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WÜRZBURG: Alternative Stadtführer erklären die Folgen des täglichen Einkaufs

WÜRZBURG

Alternative Stadtführer erklären die Folgen des täglichen Einkaufs

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    Ab und zu schlüpft sie in die Rolle der Bankkauffrau: Studentin Christina Reber organisiert konsumkritische Stadtführungen durch die Würzburger Innenstadt.
    Ab und zu schlüpft sie in die Rolle der Bankkauffrau: Studentin Christina Reber organisiert konsumkritische Stadtführungen durch die Würzburger Innenstadt. Foto: Foto: Regine beyss

    Spätestens vor der Bankfiliale werden die Teilnehmer langsam lockerer. Beim Rollenspiel bleibt ihnen auch kaum etwas anderes übrig. „Wir spielen die 'Best Bank' und zeigen damit, was mit dem Geld auf dem Sparbuch passieren kann,“ erklärt Christina Reber. Sie ist eine von zwölf jungen Leuten, die in Würzburg konsumkritische Stadtführungen anbieten.

    „Eigentlich sollten wir eher von einem Rundgang sprechen“, findet die 26-jährige Studentin. „Bei einer Stadtführung erwarten die Besucher vielleicht etwas anderes.“ Auf dem Programm der Konsumkritiker steht nämlich weder die Residenz noch die Festung Marienberg. Stattdessen geht es quer durch die Einkaufsstraßen der Innenstadt. An jeweils vier Stationen wollen die Stadtführer ihren Zuhörern die globale Dimension ihres Konsums vor Augen führen. Ob Kleidung, Fleisch, Kaffee oder Handy – jedes Produkt hat kann dabei seine ganz eigene Geschichte. „Wir versuchen, den Teilnehmern interaktiv zu vermitteln, welche Folgen ihr Einkauf hat und wie sie ihn nachhaltiger gestalten können“, so Reber.

    Es geht um den Aha-Effekt

    Bei der Bankenstation heißt das: alternative Geldinstitute vorstellen. „Die meisten kennen diese Möglichkeiten gar nicht“, weiß Christina Reber aus eigener Erfahrung. „Und sie sind geschockt, wenn ihr Erspartes beim Rollenspiel plötzlich in Atomkraft investiert wird.“ Diesen Aha-Effekt wollen sich die Stadtführer zu Nutze machen. „Ich bin sicher, dass die Teilnehmer im Nachhinein noch darüber nachdenken“, sagt Lisa Mirbauer.

    Auch sie gehört seit einiger Zeit zum Team der Stadtführer. Ursprünglich engagierte sie sich beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). 2010 erfuhr sie dort von den Stadtführungen und war sofort begeistert – so wie einige ihrer Mitstreiter. Das Projekt, das von BUNDjugend und dem Weltladenverband finanziert wird, läuft bundesweit unter dem Titel „Weltbewusst“ und ist auf jede Stadt anwendbar. Materialien und vorbereitende Workshops gibt es kostenlos. Mirbauer erzählt: „Wir wollten die Führungen in Würzburg etablieren und erfuhren dann, dass es schon längst eine Gruppe gibt“.

    Bereits seit 2009 arbeitete Christina Reber gemeinsam mit Melanie Päßler, Isabell Braunger und Kathrin Leitner an der Idee. Zuerst richtete sich ihr Angebot ausschließlich an Schulklassen. Doch nachdem die Gruppe alle Schulen im Umkreis angeschrieben hatte und nur sehr wenige Rückmeldungen erhielt, wurde es ruhig um das Projekt. Erst mit der Idee der öffentlichen Führungen und neuer Motivation aus der BUND-Jugendgruppe kam das Projekt wieder in Schwung.

    Inzwischen findet jeden Monat eine öffentliche Führung statt. „Dabei gleicht kein Rundgang dem anderen“, bemerkt Mirbauer. „Denn jeder von uns bringt seine eigenen Ideen mit ein und wählt unterschiedliche Themen aus.“ Insgesamt zehn Stationen schlägt das Projektmaterial vor, vier davon werden pro Führung angesteuert. Den Schlusspunkt bildet immer der Weltladen in der Plattnerstraße. „Sozusagen als Musterbeispiel, weil dort nur faire und nachhaltige Produkte verkauft werden“, so die Stadtführer. „Wir möchten ja nicht nur Kritik üben, sondern auch positive Ansätze zeigen.“

    Die Reaktionen der Teilnehmer sind dabei zum Teil sehr unterschiedlich. Doch auch mit Zynismus und Desinteresse können die Stadtführer inzwischen umgehen. „Klar gibt es manchmal Momente, in denen man sich fragt, ob das alles überhaupt etwas bringt“, gibt Christina Reber zu. „Aber wir tragen zumindest einen kleinen Teil zur politischen Bildung bei.“

    Die konsumkritische Stadtführung findet jeden ersten Samstag im Monat um 14 Uhr statt. Der nächste Termin ist der 1. Oktober. Treffpunkt ist der Barbarossaplatz. Gruppen und Schulklassen können den Rundgang unter wuerzburg. konsumglobal@yahoo.de buchen.

    Neues Projekt

    Einige Mitglieder der Stadtführer- Gruppe planen bereits ihr nächstes Projekt: Sie möchten in Würzburg einen so genannten Umsonst- Laden eröffnen. Kunden können dort brauchbare Dinge abgeben und andere kostenlos mitnehmen. Zur Zeit werden noch geeignete Räumlichkeiten gesucht, die im Idealfall kostenfrei sein sollten. Ansprechpartnerin ist Christina Reber, Tel. (0931) 3058390.

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