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Absprung in neues Lebensgefühl

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Absprung in neues Lebensgefühl

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    Michael Riehle hat sein Orchideen-Reich in Würzburg/Randersacker verkauft, um sein Glück in Australien zu suchen.
    Michael Riehle hat sein Orchideen-Reich in Würzburg/Randersacker verkauft, um sein Glück in Australien zu suchen. Foto: FOTO RICHARD WUST

    Während der vergangenen trüben Wochen liefen die Vorbereitungen für diesen Schritt auf Hochtouren. Mit dem Verkauf seiner Existenzgrundlage hat er jetzt den wichtigsten Pflock eingeschlagen. Denn der 37-Jährige, geboren in Niederstetten/Baden-Württemberg, weiß, je mehr seine Lebenszeit verrinnt, desto schwieriger wird es, sich den Jugendtraum zu erfüllen: Australien. In seiner neuen Heimat herrscht subtropisches Klima, durchschnittlich 14 Grad plus im Winter, 33 Grad im Sommer, "dazu aufs Meer gucken", schwärmt er.

    Er weiß wovon er spricht. Schon 1993 hat er für ein dreiviertel Jahr in Brisbane, der Hauptstadt von Queensland, als Florist gearbeitet. Seitdem hat es ihn nicht mehr losgelassen. Kein Frust über berufliche oder wirtschaftliche Umstände hier in Deutschland sind der Grund, sagt er, aber "das trübsinnige Wetter macht mich verrückt". Es ist der "tiefe innere Wunsch nach einen anderen Lebensgefühl", den er sich in seinem nächsten Lebensabschnitt erfüllen will.

    Etwas Neues anpacken

    Ganz einfach ist das nicht und Michael Riehle möchte keineswegs als Abenteurer gelten. Auch wenn der Drang, immer wieder einmal etwas Neues anzupacken und durchzuziehen, schon sein bisheriges Leben bestimmte. Er ist gelernter Koch, hat dann aber seinen Neigungen entsprechend noch den Beruf des Gärtners und Floristen erlernt und zwischendurch als Landschaftsgärtner gearbeitet, ehe er seinen ersten längeren Aufenthalt in Australien hatte.

    Seine Liebe zu Orchideen entwickelte sich durch die Bekanntschaft mit Wilhelm Currlin, den er schon von seiner Lehre als Koch kannte. Currlin hat im mittelfränkischen Uffenheim eine in Insiderkreisen sehr namhafte Orchideen-Gärtnerei.

    Für Currlin betrieb er zunächst die Gärtnerei an der Gemarkungsgrenze zwischen Würzburg und Randersacker als Filiale und übernahm im August 1997 den Betrieb schließlich in eigener Regie. "Das Geschäft geht gut", so Riehle, "ich bin nicht pleite und will verschwinden. Wer hier etwas erreichen will, kann das auch, es gibt genug Chancen in Deutschland", fügt er ganz bewusst hinzu.

    Nur mit einer soliden Basis kann er sich jetzt auch seinen Traum verwirklichen. Denn die Einwanderung in Australien bedeutet, ein strenges Punkte-System zu erfüllen. Ohne gute englische Sprachkenntnisse hätte er keine Chance, dies könnte er auch durch eine hohe berufliche Qualifikation kaum ausgleichen.

    "Das trübsinnige Wetter hier macht mich verrückt"

    Michael Riehle Auswanderer

    Riehle spricht Englisch, Französisch und natürlich Deutsch. Punkte gibt es unter anderem für seine Berufsausbildungen und für sein Alter. Beim Alter würden mit jedem Jahr die Chancen des 37-Jährigen auf eine Einwanderung sinken.

    Nachdem die Gärtnerei an den Kitzinger Mathias Spath verkauft ist und mit dem Schwerpunkt Orchideen weiterläuft, kann die bürokratische Abwicklung der Aus- bzw. Einwanderung über die Bühne gehen. Dann möchte Michael Riehle erst sehr gründlich sein neues Lebensumfeld kennen lernen und sich solide seine neue Existenz aufbauen, weil er endgültig in Australien bleiben möchte. Vielleicht wird es erst eine Anstellung sein, ehe er ein eigenes Projekt aufbaut. Orchideen sollten es wieder sein, sie haben eine besondere Ausstrahlung. "Jede Blume ist wunderschön", gerät er ins Schwärmen, wenn er von dem "faszinierenden Naturgeschöpf mit vielen Überraschungen" spricht. Hatte er sich in Würzburg noch auf die handelsüblichen Formen beschränkt, könnte er sich vorstellen, sich im warmen Australien auf "Spezialitäten" zu konzentrieren.

    Nicht der typische Auswanderer

    Michael Riehle betonte mehrfach, er verlasse Deutschland nicht aus politischen Gründen oder aus Frust über diesen Staat. Damit ist er nicht der typische Auswanderer. Deutschland hat aufgrund seiner derzeitigen wirtschaftlichen Lage und der Arbeitsmarktsituation momentan die stärkste Auswanderungswelle der Nachkriegszeit. Das trifft auch für Würzburg zu, wo im Jahr 2004 insgesamt 251 Auswanderer registriert wurden. Davon wählte eine deutliche Mehrheit das europäische Ausland. Bei den Fernzielen sind Länder Nord- und Südamerikas bevorzugt, dabei sind die USA wiederum der Spitzenreiter. Aber auch für den australischen Kontinent hatten sich immerhin sieben Würzburger entschieden.

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