Seit Mittwochabend müssen über 20 000 Menschen in den Würzburger Stadtteilen Lengfeld, Lindleinsmühle, Versbach, Grombühl, Ober- und Unterdürrbach sowie in der Gemeinde Estenfeld das Leitungswasser vor der Benutzung abkochen. Bei einer Routinekontrolle hatte die Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH, die zum städtischen Konzern WVV gehört, im Bereich des Hochbehälters Heiligenholz in Estenfeld eine Verunreinigung mit Enterokokken-Bakterien nachgewiesen.

Als Sofortmaßnahme gegen die Bakterien wird dem Trinkwasser im betroffenen Bereich Chlor zugeführt, sodass das Wasser auch leicht nach Clor riechen könnte, so die WVV. Das Trinkwasser werde monatlich kontrolliert, erklärte die WVV-Pressesprecherin Susanna Blum. Bei der Kontrolle am Mittwoch sei im Hochbehälter ein Wert von maximal vier Enterokokken pro 100 Milliliter festgestellt worden. Trinkwasser darf keine Enterokokken enthalten, so Blum auf Nachfrage dieser Redaktion.
Welche Bakterien Enterokokken sind und wie gefährlich sie für den Menschen sind, hat diese Redaktion beim Bundesinstitut für Risikobewertung, beim Bayerischen Gesundheitsministerium und beim Würzburger Gesundheitsamt recherchiert.
Worum handelt es sich bei Enterokokken?
Enterokokken gehören zu den Milchsäurebakterien. Sie kommen häufig vor und gehören zur normalen Darmflora von Menschen und Tieren. Manche Arten von Enterokokken finden sich in Käsesorten. Einige sind aber Krankheitserreger.
Wie entstehen Sie im Wasserversorgungssystem?
Enterokokken vermehren sich nicht im Wasser, sondern zum Beispiel im menschlichen oder tierischen Körper. Ins Trinkwasser gelangen sie durch Verunreinigungen des Wassers von außen. Auch in Badeseen werden immer wieder Verunreinigungen mit Enterokokken nachgewiesen.

Wie gefährlich sind Sie für den Menschen?
Manche Enterokokkenarten lösen Infektionen aus. Das sind unter anderem Blutvergiftungen, Herzbeutelentzündungen und Harnwegsinfektionen. Kritisch kann dies für Menschen, mit geschwächten Immunsystem werden. Problematisch ist, dass einige Enterokokken-Erreger Resistenz gegenüber bestimmten Antibiotika entwickelt haben.
Welche Symptome können sich zeigen?
Wer verunreinigtes Wasser trinkt, riskiert laut dem Würzburger Gesundheitsamt Magen-Darm-Beschwerden, Durchfall und Erbrechen.
Sind sie auch für Tiere gefährlich? Oder können diese weiter Leitungswasser trinken?
Tiere verfügen in der Regel über ein robustes Immunsystem. Sie können im Regelfall das Wasser aus der Leitung zu sich nehmen. Wasser in der Natur ist auch nicht keimfrei. Im Zweifelsfall sollte man sich an das zuständige Veterinäramt wenden.
Wie nimmt man Enterokokken auf? Kann man diese auch unter der Dusche einatmen?
Die Aufnahme erfolgt oral, zum Beispiel durch das Trinken von verunreinigtem Wasser . Zum Zähneputzen sollte abgekochtes oder abgepacktes Wasser genutzt werden. Für die Körperpflege (waschen, duschen, baden) kann das Leitungswasser ohne Bedenken weiterhin genutzt werden. Wunden sollten vor Wasserkontakt wasserdicht abgedeckt werden.
Wie kann man sich vor Ihnen schützen?
Enterokokken kommen sowohl natürlich in der menschlichen Darmflora vor, als auch als potenzielle Krankheitserreger im Trinkwasser. Bei Beachtung der allgemeinüblichen Hygieneregeln lässt sich das Infektionsrisiko minimieren.

Was wird nun gegen die Verunreinigung getan?
Sind Enterokokken im Trinkwasser nachweisbar, ist eine Desinfektion des Trinkwassers mit geeigneten und zugelassenen Desinfektionsmitteln (zum Beispiel Chlor, Chlordioxid) durch den Trinkwasserversorger erforderlich. Da es eine gewisse Zeit dauert, bis das gesamte Wasser in einem Versorgungsgebiet desinfiziert ist, muss bis dahin das Wasser vor dem Gebrauch abgekocht werden.
Momentan wird das Wasser gechlort. Diese Chlorung soll noch länger Bestand haben. Birgt Chlor eine Gesundheitsgefahr für den Menschen?
Mit Chlor versetztes Trinkwasser weist in der Regel einen Chlorgehalt zwischen 0,1 und 0,3 Milligramm pro Liter auf. Bei dieser geringen Dosierung gilt Chlor zwar als geschmacklich unangenehm, für die Gesundheit birgt es jedoch keine Gefahr.