Von Würzburg in die weite Welt: Vor 90 Jahren wurde das Missionsärztliche Institut (MI) gegründet. In einer fünfteiligen Serie stellen wir Ärzte vor, die derzeit für das MI in Afrika im Einsatz sind. Heute: Hans Schales, Simbabwe.
Hans Schales: Leben und Laufbahn
74 Jahre, Arzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, verwitwet seit 1998, Vater eines Sohnes (48) und einer Tochter (46), Mitglied im MI seit 1960 als Medizinstudent.
Aufgewachsen bis zur Bombennacht 1945 im Frauenland, danach Volksschule und Gymnasium im Saarland, drei Semester des Medizinstudiums in Würzburg und erster Kontakt mit dem MI, Vorbild Dr. Hans Neudecker (Missionsarzt), Besuch als Famulus in Nigeria. 1966 mit junger Familie über zwei Jahre als Missionsarzt in Nigeria, 30 Jahre als Arzt im Saarland. Nach dem Tod meiner Frau (1998) Ausreise auf Empfehlung meiner Freunde des MI nach Simbabwe.
Mein Einsatz in Simbabwe: Helfen in einem bankrotten Land
Das St. Luke's Krankenhaus der Erzdiözese Simbabwe war auf der Suche nach einem Arzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, damit die vom Staat errichtete Hebammenschule eröffnet werden konnte. Mein Arbeitsvertrag mit AGEH/Misereor sah vor, dass ich ein pakistanisches Arztehepaar des 250-Betten-Krankenhauses entlasten sollte. Der wirtschaftliche Kollaps und politische Unruhen veranlassten das pakistanische Ehepaar, mit seinen beiden Kindern das Land zu verlassen und ich stand mit dem Krankenhaus allein, bis mir zwei einheimische Jungärzte zugeteilt wurden. Eine Lehrhebamme wurde gefunden, die Schule konnte eröffnet werden und die tägliche Arbeitsbelastung wuchs – ohne dass staatliche oder kirchliche Hilfe die personelle und materielle Not gelindert hätte.
Wie ein Wunder kam Hilfe aus Deutschland: Meine Kinder und Freunde gründeten den Förderverein Afrika-Projekt Dr. Schales e.V. (www.afrikaprojekt-schales.de). Jetzt ging es wieder aufwärts mit dem 1950 gegründeten Krankenhaus und den zehn Außenstationen für ein Einzugsgebiet von über 120 000 Menschen. Gleichzeitig wurden sieben Grundschulen und zwei weiterführende Schulen unterstützt.
Die Patienten strömten aus großer Entfernung auf abenteuerlichen Wegen nach St. Luke's. Das Krankenhaus wurde weit über die Provinzgrenzen bekannt und es gelang, eine einheimische erfahrene Internistin als leitende Ärztin für drei Jahre an das entlegene Buschkrankenhaus zu verpflichten. Die Regierung wurde aufmerksam und versprach, das Jahresbudget zu erhöhen und St. Luke's wurde von landesweiten Stromabschaltungen weitgehend verschont.
Die leeren Kassen des Staates haben allerdings außer Versprechungen keine Verbesserung im Gesundheitswesen gebracht. Die Kinder- und Müttersterblichkeit sind in den letzten zehn Jahren angestiegen. Die Ärzte und Krankenschwestern wandern weiterhin aus. Die Unterstützung aus Deutschland für die Armen und Kranken bestimmt mein Leben vor Ort und ist meine stärkste Motivation weiterzumachen.