Aus der Stadt sind sie eigentlich nicht wegzudenken. Schon von weitem sieht man ihre weißen Hauben leuchten: die der beiden Diakonissenschwestern Rosemarie Schmollinger und Anni Blues. Ein halbes Jahrhundert bzw. 30 Jahre lang haben sie in Würzburg gearbeitet und gelebt, im März 2016 ziehen sie zurück ins Diakonissenmutterhaus Hensoltshöhe in Gunzenhausen, berichtet der „Monatsgruß“ des evangelischen Dekanates.
Seit 1925 gibt es im Blauen Kreuz Würzburg Diakonissen. 1958 hatte das Diakonissenmutterhaus das Haus in der Ottostraße 12 mit einem großen Saal und der Diakonissenwohnung gebaut und daneben im Haus Nummer 14 das Seniorenheim „Abendfrieden“ mit Schwester Inge Frosch. Schwester Rosemarie, Jahrgang 1939, gebürtig in Bondorf bei Herrenberg, war gerade mit ihrer Krankenpflegeausbildung in Bayreuth fertig geworden. Sie wurde nach Würzburg entsandt um Jugendarbeit zu machen. 1964 kam sie am Hauptbahnhof an, zum neuen Domizil ging?s zu Fuß mit den Koffern in der Hand.
Jugendkreise, Freizeiten, Busfahrten, Feiern, Eltern-Kind-Nachmittage – vieles hat in dieser Zeit Schwester Rosemarie organisiert. Und viele haben von ihr das Gitarrespielen gelernt, unter anderem auch der spätere Studentenpfarrer Richard Weißkopf, mit dem sie sich über den Erhalt der Kreuzigungsgruppe in St. Stephan auseinandersetzen sollte.
Mit den Jahren veränderte sich die Arbeit, der Bedarf an Suchtkrankenhilfe wuchs. 1986 kam Verstärkung mit Schwester Anni, Jahrgang 1944, gebürtig in Talmesch, Kreis Hermannstadt in Siebenbürgen, eine Sozialpädagogin. Schwester Rosemarie, inzwischen mit einem Pkw R4 motorisiert, holte sie ab. Eine gute Zusammenarbeit und Lebensgemeinschaft entstand, das Blaue Kreuz erlebte eine Blütezeit mit dem Ausbau der Psychosozialen Beratungsstelle. „Wir sind blau bis auf die Knochen!“, lacht Schwester Anni. Viele Kontakte, Gespräche, Lebensbegleitungen, auch mancher Gang zum Grab sind beiden in Erinnerung. Dazu viele Abendveranstaltungen, der Singkreis und die sonntäglichen Gottesdienste. Besonders am Herzen liegt ihnen, dass in den Kirchengemeinden auch die Möglichkeit geboten wird, ein alkoholfreies Abendmahl zu empfangen.
2006 wurden die Häuser in der Ottostraße 12 und 14 aufgegeben, die Psychosoziale Beratungsstelle wurde ausgegliedert und als zweite Arbeit des Blauen Kreuzes im Matthias-Ehrenfried-Haus weitergeführt. Der Ortsverein verblieb in der Martin- Luther-Straße 5b. 2009 bezogen die Schwestern die Wohnung in der Kettengasse 15.
Täglich frühmorgens geht Schwester Rosemarie zum Orgelspielen in die Stephanskirche. Von Hans-Peter Neudeck übernahm sie 2003 den Orgeldienst in vielen Altenheimgottesdiensten, dazu war sie ehrenamtlich unter anderem im Café 60plus und im Vertrauensausschuss der Kirchengemeinde St. Stephan aktiv. Beide Schwestern pflegten auch im Ruhestand viele Kontakte und die Arbeit in den Blau-Kreuz-Gruppen.
Mit ihrem Umzug ins Mutterhaus geht in Würzburg eine Ära zu Ende. „Wir müssen Abschied nehmen, aber es wartet Neues auf uns“, sagt Schwester Rosemarie. Und sie sind Gott dankbar – für alles Gute, das entstanden ist, für ein erfülltes Leben und für die Zweier-Wohngemeinschaft, die ihnen noch im Ruhestand vergönnt war. Es soll alles im Blauen Kreuz gut und im Segen Gottes weitergehen, damit es noch vielen Menschen eine Hilfe wird, das wünschen sie sich.
Im Gottesdienst am Sonntag, 13. März um 10 Uhr in St. Stephan werden Schwester Rosemarie und Schwester Anni verabschiedet.