100 Jahre besteht die Bayerische Schlösserverwaltung - und gab sich aus diesem Anlass spendabel: Am Freitag standen in ganz Bayern für einen Tag die staatlichen Schlösser und Burgen für Besucher kostenfrei offen, ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm gab's oben drauf. Das galt auch für die Würzburger Residenz, wo von 14 bis 22 Uhr viele Besucher das Angebot annahmen.

Und zu sehen und zu machen gab es eine Menge, und das nicht nur für erwachsene Besucher. "Kinder erkunden die Residenz" lautete so der Titel einer Veranstaltung, bei der die kleinen Gäste nicht nur die Geheimnisse eines Schlosses, sondern auch einen Raum mit über 600 Spiegeln erkunden konnten. Bei schönstem Wetter war auch der Hofgarten Schauplatz thematischer Führungen. Mitarbeiter erläuterten hier die Gestaltung des Gartens und die Methoden der Pflege.
Sonderführung zum Thema Restaurierung
Um Pflege und Erhaltung des Denkmals Residenz ging es bei Sonderführungen zum Thema "Reinigen, festigen und verfüllen". Im Blickpunkt standen hier abgeschlossene Restaurierungsarbeiten. Die Wiederherstellung alter Pracht war dann Gegenstand einer "Vergoldungsführung" im Saal der Ingelheimzimmer. Zu sehen bekamen die Besucher hier die Polimentvergoldung, eine der ältesten Handwerkstechniken, die schon zur Zeit der Pharaonen bekannt war und mit der sich sowohl matte als auch massiv wirkende und stark glänzende Goldoberflächen herstellen lassen.

Kulturelles Erbe dem Volk zugänglich gemacht
Zuvor war der Tag von Vertretern der Bayerischen Schlösserverwaltung und der Politik eröffnet worden. Neben dem Staatssekretär für Landesentwicklung und Heimat Hans Reichart und dem Präsidenten der Schlösserverwaltung Bernd Schreiber waren auch Landtagsabgeordnete und Würzburger Stadträte in den Fürstensaal gekommen, wo das Würzburger Hofgarten-Quartett den musikalischen Rahmen setzte.
Präsident Bernd Schreiber hob in seiner Rede die besondere Bedeutung von kulturhistorisch bedeutsamen Bauwerken wie der Würzburger Residenz hervor und würdigte anschließend die Gründung der Bayerischen Schlösserverwaltung, die mit dem Ende der Monarchie zusammenfiel. Damit entstand 1918 auch die Notwendigkeit, die bayerischen Schlösser und Burgen als kulturelles Erbe zu verwalten und dem Volk zugänglich zu machen.
Die großen Herausforderungen bestünden heute in der Bewältigung und der gleichzeitigen Förderung des Tourismus, dem Ausbau der Zugänglichkeit und einer gesunden Balance von Tradition und Moderne. Als größter Museumsbetreiber in Deutschland ist die Bayerische Schlösserverwaltung laut Schreiber in Bayern für 45 größere Schlösser und Residenzen verantwortlich.
Ausstellung als wichtige Form der Geschichtsvermittlung
Staatssekretär Hans Reichhart sprach der Erhaltung der geschichtsträchtigen Bauten für die Nachwelt eine "identitätsstiftende Bedeutung" zu. Die Zugänglichkeit in Form von Ausstellungs- und Dokumentationsräumen sei eine wichtige Form der Geschichtsvermittlung.
Die Verwaltung und Instandhaltung sei allerdings kein Selbstläufer, mahnte Reichart - der Staat müsse Geld in die Hand nehmen. Als Beispiel nannte er die 15 Millionen Euro, mit denen die Sanierung der Würzburger Festung begonnen werden soll, sowie einen geplanten Dokumentationsraum in der Residenz über die Wiedererrichtung des barocken Baus.
Der CSU-Landtagsabgeordnete Oliver Jörg, der in Vertretung von Landtagspräsidentin Barbara Stamm sprach, unterstrich die Notwendigkeit von Investitionen, um Würzburger Kulturstätten wie die Residenz und die Festung Marienberg für die Zukunft fit zu machen. Nur so könne Würzburg Weltkulturerbe-würdig bleiben und weiterhin ein Magnet für Touristen sein.