Das Haus erzählt ein Stück Würzburger Stadtgeschichte. Es war wohl eines der ersten Gebäude, die nach dem Krieg wieder aufgebaut wurden, in dem Rudolf Fehrer sein Geschäft eröffnete. Der Konditormeister besaß bis zum 16. März 1945 eine Backstube in der Textorstraße, die den Bomben zum Opfer fiel. Nach Kriegsende betrieb die Familie dann eine Bäckerei in Grombühl, die sie im April 1948 für den Umzug in die Wilhelmstraße aufgab.
Wie damals noch wird das das Eckhaus in der Altstadt mit Holz beheizt. „Im Winter schüre ich den Ofen um vier Uhr an, damit es die Gäste ab sieben Uhr warm haben“, erzählt Werner Fehrer, „hier wird noch alles von Hand gemacht“. Von seinem Vater übernahm der Sohn 1980 das Café. Er führt die Tradition mit seiner Familie bis heute fort: „Wir bieten heute den gleichen Service wie vor 60 Jahren“, betont seine Frau Karin, „jeder Wunsch des Gastes ist uns Befehl.“
Man kümmert sich und nimmt sich Zeit – auch für das Brot und Gebäck im Verkauf, das im hauseigenen Bäckerofen hergestellt wird. Die Palette ist breit: Vom Baiser bis zum Weihnachtsgebäck ist alles vertreten – und begehrt: Die legendären „Würzburger Heinerle“ aus dem Café finden sogar in den USA ihre Abnehmer.
Als ob man zu Hause ankommt
Es dauert nicht lange, bis man mit den Gästen ins Gespräch kommt. Was ihnen am Café gefällt? „Es fühlt sich an, als ob man zu Hause ankommt“, erzählt eine junge Frau, die, wie ihre Mutter seit Jahrzehnten, regelmäßig dem Café einen Besuch abstattet. Ebenso wie der Stammtisch, der sich seit rund fünf Jahren jeden Donnerstag vormittag zum Plaudern trifft: „Bei uns gibt es immer was zu lachen und hier fühlen wir uns daheim.“ Das Café als zweites Wohnzimmer – entsprechend hoch ist die Verweildauer der Gäste. „Manchmal sitzen die Leute drei Stunden und länger“, sagt Karin Fehrer. Vielleicht liegt das auch an ihrer herzlichen Art. „Die Karin hat ein echtes Lachen, die ist nie grimmig“, bestätigt ein Gast.
Früher war das Café für seine bunten Kappenabende bekannt. Damals waren die einzelnen Tische noch durch Nischen voneinander getrennt. „In den spanischen Ecken schmusten zu später Stunde immer die jungen Pärchen“, erinnert sich Karin Fehrer. Die Separées gibt es schon lange nicht mehr, dafür leben die Kappenabende seit einigen Jahren wieder auf. „Am Rosenmontag ist der Laden immer gerammelt voll“, so Sohn Holger Fehrer, „bis in den späten Abend tanzen die Leute Polonaise und amüsieren sich.“
Auch nach 60 Jahren hat das Café Fehrer nichts an Charme verloren – im Gegenteil. Das gemütliche Ambiente, der herzliche Umgang mit den Gästen und die gelebte Tradition machen den Besuch des Cafés, zu etwas Besonderem. Das weiß auch Werner Fehrer: „Die Zeiten mögen sich geändert haben, unser Café aber ist dasselbe geblieben.“