Nachdem die 7. US-Armee im März 1945 bei Worms den Rhein überschritten hatte, erreichten die amerikanischen Divisionen unter Führung des Generals Alexander Patch aufgrund des geringen Widerstandes bereits Ende März Aschaffenburg und das Maindreieck bei Ochsenfurt.
Um auf die kriegswichtige Industriestadt Schweinfurt vorrücken zu können, musste Würzburg rasch eingenommen werden.
Am 31. März 1945 gelangten die ersten Panzerspitzen des XV. US-Korps in den Raum Würzburg und stießen bei Randersacker bis zum Main vor. In der Nacht zum Ostersonntag, dem 1. April 1945, wurde der Flugplatz Giebelstadt besetzt. Hier fielen den amerikanischen Truppen mehrere neue Düsenjäger der Wehrmacht in die Hände, welche infolge Treibstoffmangels nicht mehr hatten eingesetzt oder abgezogen werden können.
Oberst Richard Wolf, ein kriegserfahrener, mit dem Ritterkreuz ausgezeichneter Infanterieoffizier der deutschen Wehrmacht, wurde vom Oberkommando des Heeres mit der Verteidigung Würzburgs beauftragt.
In der Stadt war die militärische Situation unbefriedigend. Im Bereich der Infanterie standen in Würzburg viel zu geringe, zudem für Häuserkampf und Panzerabwehr nur unzureichend ausgebildete Verteidigungskräfte zur Verfügung. Insgesamt konnten nach neueren Quellen aus versprengten Truppenteilen, Polizeikräften und Fahnenjunkerlehrgängen nicht mehr als 1500 Mann mobilisiert werden. Schwere Geschütze – außer Flak –- fehlten, fünf ältere Kettenfahrzeuge standen für einen Einsatz zur Verfügung.
In der Morgenfrühe des 1. April erreichten die ersten amerikanischen Panzer Heidingsfeld. Die links des Mains verbliebenen Kräfte der deutschen Wehrmacht zogen sich daraufhin mit ihren Flugabwehrgeschützen auf das rechte Mainufer zurück und positionierten diese beim Wasserturm auf der Keesburg. Alle drei Mainbrücken wurden gesprengt.
Bis zum 2. April besetzte die amerikanische Infanterie Höchberg und die gesamte linke Mainseite, größere Tanks und schwere US-Artillerie wurden in Höchberg und auf dem Nikolausberg in Stellung gebracht. Während des gesamten 31. März 1945 flogen US-Jagdbomber Angriffe auf die Altstadt, die Zellerau, Zell und Unterdürrbach.
Am 2. April begann die Schlacht um Würzburg, eingeleitet mit einem Beschuss von insgesamt über 18 000 Granaten aus schwerer Artillerie und Panzern, ein konzentrierter Angriff, dessen Wucht die Verteidiger nicht lange standzuhalten vermochten. Zahlreiche Gebäude, welche der britische Bombenangriff vom 16. März 1945 übrig gelassen hatte, fielen in Schutt und Asche.
Am frühen Morgen des 3. April überquerten Ranger der 42. Infanteriedivision, Regiment 222 und 232, auf Booten und unter ständigem Maschinengewehrfeuer den Main, bildeten einen Brückenkopf und weiteten diesen bis zum Abend am Fluss entlang aus. Vorgefertigte Metallbrücken wurden über die gesprengten Bögen der alten Mainbrücke und der Löwenbrücke geschoben, beim Holztor bauten Pioniere eine schwimmende zweispurige Pontonbrücke in den Fluss. So konnten rasch Fahrzeuge und Waffen, Munition und Verpflegung über den Main gebracht werden. Um das eroberte Terrain zu halten und zügig auszuweiten, war kontinuierlicher Nachschub unerlässlich.
Mit Tagesanbruch des 4. April drangen zwei US-Bataillone gegen Handwaffen- und Scharfschützenfeuer in den südlichen Teil der Stadt vor und vermochten die Eisenbahnstrecke Frankfurt-Würzburg-Nürnberg, die zweite Auffanglinie der Verteidiger, zu durchbrechen. Von der Keesburg aus nahm die deutsche Artillerie US-Tanks in der Mergentheimer Straße unter Feuer. Deutsche Truppenteile, die wieder hinter die Angriffsfront gelangen konnten, wurden im Nahkampf vernichtet.
Gegen konzentriertes Granatwerfer- und Scharfschützenfeuer wurden die anschließenden Höhen, insbesondere das Hubland mit seinem Flugplatz und Gerbrunn, eingenommen. Am 5. April kämpften die Ranger, unterstützt von leichten Panzern, die restlichen Stadtteile von deutschen Truppen frei.
Drei Angriffe des Volkssturms, von denen einer von Oberbürgermeister Memmel angeführt wurde, blieben im gegnerischen Feuer liegen. Es wurden zahlreiche Gefangene gemacht, Lkws, Handfeuerwaffen und Munition erbeutet. Als Oberst Wolf sah, dass die Stadt nicht mehr zu halten war und eine Einkesselung drohte, gab er den Befehl zur Räumung.
Für die zerstörte Stadt und ihre demoralisierte Bevölkerung waren sehr plötzlich zwölf Jahre nationalsozialistischer Herrschaft und sechs Jahre Krieg zu Ende. Die einstmals blühende Metropole Mainfrankens bestand nur noch aus Ruinen, etwa 6000 Menschen hatten ihr Leben verloren, der jüdische Bevölkerungsanteil war vernichtet, unwiederbringliches Kulturgut in Rauch aufgegangen.
Am 6. April ernannte die amerikanische Militärregierung Gustav Pinkenburg zum kommissarischen Oberbürgermeister. Als früheres SPD-Mitglied galt er als unbelastet. Da es keine Stadtverwaltung mehr gab, fuhr Pinkenburg anfangs mit dem Jeep durch die Stadt, gab seine Anordnungen über einen Lautsprecher bekannt und ließ Wurfzettel austeilen. Angeleitet von der US-Militärregierung begann mit ihm der Aufbau einer kommunalen Selbstverwaltung nach demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien.
Autor: Dr. Ulrich Wagner, langjähriger Leiter des Stadtarchivs, trat Ende 2014 in den Ruhestand.