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Güntersleben: 84-Jähriger findet seine selbstlose Helferin

Güntersleben

84-Jähriger findet seine selbstlose Helferin

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    Fast vier Wochen hat es gedauert, nun hat sich die Frau, die dem Günterslebener den Einkauf bezahlt hat, gemeldet. Der Mathematiker überreichte ihr einen Blumenstrauß und eines seiner selbstentwickelten Fotokunstwerke mit passender Symbolik.
    Fast vier Wochen hat es gedauert, nun hat sich die Frau, die dem Günterslebener den Einkauf bezahlt hat, gemeldet. Der Mathematiker überreichte ihr einen Blumenstrauß und eines seiner selbstentwickelten Fotokunstwerke mit passender Symbolik. Foto: Dita Vollmond

    Fast vier Wochen hat es gedauert, bis der entscheidende Anruf diese Redaktion erreichte: „Hallo, Schulenberg mein Name, ich habe gehört, dass Sie mich suchen.“ Mareike Schulenberg ist die Frau, die der Günterslebener Herbert Basler so lange gesucht hatte. Die Frau, die selbstlos und ohne Bitte den Einkauf des 84-Jährigen bezahlte, mit den Worten „Ich habe gelernt, nach Möglichkeit, jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen.“

    Nun konnte er endlich Danke sagen. "Ich bin so froh, dass wir uns sehen", sagt er bei dem ersten Aufeinandertreffen mit der jungen Frau. Basler hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben. Er habe nicht mehr damit gerechnet, dass sich die Frau jemals noch melden wird. "Ich dachte, dass sie vielleicht einfach nicht gefunden werden möchte“, sagt er. Dafür ist er jetzt umso glücklicher, ein Stein fällt ihm vom Herzen. "Danke!"

    Hinter dem Geschenk steckt ein großer Gedanke

    Diese fünf Buchstaben, die so berührt aus dem Mund des ehemaligen Mathematikprofessors kommen, drücken all die Gefühle des überwältigten Rentners aus. Denn der Dank von Herbert Basler richtete sich an Mareike Schulenberg, jene Frau, die ihm den Einkauf bezahlte, als der Mann verzweifelt, hilflos und ohne Geldbeutel an der Supermarktkasse in Güntersleben stand. Das sei in der heutigen Zeit, so der Rentner, alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

    Den Satz, den Basler unter das Bild geschrieben hat, projiziert er auch auf seine Helferin.
    Den Satz, den Basler unter das Bild geschrieben hat, projiziert er auch auf seine Helferin. Foto: Dita Vollmond

    Und so übergab er der 34-Jährigen einen großen bunten Blumenstrauß und den Druck eines der selbstgeschossenen Fotografien des Hobby-Fotografen. "Seine Wurzeln prägen diesen Baum – von Anfang an", steht unter dem Foto geschrieben. Dass dahinter ein großer Gedanke steckt, ist Basler wichtig zu sagen. "Das ist ein Ölbaum, der aus Wurzeln besteht, seine Wurzeln prägen ihn", erzählt er seiner Helferin. Das Wort "prägen" betont er hierbei besonders laut und deutlich. "Und das denke ich mir, trifft auch auf Sie zu. Sie wurden geprägt von Ihren Eltern, denn Sie haben gesagt, dass Sie gelernt haben, möglichst jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen."

    Für Herbert Basler war die Frau, die ihm in so misslicher Lage beigestanden hat, zunächst eine große Unbekannte. Denn Mareike Schulenberg hat dem Rentner nicht ihren Namen verraten. Erst nachdem die Geschichte der verzweifelten Suche nach der Helferin öffentlich gemacht wurde und eine Arbeitskollegin ihr davon später berichtete, meldete sie sich in dieser Redaktion. Dabei war alles ein großer Zufall, wie Schulenberg erzählt. "Ich fahre zwar täglich durch Güntersleben, bin damals aber nur schnell in den Supermarkt gehüpft, weil ich etwas gebraucht habe", sagt die Arnsteinerin, die im neuen Hafen in Würzburg arbeitet. Wochen später habe sie sich mit einer Arbeitskollegin über die Jugend unterhalten, so seien sie auf das Thema Freundlichkeit gestoßen. "Ich habe dann beiläufig erzählt, dass ich vor kurzem einem älteren Herrn den Einkauf bezahlt habe." Daraufhin habe ihre Arbeitskollegin ihr dann den Zeitungsartikel gezeigt. "Ich habe das Bild gesehen und wusste sofort, dass tatsächlich ich damit gemeint bin." So konnte dann das Treffen der beiden arrangiert werden.

    "Heutzutage wird so wenig geholfen, es wird nur noch auf sich selber geachtet, gar nicht mehr auf die Mitmenschen."

    Mareike Schulenberg

    "Was ich aber bis heute nicht verstehe: Warum wollten Sie mir partout nicht Ihren Namen verraten?", fragt Basler seine gute Fee. Er sei so verzweifelt gewesen, habe Tag und Nacht an die junge Helferin gedacht. "Weil ich einfach nur wollte, dass Sie das annehmen. Ich habe auch absolut keine Gegenleistung dafür erwartet", antwortet sie. Sie habe es so von ihren Eltern beigebracht bekommen. Basler hat es mit seinem Ölbaum also auf den Punkt gebracht. "Heutzutage wird so wenig geholfen, es wird nur noch auf sich selber geachtet, gar nicht mehr auf die Mitmenschen." Ihre Eltern haben die Erziehung und somit auch ihre Sicht auf das Leben geprägt, so Schulenberg. Sie wollte jedoch nie einen Eigennutzen daraus ziehen. "Dass das jetzt so weite Kreise gezogen hat, damit hätte ich niemals gerechnet." Auch die Geschenke von Herbert Basler wollte die bescheidene Frau am liebsten gar nicht annehmen.

    Doch Basler bestand darauf. Es sei das Mindeste, was er tun könne. "Ich denke, dass Sie sehen, dass ich dankbar bin und mich sehr über Ihre Geste gefreut habe", sagt er am Ende des Gesprächs. Und genau das wollte Schulenberg erreichen, "Ihnen einfach eine Freude damit bereiten."

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