Was für ein Menschenauflauf vor dem Kiliandom! Aber das seit 15 Monaten geschlossene Gotteshaus war nicht der Grund für die Versammlung der etwa 70 Menschen, Geschäftsleute, Privatpersonen und Vertreter von Praxen. Sie waren alle gekommen, um einem Postboten den Eintritt ins Privatleben zu erleichtern und zu versüßen. Briefträger Bruno Werners Arbeitsleben endet nämlich an diesem Samstag nach 50 Dienstjahren. Und weil er so beliebt ist gab es Musik, Ansprachen, Blumen und ein weiteres Geschenk. Bruno Werner betreute den Bereich Domstraße und Kürschnerhof.
Überwältigt von der Kulisse der Gratulanten ließ sich der Bote zu seinem Lieblingswitz hinreißen: „Ich hatte den größten Zustellbezirk Deutschlands: vom Dom bis zur Nordsee“. Daniel Osthoff hatte sich zum Sprecher der Kunden Werners gemacht und sogar eine Lautsprecheranlage organisiert. „Sie waren weniger Briefträger eher ein Postbote, der gute und schlechte Nachrichten bringt und sich mitfreut und der mitleidet. Für uns waren sie der Prototyp eines Boten.“ Während der kurzen Würdigung hielten mehrere Fans von Werner trotz eisigem Wind tapfer hoch: „Servus Bruno mach's gut“, war darauf zu lesen. Dann gab es ein gemeinsames Lied: „Möge die Straße uns zusammenführen und der Wind in Deinem Rücken sein“, lautete der Beginn des Liedtextes.
Und auch die Kirche hatte einen Vertreter geschickt: Dompfarrer Jürgen Vorndran. Er schenkte dem beliebten Postboten die Domtürme als Bronzeplakette im Namen von Bischof Friedhelm Hofmann. „Sie haben uns so manchen Brief aus dem fernen Rom gebracht. Sie hatten sie vor unserem Bischof in der Hand“, witzelte Vorndran. Was blieb dem so Gelobten da noch übrig als nahezu fassungslos und gerührt auf die Menge zu blicken. „Ich bin beeindruckt.“ Und: „Ich bin doch nur ein Briefträger, der die Briefkastenschlitze bedient hat.“ Der Domplatz hallte wider von tosendem Applaus. Dann gab es eine emotionale Abschiedsrunde.