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Würzburg: Als moderne Architektur in Würzburg Einzug hielt

Würzburg

Als moderne Architektur in Würzburg Einzug hielt

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    Vom Industriespeicher zum Museum: Der Kulturspeicher in der Äußeren Pleich veränderte ein ganzes Stadtquartier.
    Vom Industriespeicher zum Museum: Der Kulturspeicher in der Äußeren Pleich veränderte ein ganzes Stadtquartier. Foto: Angie Wolf

    Moderne Architektur und Würzburg – das war und ist nicht immer eine Liebesbeziehung. Und dennoch gibt es ein paar bemerkenswerte Beispiele von Architektur, die zur Zeit ihrer Entstehung das Attribut modern, wenn nicht gar avantgardistisch für sich in Anspruch nehmen konnten. Insofern passen sie gut ins Thema des „Tages des offenen Denkmals“, der alljährlich am zweiten Sonntag im September stattfindet. „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“ lautet in diesem Jahr das Motto. Neun unterschiedliche Projekte, an denen ganz unterschiedliche technische Fortschritte im Bauen ersichtlich sind, können am Sonntag, 8. September, besichtigt werden und werden von Fachleuten für die Besucher erklärt.

    Bauhaus-Architektur im Frauenland

    Die Lerchenhainsiedlung, die der Würzburger Architekt Peter Feile 1929 plante und teilweise realisieren konnte, ist ein Beispiel für die Bauhaus-Architektur jener Zeit. Geplant war eine avantgardistische Villenkolonie mit Flachdachhäusern. Drei weiße Häuser wurden tatsächlich gebaut und stießen auf große öffentliche Resonanz. Mit dem Beginn des Dritten Reiches war aber das Ende der „Frühen Moderne“ in Würzburg besiegelt. Das Ergebnis kann man heute noch sehen, denn zwischen den modernen Villen entstanden Giebelhäuser im Heimatstil. Durch die Siedlung führen Architekturhistorikerin Suse Schmuck um 10 Uhr und Gästeführerin Antje Hansen um 12 und 14 Uhr. Treffpunkt ist jeweils an der Ecke Lerchenhain/Keesburgstraße. Hinweis: Die Häuser können nur von außen besichtigt werden.

    Das Verbindungshaus der Corps Franconia im Judenbühlweg 7 wurde 1932 im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtet.
    Das Verbindungshaus der Corps Franconia im Judenbühlweg 7 wurde 1932 im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtet. Foto: Johannes Kiefer

    Das Corpshaus der Studentenverbindung Franconia im Judenbühlweg 7 ist auch unter dem Namen Haus Marbe bekannt. Es wurde 1932 im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ für den Direktor des psychologischen Instituts Prof. Karl Marbe erbaut und ist eines der wenigen Bauwerke dieses Stils in Würzburg. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Geschichte des ursprünglichen Eigentümers. Er verfasste noch während des Dritten Reichs eine tiefgreifende Analyse über die Mechanismen der Volksverführung, die lange verschollen war und erst 2013 wieder auftauchte. 1953 wurde das Haus von der Verbindung erworben. Im Inneren sind noch viele Originalbauteile erhalten. Durch das Gebäude führt Architekt Frank Zumkeller um 15 und 16.30 Uhr.

    Ehemaliges Gaswerk überlebte gerade noch

    Das ehemalige Gaswerk in der Ständerbühlstraße am Fuß des Würzburger Steins sollte eigentlich Anfang der 90er-Jahre abgerissen werden. Doch gerade noch rechtzeitig konnte sein Wert durch baugeschichtliche Untersuchungen nachgewiesen werden. Der dazugehörige Gaskessel überlebte nicht, er wurde in einer Nacht- und Nebelaktion beseitigt. Bei dem dreiflügeligen Gebäude handelt es sich um reine Industriearchitektur, die in den Formen der Neuen Sachlichkeit gestaltet wurde. Heute dient das Gebäude als Museum der Würzburger Stadtwerke. Durch das Gebäude führt um 17 Uhr Architekturhistorikerin Suse Schmuck, die auch historische Fotografien zeigen wird. Treffpunkt ist in der Ständerbühlstraße am Gaswerk.

    Die evangelische Martin-Luther-Kirche in der Von-Luxburg-Straße 2 im Frauenland ist eines von 43 Gotteshäusern, die der Architekt Otto Bartning im Rahmen des Notkirchenprogramms von 1948 bis 1951 erbaute. Die Luther-Kirche wurde durch Spendengelder finanziert. Der denkmalgeschützte Bau wurde nach nur sechsmonatiger Bauzeit im Juni 1949 eingeweiht. Durch die Kirche führt Gisela Burger, Mitglied im Kirchenvorstand. Ihre Führungen finden zwischen 16.30 und  18 Uhr im Zehnminutentakt statt.

    An der St.Johanniskirche wurde vor kurzem ein Plakat angebracht, um auf die Spendenaktion der Gemeinde aufmerksam zu machen. Es müssen 375 000 Euro für die Sanierung der Seitentürme gesammelt werden.
    An der St.Johanniskirche wurde vor kurzem ein Plakat angebracht, um auf die Spendenaktion der Gemeinde aufmerksam zu machen. Es müssen 375 000 Euro für die Sanierung der Seitentürme gesammelt werden. Foto: Thomas Obermeier

    Johanniskirche - ein Mahnmal für den Frieden

    Mit der evangelischen St. Johanniskirche in der Hofstallstraße 5 schuf Architekt Reinhard Riemerschmied einen modernen Kirchenbau im Geist der frühgotischen Sakralarchitektur. Bewusst integrierte er den Turmstumpf und Natursteine der 1945 zerstörten Kirche in den Neubau, um die Verbindung mit der Geschichte der Kirche, der NS-Diktatur und des Zweiten Weltkriegs zu demonstrieren. Im Inneren sind mehrere eindrucksvolle Kunstwerke zu besichtigen. Stadtheimatpfleger Hans Steidle bietet zwei jeweils einstündige Führungen um 14 und 15.30 Uhr an. Treffpunkt ist an der Kirche.

    Regierung von Unterfranken – vielseitig und modern

    Das von 1954 bis 1956 errichtet und zwischenzeitlich sanierte Gebäude der Regierung von Unterfranken am Peterplatz 9 gilt mit seiner vielgestaltigen Architektur und der reichen malerischen, plastischen und kunsthandwerklichen Ausstattung als ein Gesamtkunstwerk der modernen Architektur in Würzburg. Stadt- und Museumsführer Johannes Sanders stellt das Gebäude in zwei einstündigen Führungen um 13 und 15 Uhr vor. Treffpunkt ist am Haupteingang.

    Industrieanlagen werden kulturell genutzt

    Der Kulturspeicher am Alten Hafen war ursprünglich ein Lagergebäude aus dem 19. Jahrhundert. Sein Umbau zum Kunstmuseum war das erste gemeinsame Werk der Architektenbrüder Christian und Peter Brückner aus Tirschenreuth. Sie entkernten das Innere weitgehend und fügten außen behutsam neue Elemente hinzu. So wurde der Kulturspeicher zu einem Ort, der seine Geschichte nicht vergisst, sondern weitererzählt. Durch den Kulturspeicher führt Architekt Norbert Ritzer vom Büro Brückner&Brückner, der an der Planung beteiligt war. Seine einstündige Führung beginnt um elf Uhr. Treffpunkt ist am Haupteingang.

    Jahre der Transformation: Das Bürgerbräugelände

    Ähnlich wie der Kulturspeicher hat sich auch im Bürgerbräugelände in der Frankfurter Straße 87 in den vergangenen Jahren eine Transformation vollzogen. Aus dem alten Brauereigelände wurde ein modernes Kreativquartier, das seine Herkunft nicht verleugnet. Im Gegenteil: Architekt und Miteigentümer Roland Breunig versuchte, so viel wie möglich von der alten Substanz zu erhalten und nur ganz gezielte Eingriffe vorzunehmen. Durch das Gelände führt Stadtrat Willi Dürrnagel um 10.30 Uhr. Treffpunkt ist an der Sektkellerei Höfer.

    Epochenwechsel auch im Hofgarten

    Es mag verwundern, dass auch der Hofgarten der Residenz auf dem Programm des Denkmal-Tages steht. Doch auch in der weltberühmten Gartenanlage vollzog sich ein Epochenwechsel. Denn während in Europa der Barockgarten immer mehr dem englischen Landschaftsgarten wich, entstand unter Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim ab 1770 ein spätbarocker Hofgarten. Sein Nachfolger Franz Ludwig von Erthal vollendete die aus der Mode gekommenen barocken Gartenplanungen nicht, sondern ließ ab 1792 eine englische Partie anlegen. Biologe Joachim Raftopoulo führt von 10 bis 11.15 Uhr durch den Hofgarten. Treffpunkt ist am (von einer Bauplane eingehüllten) Frankoniabrunnen am Residenzplatz.

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