Die Akademie Frankenwarte verlässt den Nikolausberg und zieht mit einem verkleinerten Team zum 1. November in die Semmelstraße im Zentrum von Würzburg. Ihre Angebote zur politischen Erwachsenenbildung wird sie künftig an passenden Veranstaltungsorten in und um Würzburg anbieten – und bei Bedarf auch darüber hinaus. Auch das digitale Angebot werde ausgeweitet, kündigt die Akademie in einer Pressemitteilung an.
Der Trägerverein der Akademie, die Gesellschaft für Politische Bildung e.V. (GfPB), durchläuft dieser Tage ein Insolvenzverfahren. Ziel war und ist eine Planinsolvenz als Grundlage für die Fortführung der politischen Bildungsarbeit. Bereits im März hatte Vorstandsvorsitzender Eberhard Grötsch appelliert: "Politische Erwachsenenbildung ist und bleibt unverzichtbar – gerade in Zeiten, in denen die Grundlagen unserer Demokratie in Frage gestellt werden". Daran habe sich bis heute nichts geändert.
Damit der Verein nach einer Planinsolvenz die politische Bildungsarbeit ab November fortführen kann, war und ist eine enge Zusammenarbeit mit der Insolvenzverwaltung nötig. Schweren Herzens sei die Trennung vom Großteil des Teams erfolgt, das in den vergangenen Jahrzehnten die Frankenwarte zu einem vertrauten und liebenswerten Ort politischer Bildung gemacht habe. "Dies bedauern wir am allermeisten", wird die Leiterin der Akademie, Stephanie Böhm, in der Mitteilung zitiert.
Im Gebäudeensemble rund um das Würzburger Wahrzeichen, den Frankenwarten-Turm, hat die GfPB seit den späten 1960er-Jahren jährlich etwa 150 Veranstaltungen und Seminare der politischen Bildung durchgeführt. Zugleich war die Akademie auch ein mehrfach ausgezeichnetes Tagungshotel. Die Akademie hatte für ihre Arbeit auf dem Nikolausberg fünf Gebäude angemietet – von der Friedrich-Ebert-Stiftung Berlin, der Arbeiterwohlfahrt Unterfranken und dem Verschönerungsverein Würzburg. Bis November 2020 wechseln diese Immobilien teils ihre Besitzer und werden nun anderen Nutzungen zugeführt. Intensive Verhandlungen über eine Weiternutzung der Gebäude im Verbund mit neuen Partnern hätten zu keinem Ergebnis geführt, heißt es in der Mitteilung weiter.
Das Bildungsteam der Akademie Frankenwarte wird ab November in der Semmelstraße 46 zu finden sein. Für bereits fest gebuchte Seminare bis Jahresende sind als Alternative die jeweils passenden Tagungshäuser in und um Würzburg ausgewählt worden. Auch für das Jahr 2021 will die Akademie ein attraktives Bildungsprogramm zusammenstellen, das die Schwerpunkte von der sozialen Demokratie über die Europapolitik bis hin zum Kompetenzerwerb weiter bedient.
Regelmäßige Online-Seminare zu aktuellen Themen ergänzen künftig das Portfolio der Akademie. Darüber hinaus ist angedacht, vor Ort das Gerda-Laufer-Forum für Tagesveranstaltungen zu nutzen. Auch biete der Standort in der Semmelstraße mittelfristig die Perspektive für einen weiteren Veranstaltungsraum, informiert die Akademie weiter.
Eine hochkarätig besetzte Fachtagung "Erste Lehren aus Corona: Rechtsstaat, Politik, Gesellschaft" findet in Kooperation mit der Akademie für Politische Bildung am 6./7. November in Eibelstadt statt. Zu Gast sind der Wirtschaftswissenschaftler Peter Bofinger, die gesundheitspolitische Sprecherin der Bundestags-SPD Sabine Dittmar, der Würzburger Klimabürgermeister Martin Heilig, die ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm und die Vorsitzende der Jusos Bayern, Anna Tanzer.
Wer in Zeiten von Corona lieber komplett auf digitale Veranstaltungen setzt, kann sich spontan zum Online-Seminar "Generation Corona!? Jugend in Zeiten der Pandemie" am Montag, 26. Oktober, anmelden.
Der gesamte Programmkalender ist zu finden auf www.frankenwarte.de/veranstaltungen