Der eigentlich lapidare Satz „Bring doch mal Müll den raus!“ hat seit vergangener Woche für die Bewohner im Geviert H 1 am Straßburger Ring mit seinen vielen Stichstraßen eine völlig neue Dimension: Nach dem Fahrverbot für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen – damit auch für die Fahrzeuge der Stadtreiniger – über die maroden Tiefgaragen innerhalb des Rings stehen die 270 Müllcontainer und -tonnen jetzt rund um den Straßburger Ring.
Die Folge: Viele Bewohner müssen ihren Abfall teils bis zu 400 Meter weit zu den Tonnen tragen. Ein kleineres, 7,5 Tonnen schweres Müllauto, soll hier Abhilfe schaffen.
Diesen Plan schlug Kommunalreferent Wolfgang Kleiner am Montagnachmittag den Stadträten im Werkausschuss vor. Das leichtere Fahrzeug mit einer Zuladungskapazität von 1,6 Tonnen könnte dann weiterhin auch innerhalb des Rings den Müll entsorgen. Allerdings wäre das keine billige Angelegenheit: Auf rund 200 000 Euro pro Jahr rechnet Kleiner den Einsatz des neuen Fahrzeuges und drei Müll-Ladern. Da es ein solches Auto „nicht von der Stange gibt“ und frühestens „in sechs bis neun Monaten“ zur Verfügung stünde, wollte sich Kleiner umgehend die Zustimmung der Stadträte holen – und stieß auf Skepsis.
Vor allem Alt-OB Jürgen Weber monierte, dass das „für eine Übergangslösung viel zu viel Geld“ sei. „Das sprengt doch jeden Rahmen. Damit könnten wir ja bald die ganze Tiefgaragen-Baumaßnahme finanzieren.“ Die Tonnen müssten wieder dahin, wo sie waren. Die Abfallschlepperei sei keinem zuzumuten. Webers Vorschlag: Die Mitarbeiter der Stadtreiniger sollten die Container- und Tonnen zum Straßburger Ring schieben und rollen, um sie dort in den normalen Müllautos zu entleeren.
Diesem Vorschlag erteilte Kleiner eine Absage. Zum einen seien die teils bis 600 Kilogramm schweren Tonnen oder bis zu 1,1 Tonnen schweren Müllcontainer nicht dafür ausgelegt, über mehrere hundert Meter bewegt zu werden. Zum anderen sei es aus Gründen der Arbeitssicherheit auch nicht möglich, das dem Stadtreiniger-Personal zuzumuten.
Weber kritisierte dennoch, dass es ein Unding sei, wenn das „kleine“ Müllauto mit gerade mal 1,6 Tonnen Abfall an Bord dann ständig vom Heuchelhof zum Müllheizkraftwerk stundenlang durch die Stadt fahre. Diesen Dauereinsatz bestätigte Kleiner: Er kalkuliert mit 35 Fahrten in zwei Wochen. „Das ist aber die einzig professionelle Lösung“, warb der Kommunal- und Umweltreferent für sein Modell, das gleichzeitig ein anderswo kaum anzutreffender Bürgerservice sei.
Es nützte auch nichts, die vorhandenen Müllautos nur halb zu befüllen. Und er sehe auch kein Privatunternehmen, das für die Übergangszeit in der Lage wäre, die Müllentsorgung zu übernehmen, beantwortete Kleiner entsprechende Fragen von ÖDP-Stadtrat Heinz Braun.
Offen blieben und bleiben mehrere Fragen: Selbst wenn das kleinere Müllauto in einem halben oder Dreivierteljahr kommen sollte, gibt es dann eine Zwischenlösung für die Anwohner oder müssen diese ihren Abfall weiterhin so lange und so weit durch die Gegend schleppen? Und wann fällt die Entscheidung, ob das neue Auto nun kommt oder nicht?
Die Debatte endete damit, dass Kleiner und sein Team weiter nach Lösungen suchen sollen und wollen. Denn klar sei, so Bürgermeister Adolf Bauer: „Es darf dort kein Mülltourismus entstehen.“
Zum Leidwesen von Grünen-Rätin Karin Miethaner-Vent wurde über die eigentliche Ursache des Müll-Dilemmas, die maroden Tiefgaragen, kein Wort verloren. Ob die Stadt dabei Schuld trägt oder wer die Garagen sanieren oder zuschütten muss, darüber läuft ein Verfahren vor dem Landgericht. Und das kann dauern. Vermutlich wird es bei den Bewohnern am Heuchelhof noch viele Diskussionen geben, wer denn „heute den Müll rausbringen“ muss.