Mit seiner Suche begann Oliver Liedtke im Sommer 2014. Im Zusammenhang mit dem 40. Jahrestag der Eingemeindung seines Wohnortes Lindelbach zu Randersacker kam dem stellvertretenden Bürgermeister die Idee, nachzuforschen, ob und welches Wappen seine Wahlheimat früher zierte.
Die Anfänge mit Nachfragen bei älteren Bürgern waren eher enttäuschend. Selber erinnerte sich niemand an ein Wappen. Auch im Archiv von Randersacker war nichts zu finden. In Lindelbach habe es war mal eine ausführliche Chronik gegeben. Die sei aber nach dem Krieg buchstäblich in Rauch aufgegangen, einquartierte Flüchtlinge hätten die Seiten zum Heizen verwendet, erfuhr er. Ähnliche Auskunft gab es auch in Würzburg: „Alles verbrannt.“
Erfolg hatte Liedtke dann im Bayerischen Hauptstaatsarchiv. Dort verwahre man eine „anlässlich einer Umfrage 1836 angefertigte Schwarz-Weiß-Zeichnung“ des Lindelbacher Wappens, teilte man mit. Es zeige „in naturalistischer Darstellung eine Linde auf einer Wiese, davor einen querfließenden Bach.“ Die Darstellung sei in dieser Form völlig unheraldisch. Nach den Grundsätzen der Wappenkunde müsste ein vergleichbares Wappen zum Beispiel eine Linde auf einem grünen Dreiberg zeigen, davor einen Wellenbalken als Symbol für den Bach. Zudem müssten Farben festgelegt sein.
Das Wappen der Gemeinde Lindelbach könne aber nicht mehr geführt werden, „weil es mit der Eingliederung der Gemeinde in den Markt Randersacker gegenstandslos geworden ist.“ Diese niederschmetternde Auskunft, was den Nutzen seines Fundes angeht, erhielt Liedtke zuerst. Mit Zustimmung der Gemeinde Randersacker sei es aber möglich, für Vereine in heimatkundlichem und historischem Zusammenhang das ehemalige Wappen zu verwenden, lautete die weitere Auskunft.
Letzteres hat Liedtke jetzt vor: Er möchte den Gemeinderat darüber entscheiden lassen, ob das Wappen von der Lindelbacher Liste genutzt werden darf, zum Beispiel für den jährlichen Kirchweihmarkt sowie andere Veranstaltungen und Veröffentlichungen Lindelbach betreffend. Außerdem hat er das Wappen ins Gemeindearchiv Randersacker gegeben.
„Das Siegel stammt wohl aus der Zeit, als Lindelbach zur Großgemeinde Sommerhausen gehörte“. Das hätten weitere Nachforschungen, beispielsweise beim Gemeindearchivar Peter Janka ergaben, erzählt der Liedtke. Das fällt wahrscheinlich in die Jahrhunderte zwischen der Einführung der Reformation 1542 in Lindelbach durch die Herren von Sommerhausen (wahrscheinlich die von Rechteren-Limpurg) und dem Jahr 1807 als Lindelbach königlich-bayerisch wurde.
Kleine Lindelbacher Chronik
1215: Lindelbach wird mit Sommerhausen Filialgemeinde von Eibelstadt. 1471: Der Würzburger Bischof Rudolf von Scherenberg erhebt Lindelbach zur eigenen Pfarrei. 1542: Einführung der Reformation in Lindelbach. Lindelbach wird evangelisch. 1807: Lindelbach wird königlich-bayerisch und mit dem übrigen Franken der Landeskirche zugeordnet.