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Oberickelsheim: 500 Meilen durch Franken: Wie Frank Gebhardt gegen seine Parkinson-Erkrankung anfährt

Oberickelsheim

500 Meilen durch Franken: Wie Frank Gebhardt gegen seine Parkinson-Erkrankung anfährt

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    Frank Gebhardt präsentiert stolz sein Rennrad, mit dem er für seine Aktion gegen Parkinson durch Unterfranken gefahren ist.
    Frank Gebhardt präsentiert stolz sein Rennrad, mit dem er für seine Aktion gegen Parkinson durch Unterfranken gefahren ist. Foto: Daniel Peter

    Frank Gebhardt hat einen Gegner mit seinem Rennrad herausgefordert: Morbus Parkinson. Über mehrere Wochen hinweg ist der 52-Jährige insgesamt 500 Meilen (etwa 805 Kilometer) von seinem Wohnort in Oberickelsheim, südlich von Ochsenfurt, aus in einzelnen Tagesetappen durch die Region gefahren.

    Bei jeder Etappe hat er die Menschen, denen er begegnet ist, nach Einzelstücken aus Eisen gefragt. Die baut er jetzt zu einem Kunstwerk zusammen, dessen Verkauf dem Kampf gegen Parkinson zugute kommen soll. Der gelernte Automechaniker erschafft bereits seit vielen Jahren aus Alltagsgegenständen kuriose Kunstwerke.

    Kunst und Radfahren sind für ihn Teil der Therapie gegen Parkinson

    Aber mit der Aktion will Frank Gebhardt nicht nur Spenden zum Kampf gegen Parkinson sammeln, sondern auch gegen seine eigene Krankheit ankämpfen: Bereits 2008 wurde bei ihm Morbus Parkinson festgestellt. Bei dieser Variante kann sich unter anderem der Körper des Betroffenen regelmäßig versteifen. Wie der Oberickelsheimer berichtet, lässt sich seine Krankheit durch Medikamente heute gut in Griff bekommen.

    Wie er auf seine Aktion der 500 Meilen gegen Parkinson gekommen ist? "Ich wollte etwas unternehmen, rausgehen und mich bewegen. Weil ich schon früher häufig Fahrrad gefahren bin und heute viel im Keller bastle, bin ich auf die Idee mit der Radtour für den guten Zweck gekommen", antwortet Frank Gebhardt. Die Distanz sei von einem seiner Lieblingslieder inspiriert: "500 Miles" in der Version von The Hooters.

    Aktiv bleiben hilft ihm gegen seine Erkrankung

    Wie der leidenschaftliche Tüftler berichtet, ergänze seine Aktion mit ihren unterschiedlichen Facetten zudem seine logopädischen, physio- und ergotherapeutischen Behandlungen: "Ich führe viele Gespräche mit Menschen, ich bewege mich viel und trainiere meine Fingerfertigkeit durch die Handarbeit."

    "Ich führe viele Gespräche mit Menschen, ich bewege mich viel und trainiere meine Fingerfertigkeit durch die Handarbeit."

    Frank Gebhardt

    Überhaupt ist Frank Gebhardt sportlich sehr aktiv. Erst im vergangenen September nahm er an der Weltmeisterschaft im Tischtennis für Menschen mit Parkinson teil. Dort erreichte er den 19. Platz in seiner Klasse. Auch beim Radfahren schränke ihn die Krankheit kaum ein: "Wenn ich mal merke, dass ich mich kaum noch bewegen kann, steige ich über den Rahmen und lege das Rennrad erstmal hin. Mit zusätzlicher Medikation geht es dann meistens nach kurzer Zeit wieder."

    Aus alten Metallteilen soll ein neues Kunstwerk entstehen

    Etwa 260 Einzelteile für das zukünftige Kunstwerk seien bei seinen Radtouren zusammengekommen. Er nehme auch Kleinteile wie Schrauben und Muttern entgegen, erzählt Frank Gebhardt, aber besonders interessieren ihn die Stücke, die selbst eine kleine Geschichte erzählen.

    Da ist zum Beispiel ein kaputtes Kettenglied. Ein Landwirt habe ihm das unbrauchbare Teil gegeben und davon erzählt, dass daran ursprünglich seine Kuh Andrea festgemacht war. Eines Tages habe die Kuh ihre Kette aufgebrochen und sei unbemerkt über die freie Wiese gelaufen. 

    Auch die alte Zange, die ihm ein Jugendfreund geschenkt hat, der antiquierte Holzbohrer eines Autohändlers oder die Radkappe eines Fiat 500 haben eine große Bedeutung für ihn. Überhaupt soll die Zahl 500 auch in dem zukünftigen Kunstwerk eine zentrale Rolle einnehmen. Gegenstände mit dieser Zahl sind deswegen besonders interessant für ihn. 

    Frank Gebhardt fuhr auf seinem Rennrad 500 Meilen durch Unterfranken. Unterwegs hat er Alltagsgegenstände gesammelt, aus denen am Schluss ein Kunstwerk entstehen soll.
    Frank Gebhardt fuhr auf seinem Rennrad 500 Meilen durch Unterfranken. Unterwegs hat er Alltagsgegenstände gesammelt, aus denen am Schluss ein Kunstwerk entstehen soll. Foto: Daniel Peter

    "Es kann sein, dass es am Ende ein großes Bild wird, plus ein paar kleinerer Stücke, die es ergänzen", sagt der 52-Jährige über seine Pläne für das Endprodukt. So habe er unter anderem auch einige Glasbausteine bekommen, die aufgebohrt als Blumenvasen dienen.

    Erlös soll den Kampf gegen Parkinson in der Region finanziell unterstützen

    "Das Ganze soll am Ende verkauft werden und der Erlös geht an die Parkinson-Selbsthilfegruppe Simmershofen", sagt Frank Gebhardt zu dem Ergebnis seiner 500-Meilen-Tour. Die selbst organisierte Gruppe treffe sich in regelmäßigen Abständen, wobei es nicht nur darum gehe, sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen. Auch gemeinsame Aktivitäten und Ausflüge, wie demnächst zu einem Brieftaubenzüchter, stünden auf dem Programm. 

    Die Menschen, die Frank Gebhardt auf seinen Touren in der ganzen Region trifft, beschreibt er als sehr aufgeschlossen. Zwar hätten nicht alle gerade etwas aus Eisen für sein Projekt dabei. Dennoch würden ihm die meisten Menschen etwas mitgeben wollen. "Mir haben wildfremde Menschen Limonade oder Kuchen angeboten, das war schon unglaublich", sagt er.

    Die Aktion gegen Parkinson war für ihn ein voller Erfolg

    Die letzten 43 der insgesamt 500 Meilen ist der Tüftler am Donnerstag mit einer Tour nach Rothenburg ob der Tauber gefahren. Seine längste Tagestour führte ihn auf 101 Kilometern über Würzburg und Kitzingen zurück nach Hause. Dabei habe nicht jede Etappe so lang sein können. "Zweimal musste ich sagen: 'Diese Etappe hat Morbus Parkinson gewonnen', aber sonst gingen alle an mich", erzählt Frank Gebhardt stolz von seinem gefühlten Gesamtsieg.

    Ich hoffe, andere Menschen mit Parkinson motivieren zu können, selbst in Bewegung zu bleiben und zu merken, dass oft viel mehr in einem steckt, als man sich denkt."

    Frank Gebhardt

    Ebenso stolz ist er darauf, dass er gemerkt hat, meistens gut mithalten zu können, wenn er mit anderen Menschen unterwegs ist. "Ich habe gelernt, dass viele Hindernisse vor allem Kopfsache sind", sagt Gebhardt. "Ich hoffe, andere Menschen mit Parkinson motivieren zu können, selbst in Bewegung zu bleiben und zu merken, dass oft viel mehr in einem steckt, als man denkt."

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