Hell lodern die Flammen aus dem Auto in der bereits fertig gestellten Röhre des Katzenbergtunnels zwischen den Würzburger Stadtteilen Heidingsfeld und Heuchelhof. Rauch steigt auf. Rund 30 Männer und Frauen in orangen und gelben Warnjacken stehen dabei - und sehen zu. Es sind Mitarbeiter der Autobahndirektion, von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften, den beteiligten Baufirmen und Ingenieurbüros - und ein paar Journalisten.
Heißbrandversuche im Tunnel standen auf dem Tagesprogramm der Autobahndirektion Nürnberg. „Wenn es die Witterung zulässt, soll schon ab Mitte Januar kommenden Jahres der Verkehr der A3 über die neue Brücke und durch den neun Tunnel rollen“, sagte Andreas Hecke, bei der Autobahndirektion Projektverantwortlicher für die Sanierung der A3 zwischen der Anschlussstelle Heidingsfeld und der Mainbrücke bei Randersacker. „Doch zuvor müssen alle verkehrs- und sicherheitstechnischen Anlagen geprüft werden, sonst dürfen wir die Straße nicht freigeben.“
Rundherum waren Messgeräte aufgebaut
So hatten Mitarbeiter einer Spezialfirma aus Leipzig ein aus Stahlplatten zusammengeschweißtes „Auto“ auf einem Hänger mitgebracht und in der Röhre aufgestellt. Rundherum waren Messgeräte aufgebaut. Weil die 570 Meter lange, 18,50 Meter breite und etwa sechs Meter hohe Tunnelröhre vom ihrem westlichen Ende an der neuen Brücke bis zum östlichen Portal an den Raststätten ansteigt, käme es hier im Falle eines Brandes zu einem unerwünschten Kamineffekt, erläuterte Hecke. Unerwünscht, weil dann der Rauch und die giftigen Gase von einem brennenden Fahrzeug durch den ansteigenden Tunnel und über die dahinter in Fahrtrichtung Frankfurt im Stau gefangenen Autos hinwegziehen würde - mit wahrscheinlich fatalen Folgen für deren Insassen.
Um dies zu verhindern, ist ein System von Fühlern an der Decke montiert, die innerhalb von 60 Sekunden einen Brand bis auf 50 Meter genau feststellen können und dies an die Verkehrsbetriebszentrale in Fischbach bei Nürnberg weitermelden. Zeitgleich werden automatisch sogenannte Notfallorientierungslichter an der Decke angeschaltet, die großen Ventilatoren beginnen sich zu drehen und blasen den Rauch in Fahrtrichtung mit bis zu zwölf Metern pro Sekunde aus der Tunnelröhre.
Feuer und der Rauch kamen dabei aus der Dose
Am Mittwoch wurde das an zwei Standorten in der Röhre erfolgreich getestet. Das Feuer und der Rauch kamen dabei aus der Dose, oder genauer der Gasflasche. „Wir simulieren hier einen Kleinwagenbrand“, erläuterte Michael Steglitz von der Leipziger Fachfirma Brandschutz Consult. „Das Fahrzeug wird dabei sehr heiß, bitte halten Sie Abstand.“ Hoch loderten dann die Flammen aus dem „Auto“, der von zwei Rauchgeneratoren erzeugte Nebel wurde schnell weggeblasen, auch wenn die Ventilatoren nur mit halber Kraft liefen. Es wurde trotzdem kalt, sehr kalt. Im Betriebsgebäudes des Tunnels zeigte man sich zufrieden, die Vorgaben wurden erfüllt.
Die Geschwindigkeit wird auf 60 Kilometer pro Stunde herabgesetzt
In den kommenden Tagen wird noch mehr Tunneltechnik getestet, auch sogenannte Datenpunkttests wird es geben, erläuterte Frank Heim, Tunnelmanager bei der Autobahndirektion und zuständig für die Sicherheit und den Betrieb des Tunnels. „Wenn zum Beispiel eine Tür geöffnet wird, müssen die Ampeln automatisch beginnen zu blinken und die Geschwindigkeit wird auf 60 Kilometer pro Stunde herabgesetzt, weil sich Fußgänger im Tunnel befinden“, erläuterte er.
„In der Verkehrsbetriebszentrale in Fischbach wird die Videoüberwachung aufgeschaltet, damit man darauf reagieren kann.“ Bei soviel Technik wird schnell klar, warum von den 45 Millionen Baukosten für beide Röhren rund elf Millionen nur auf die Technik entfallen. Sicherheit ist nicht billig, aber wichtig.