In der Dunkelheit des Rathaushofs wurde am Faschingsdienstag Prinz Karneval zu Grabe getragen, der seit dem 11. November in Veitshöchheim sein Unwesen getrieben hatte. Für über 100 Veitshöchheimer Schlappsäu war ihr Treiben am Faschingsdienstag der krönende Abschluss. Denn wer als Narr etwas auf sich hält in Veitshöchheim, geht an diesem Tag aus Tradition als Schlappsau. Ein Brauch, der sonst nirgendwo noch zu finden ist.
Die Lumpengestalten sind bei vielen Veitshöchheimern gern gesehene Gäste, die auf ihrer stundenlangen Tour von Haus zu Haus mit reichlich Speis und Trank versorgt werden. So waren acht Schlappsaududler des Musikvereins im Laufe des Tages in zwölf Häusern zu Gast. Sie hatten sich, aus allen Teilen des Ortes kommend, zu später Stunde im Hof der Röhms in der Thüngersheimer Straße vor einem Lagerfeuer versammelt. Von dort ging die Prozession mit dem auf einem Wagen aufgebahrten Prinz Karneval hinter dem Faschings-Bestattungskreuz im Trauermarsch zum Rathausinnenhof, von den Schlappsau-Dudlern mit ihrem Dirigenten Stefan Wagner in Schritt gehalten.
Mit brennenden Kerzen wohnten dort die Schlappsäu und andere Faschingsgestalten der Beerdigungs-Zeremonie durch Udo Backmund in Mönchskutte bei.
Der Mönch zählte dann all die schlimmen Plagen auf, die eine Schlappsau kann beklagen, ehe dann die Schlappsaududler Helene Fischers Lied "Atemlos durch die Nacht - bis ein neuer Tag erwacht" anstimmten.
Der Prediger dankte nun, das Lied der Toten Hosen "An Tagen wie diesen…" anstimmend, den vielen Häusern, die den Schlappsäu Zuflucht gewährten und mit Bier und Wein ernährten.
Traditionsgemäß brachte der Prediger die Fürbitten zu Gehör wie, dass die Vollsperrung zwischen Veitshöche und Gadheim alle nicht ins Chaos stürzt, dass bei der Kommunalwahl endlich mal wieder ein paar Brötli an die Haustüren gehängt werden oder dass die in der Bundeswehrwohnanalage ansässigen Schwalben späteren Umzug in den sakrisch teuren, zehn Meter hohen Gefechtsturm gut überstehen. Die Narrenschar fiel jedes Mal mit "Heiliger Asbach hilf!" ein. Darauf der Prediger: "Das alles gewähre uns das närrische Dreigestirn, das Freibier, das (Asbach-Cola) Hütle und der heilige Silvaner. Prost!"
Nach dem Lied "Am Aschermittwoch ist alles vorbei…" und einer Schunkelrunde mit Freddy Brecks Lied "Rote Rosen" verkündete er der "versoffenen, verluderten Bagasch" vor ihm, dass der Fasching vor ihm auf dem Karren krepiert ist an ihren Faschings-Sünden, auf die Veitshöchheimer Fasenacht ein dreifaches Veitshöche Helau, Schlappsäu Helau, VCC Helau anstimmend. Als Abschieds-Lied schmetterten dann alle 30 Minuten nach Mitternacht das altbekannte "Veitshöchheimer Lied".



