„Nur was ich verinnerlicht habe, kann ich lehren und weitergeben“ so lautete die Maxime von Professor Dr. Theodor Seidl, der seit 1991 Inhaber des Lehrstuhls für Altes Testament und biblisch-orientalische Sprachen an der Universität Würzburg war und nun in seiner oberbayerischen Heimat in Scheyern seinen Ruhestand verbringt. Während seiner 19-jährigen Lehrtätigkeit wohnte der Theologe in der Veitshöchheimer Gartensiedlung und war dort voll in das Gemeindeleben integriert.
Als „mitarbeitender Priester“ half er in den katholischen Gemeinden Sankt Vitus und Heilige Dreifaltigkeit nicht nur an Sonn- und Feiertagen und bei Taufen und Trauungen aus, sondern feierte immer werktags am Morgen Gottesdienste in der Kuratiekirche, die schnell einen festen Besucherstamm hatten. Auch in der Kapelle des Altenheimes Sankt Hedwig war er häufig präsent.
Auch in der evangelischen Gemeinde war Seidl als gebildeter und feinsinniger Gesprächspartner hoch angesehen, vor allem wegen der von ihm gestalteten Ökumenischen Bilbeltage. Diese erfreuten sich großer Beliebtheit, da der Professor für viele Bibeltexte neue Blicke eröffnete.
Dass seine Liebe auch der Musik galt, wurde deutlich, wenn er den Chor und Instrumentalisten aus der Uni einlud, Gottesdienste mitzugestalten oder beim Besuch von Konzerten. So sang beim Abschiedsgottesdienst in Sankt Vitus das „Collegium Musicum Vocale“ unter Leitung von Rudolf Dangel und eine Woche später in der Kuratiekirche das „Consortium Vocale“ unter Leitung von Dieter Frohnholzer während Volker Lukas auf der Orgel brillierte. Theodor Seidl spielt Cello.
„Sie werden uns sehr fehlen“ sagten bei der Verabschiedung im Kuratiesaal unisono Pfarrer Robert Borawski, Kuratie-Pfarrgemeinderatsvorsitzender Bruno Winter und die Vertrauensfrau der Christuskirche Karen Heußner. Auch Bürgermeister Rainer Kinzkofer bedauerte, dass eine so bedeutende Persönlichkeit die Gemeinde verlässt.