Mit viel Temperament, Lebenslust und einer großen Portion Mut gesegnet ist Ida Schneider aus Gera: Mit 82 Jahren absolvierte das älteste Mitglied im Ostthüringer Fallschirmsportclub ihren 100. Tandem-Fallschirmabsprung auf dem Fluggelände des Fallschirmsportclubs in Oberhausen.
Keine Spur von Aufregung, nur Vorfreude zeigt die 1,48 Meter große quirlige Seniorin, die sich in der Luft wie zuhause fühlt. „Einmal oben – das ist wie eine Sucht“ sagt Ida Schneider. Für sie hat diese Sucht vor 17 Jahren begonnen. Nachdem sie mit 66 Jahren in der Chorprobe in ihrem Gesangverein durch einen Sangesbruder zufällig etwas von Fallschirmspringen gehört hatte, stand für sie fest: „Das will ich auch machen.“
Bereits zwei Tage später schwebte sie im September 1995 das erste Mal als Mitspringerin durch die Luft. Von da an war, wie Ida Schneider erzählt, „alles interessant was in der Luft rum fliegt“. Als Passagier bei waghalsigen Kunstflügen in kleinen Maschinen mitzufliegen oder im Segelflugzeug die Welt von oben zu betrachten macht ihr ebenso viel Freude wie vor den Bauch eines Springers geschnallt selbst aus einem Flugzeug oder auch schon einmal aus einem Heißluftballon zu springen.
Dass ihr Mann, der vor fünf Jahren gestorben ist, ihre abenteuerlichen Unternehmungen stets unterstützt und sie dazu ermutigt hat, ist für sie ein Ansporn, weiterzumachen mit den luftigen Aktivitäten.
Stolz präsentiert sie das so genannte Sprungbuch. In dem mit Fotos und Autogrammen versehenen kleinen Buch sind die 18 Flugplätze verzeichnet, auf denen sie bisher gesprungen ist. Darunter auch der Platz in Varadero in Kuba ebenso wie Zell am See in Österreich. Während sie schon in ihrem modischen pink- und türkisfarbenen Overall steckt, erwähnt Ida Schneider noch nebenbei, dass sie im August des vergangenen Jahres am Knie operiert worden ist.
Nachdem das neue Knie so wunderbar funktioniert, dass sie allwöchentlich zur Gymnastikstunde gehen und die 46 Stufen zu ihrer Wohnung hinauf mühelos bewältigen kann, wartete sie ungeduldig darauf, endlich ihren 100. Tandemsprung zu absolvieren. In ihrem Verein in Gera ist das derzeit nicht möglich, da das Flugzeug defekt ist.
Nachdem der Fallschirmsportclub Oberhausen mit seinem Vorsitzenden Franz Scheuermann mit dem Verein im rund 300 Kilometer entfernten Gera seit langem eine Freundschaft verbindet, kam für Ida Schneider für ihren Jubiläumssprung nur Oberhausen in Frage. Die kleine humorvolle Frau mit dem herzlichen Lachen ist in Begleitung von einigen Vereinsmitgliedern in den Riedenheimer Ortsteil gekommen. Der Grund für ihr sichtliches Wohlergehen ist nicht nur die schöne Aussicht auf den Ochsenfurter Gau. Vor allem gefällt ihr, wie sie augenzwinkernd sagt, die Aussicht, mit dem flotten jungen Mann Markus Scheuermann Fallschirm zu springen. Nach einer kurzen Unterweisung durch den Tandemmaster steigt sie routiniert in die kleine Cessna. Pilot Peter Lang bringt die Springer auf 3400 Meter.
Die Zuschauer, die bei Sonnenschein den Absprung verfolgen, sehen unter dem blauen Himmel kaum den weiß-blauen Fallschirm herunterschweben. Doch die Freudenschreie der 82-Jährigen hören sie sofort. Nach der sanften Landung strahlt Markus Scheuermann kaum weniger als seine Sprungpartnerin. Ida Schneider, die mit glänzenden Augen die Glückwünsche zum 100. Tandemsprung entgegen nimmt, fehlen fast die Worte: „Super, super, einfach nur super“ sprudelt es dann doch aus ihr heraus. Die Umstehenden freuen sich mit Ida Schneider. Mit ihrer Begeisterung für den Fallschirmsport soll für die 82-Jährige noch lange nicht Schluss sein.