschäftswelt verfassen, denn es gibt viele Geschäfte, die die Ochsenfurter Altstadt geprägt haben, wie Ruhl, Riegel, Schuhhaus Emmerich, Bäckerei Voit, die Geschäfte im Alten Rathaus und viele mehr. Über Unterstützungen mit Erzählungen und Fotos würde sich die Apothekerin freuen.

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