24, oder wegen der Zeitumstellung 25 Stunden Schwimmen, beziehungsweise möglichst lange oder oft im Wasser zu bleiben – das war am Wochenende die große Herausforderung im Gerbrunner Hallenbad. Die DLRG Gerbrunn hatte zum 24-Stunden-Schwimmen geladen. 219 Schwimmer sprangen am Samstag und Sonntag ins Wasser.
Das waren 82 weniger als im Vorjahr, aber immer noch mehr als genug genug, fanden manche Teilnehmer, denen die fünf Bahnen zu voll waren. Doch trotz zwischenzeitlicher Enge funktionierte der Schwimm-Marathon gut.
Immer im Kreis herum
Auf jeder Bahn wird im Kreis geschwommen. Auf der einen Seite hoch, auf der anderen runter. So können Schnellere zwischendrin auch mal überholen. Damit das nicht zu oft nötig wird, sind die Bahnen eingeteilt: auf den beiden Speedbahnen schwimmen die Könner, auf der „Treibholzbahn“ die langsameren Zeitgenossen. Die Verpflegung steht am Beckenrand. Dort sitzen auch die Helfer mit den Zählzetteln und machen ihre Kreuzchen.
Die 24-Stunden-Schwimmen-Freaks, etwa vom bundesweit aktiven Team „Warmduscher“, steigen nur selten aus dem Becken. Wer, wie Sascha Auer (38 Jahre) aus Waldbüttelbrun beispielsweise an so einem Tag bis zu 70 Kilometer zurücklegt, der hat keine Zeit für Pausen. Auer schwimmt gleichmäßig und ökonomisch. Der Zug nach vorne kommt aus den Armen, die Beine unterstützen nur leicht.
„Ich weiß nicht. Ich mach doch genau das Gleiche“, fragt sich Alfred „Jimmy“ Jelinek (60), der Gerbrunner Bauhofleiter. Er dreht auf der gleichen Bahn seine Runde. Auch sein Kraulstil ist harmonisch. Aber er liegt doch irgendwie anders im Wasser.
Auer schaffte, nur zwei Wochen nach seiner Premiere auf dieser Strecke wieder in 24 Stunden 70 Kilometer. Seine Antwort auf die Frage, warum er sich nicht 25 Stunden Zeit gelassen hat: „In 25 Stunden kann das ja jeder schwimmen.“
Team der „Warmduscher“
Auf Auers Spuren tummelt sich Alena Kolb. Die 21-jährige aus Rimpar (21) gehört ebenfalls zum Team der „Warmduscher“. Ganz bewusst. „Das Team ist wichtig. Willst Du wirklich ganz vorne landen, dann brauchst du Unterstützung. Jemanden, der dich mitzieht, Dich anfeuert, Dir Mut macht, Dir mal einen Spruch gibt, so wie Sascha, und dich damit wach hält.“
Kolb hat sich vorgenommen, den ersten Platz bei den Frauen zu holen, nachdem sie im letzten Jahr „nur Dritte“ war. Sie schwimmt ruhig, fast bedächtig. Ganz flach treibt sie an der Wasseroberfläche, scheint jeden Armzug ganz bewusst zu setzen. „Ich war bis zum Abitur Schwimmerin bei der DJK Rimpar“, erzählt die Lehramtsstudentin für Deutsch und Englisch. „Aber schnell zu schwimmen, das war irgendwie nie meins.“ Das Ausdauerschwimmen liege ihr mehr. Und so hat sie sich dem Team der „Warmduscher“ angeschlossen und trainiert oft mit Auer im Gerbrunner Hallenbad. Am Ende wird sie mit 38,8 Kilometern zweite Frau nach Daniela Furkel.
Robin erreicht sein Ziel
Schwimmtraining hat Robin Krückel (13) nie genossen. Aber er hat wie sein Bruder Tristan (10), das bestätigt Mutter Melanie, viel Spaß an Sport und Bewegung. Robin und Tristan wohnen in Büchold bei Arnstein. Sie besuchen beide die vierte Klasse der Jenaplan-Schule. Wegen seines Down-Syndroms braucht Robin für die Schullaufbahn ein bisschen mehr Zeit als sein jüngerer Bruder.
Wer beim 24-Stunden-Schwimmen mitmachen wollte? „Ich“ ruft Robin und strahlt übers ganze Gesicht. Erfahren hat er von der Veranstaltung durch die Schule. Ähnlich wie es Schulen sonst etwa beim Residenzlauf tun, hat die Jenaplanschule in Gerbrunn ein Team gemeldet, beinahe 30 Teilnehmern sind am Start.
Stolz strahlt aus den Augen
Robin selbst möchte sich heute eine Goldmedaille holen. Tristan hat das schon geschafft. Für Gold müssen Kinder mindestens 3050 Meter schwimmen, 122 Bahnen. „Wenn es heute nicht klappt, schwimmen wir halt morgen Vormittag noch einmal“, sagt Robins Mutter. Beim 24-Stunden-Schwimmen darf man Pausen machen, sogar zu Hause oder im eigens nebenan in der Schule eingerichteten Schlafraum. Robin hat das nicht nötig. Langsam, aber stetig ist Robin am Samstagnachmittag zu seinem Ziel geschwommen. Stolz strahlt ihm aus den Augen.
Ein konkretes Ziel hat fast jeder Teilnehmer. Für Alfred Jelinek sind 16 Kilometer Pflicht, 20 wären Kür. Unglaubliches schaffen die vier Kinder der DLRG-Familie Baumgartner. Ganz ohne Mithilfe von Erwachsenen schwimmen sich Tom (5), Ines (7), Anja (9) und Romy (11) zum Familiensieg (27,05 Kilometer). Und das, obwohl sie zwischendrin am Samstag mehrere Stunden bei einer Geburtstagsfeier waren.
Die Ergebnisse: Längste Strecke Männer: 1. Sascha Auer (70 Kilometer), 2. Fabian Hoya 50,45 km, 3. Daniel Schenke, 45 km. Frauen: 1. Daniela Furkel (42,2 km), 2. Alena Kolb (38,8 km), 3. Katharina Emmert (30,3 km). Mannschaftswertung: 1. Warmduscher (330,6 km, 13 Schwimmer), 2. Jenaplan-Schule (126,8; 26), 3. DLRG Gerbrunn (77,2; 14 Schwimmer). Familienwertung: 1. Baumgartner (27,05 km; 4), 2. Steder (13,3 km); 3), 3. Schwarzmann (13,1; 3). Sonderwertung doppelte Stunde (Zeitumstellung), Männer: 1. Fabian Hoya 4,2 km, 2. Horst Schürer (4 km), 3. Matthais Schötz (3,2 km); Frauen: 1. Katharina Emmert (3,2 km), 2. Lisa Mündlein (2,9 km), 3. Melanie Welsch (1,75 km).