Was aussieht wie kleine Stöckchen, sind die jungen Rebpflanzen. Im März wurden sie veredelt, die Unterlage aus einer amerikanischen Wildrebe wird mit dem Edelreis der eigentlichen Rebsorte verbunden. Danach wurden die Reben drei Wochen lang im warmen Treibhaus angezogen. Narbengewebe, der so genannte Kallus, hat sich in dieser Zeit um die Veredelungsstelle gebildet.
Bücken statt fahren
Jetzt müssen sie sich im Freiland bewähren. Normalerweise können sich die Arbeiter beim Einschulen auf niedrigen Wagen sitzend über die Reihen fortbewegen. Stattdessen ist im Moment Bücken angesagt, weil die Räder im aufgeweichten Boden versinken würden. Bis zum Herbst wachsen die Reben heran. Dann werden sie wieder ausgegraben, im Kühlhaus gelagert und können im kommenden Jahr in den Weinbergen ausgepflanzt werden.
Die amerikanischen Wildsorten für die Unterlagen zieht die Rebschule Steinmann selbst, im eigenen Betrieb nahe dem Gardasee.
500 000 Reben will die Sommerhäuser Rebschule in diesem Jahr produzieren, sagt Chefin Petra Steinmann-Gronau, zugleich Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft der fränkischen Rebpflanzgut-Erzeuger. Das ist nur halb so viel wie im langjährigen Durchschnitt. Wegen unsicherer Perspektiven auf dem europäischen Weinmarkt zögern viele Winzer beim Verjüngen ihrer Weinberge, sagt Steinmann-Gronau.
Flächen werden knapp
Sieben Hektar Pachtfläche beansprucht die Rebschule heuer für das Einschulen. Pachtfläche deshalb, weil die Äcker nur ein- höchstens zweimal verwendet werden können. Langsam werden geeignete Flächen rar, sagt die Rebzüchterin. Sie müssen nämlich nahe am Main liegen, weil die Pflanzen während des Sommers bewässert werden. Die Rebschule ist deshalb ständig auf der Suche nach neuen Verpächtern.
Der größte Teil der fertigen Reben bleibt später in Franken und den übrigen deutschen Weinbaugebieten. Die Rebschule produziert aber auch für Winzer in Österreich, Italien, Frankreich und Tschechien und liefert mittlerweile bis in die Ukraine und nach Dänemark, wo in den vergangenen Jahren verstärkt mit dem Weinanbau experimentiert werde, so Petra Steinmann-Gronau.