Der Wandel endete jetzt mit dem Insolvenzantrag beim Amtsgericht. Das war, sagt AKW-Sprecher Johannes Burow, "keine Überraschung mehr." Das AKW steht laut Burow bei der Sparkasse „mit mehreren zehntausend Euro“ in der Kreide, bei der Stadt mit 20 000 und bei seinen Mitarbeitern mit 10 000. Einen weiteren Kredit habe die Bank nur gegen eine städtische Bürgschaft vergeben wollen. Die Stadt aber ging das Risiko nicht ein. Sie verwies auf einen Beschluss aus dem Jahr 2005, nachdem sie Vereinen keine Bürgschaft mehr gewährt. „Damit“, so Burow, „war das Thema vom Tisch. Das hat die innere Moral total gebrochen“.
Enorme Fluktuation
Ausschlaggebend war der zugedrehte Geldhahn nicht. Burow analysiert: Seit dem Umzug aufs Bürgerbräu-Gelände habe es eine enorme Fluktuation in der Mitarbeiterschaft gegeben. Damit sei „eine ganze Menge Wissen verloren und Stabilität flöten gegangen“. Die Zahl der Leute, die sich „ständig und aktiv“ einsetzten, sei von über 20 auf zuletzt drei bis fünf geschrumpft. Eine „gewisse Qualität“ sei nicht mehr zu erreichen gewesen.
Burow sieht das AKW zudem... ...in starker Abhängigkeit von den Studierenden; sie hätten immer weniger Zeit, neben ihrem Studium so etwas Aufwändiges wie das AKW zu betreiben. Er glaubt aber auch, dass sich viele heute „nicht mehr als aktives Element der Gesellschaft wahrnehmen“. Sie hätten kein Gefühl mehr für ihre Möglichkeiten.
Etwa zwei Dutzend Mitarbeiter zählte das alte AKW in der Martin-Luther-Straße. Die meisten standen dem Haus auf dem Bürgerbräu-Gelände schon seit Jahren gleichgültig gegenüber. Was ihnen wichtig war, eine Gegenkultur mit neuen künstlerischen und politischen Formen und Inhalten, spielte im neuen AKW bald keine Rolle mehr.
„Kauf ein, trink zwei“
Aus dem AKW, kritisieren Altvordere, wurde ein Etablissement, das mit „kauf eins, trink zwei“ um Gäste warb. Als Veranstalter boten Jugendkulturhaus Cairo, Bechtolsheimer Hof oder Immerhin ähnliches und mehr. Würzburgs Kulturreferent Muchtar Al Ghusain, der das alte AKW in der Martin-Luther-Straße als Gast erlebte, sieht das ähnlich. Er spricht deshalb von einem „gefühlten und psychologischen Verlust“.
Ein tatsächlicher Verlust fürs städtische Kulturleben sei „nicht messbar“, weil der Besuch zuletzt völlig eingebrochen war.
Interessenten für eine Nachnutzung gibt es bereits. Musiker suchen Proberäume, Kunststudenten wollen eine Kunsthalle einrichten. Die Konzepte seien interessant, sagt Al Ghusain, die Leute machten den Eindruck, „dass sie ausfüllen können, was sie sagen“.
Für ihn ist wichtig, dass das Areal wieder mit Leben erfüllt wird. Und überhaupt: „Der eine Verein geht unter und einer neuer entsteht. Das ist normal. Wenn es mit neuen Ideen verknüpft ist, es es für die Stadt gar nicht so verkehrt.“
Am Wochenende strahlt das AKW zum letzten Mal: am Samstag mit den Soundselectors und am Sonntag mit einer Indie-Disco.