Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Ochsenfurt
Icon Pfeil nach unten

Gelchsheim: Am Erbe des Deutschen Ordens nagen Wind und Wetter: Die ersten Schritte zur Rathaussanierung sind getan

Gelchsheim

Am Erbe des Deutschen Ordens nagen Wind und Wetter: Die ersten Schritte zur Rathaussanierung sind getan

    • |
    • |
    Das Gelchsheimer Rathaus, das seit 1666 den Mittelpunkt des Dorfes bildet, ist seit längerem sanierungsbedürftig.
    Das Gelchsheimer Rathaus, das seit 1666 den Mittelpunkt des Dorfes bildet, ist seit längerem sanierungsbedürftig. Foto: Hannelore Grimm

    Im Jahr 1664 fiel ein Großteil des Dorfes Gelchsheim - darunter auch die Kirche und das Rathaus - einem Großfeuer zum Opfer. Nicht nur die Bewohner taten alles Notwendige, um ihren Ort neu erstehen zu lassen. Hilfe und Unterstützung für die Allgemeinheit leistete damals auch der Deutsche Orden, in dessen Händen die Dorf-und Gemeindeherrschaft lag.

    Zu den vielfältigen Spuren, die der von 1401 bis 1809 hier ansässige Orden hinterlassen hat, ist das augenfälligste das 1666 erbaute Rathaus. Allerdings weist der 357 Jahre alte prächtige Renaissance-Fachwerkbau seit Jahren immense Schäden auf, die die Gemeinde schon lange beschäftigen.

    Die ersten Schritte zu einer umfassenden Sanierung des Gebäudes erfolgten jedoch erst im Vorjahr mit einer Voruntersuchung. Bei der Maßnahme wurde, wie Bürgermeister Roland Nöth erklärt, das Gebäude vom Erdgeschoss bis unter das Dach durchleuchtet, vermessen und untersucht.

    Hinter der für die Untersuchung geöffneten Wandverkleidung, vor der Bürgermeister Roland Nöth steht, haben Handwerker im 17.Jahrhundert ihre Spuren hinterlassen.
    Hinter der für die Untersuchung geöffneten Wandverkleidung, vor der Bürgermeister Roland Nöth steht, haben Handwerker im 17.Jahrhundert ihre Spuren hinterlassen. Foto: Hannelore Grimm

    Bei den Wänden, die punktuell freigelegt wurden, lässt sich erkennen, mit welchen Materialien im 17.Jahrhundert die Lehm-Gefache gefüllt worden sind. Auch die Böden, die einstmals aus Schlacke gefertigt wurden, lassen erkennen, wie die Handwerker seinerzeit gearbeitet haben. An die Arbeit eines Steinmetzes erinnert auch ein längst vergessener Stein, der auf dem Dachboden lagert.

    Reich verziert zeigt der Stein zwar keine Aufschrift und keine Jahreszahl, dafür aber einen an den Reichsadler erinnernden Vogel mit einer kleinen Krone auf dem Kopf. Roland Nöth vermutet, dass dieser Stein wohl irgendwann mal im oder am Rathaus angebracht war - und so soll es auch in Zukunft wieder sein. Während an den dicken Balken unter dem Dach kaum Schäden feststellbar sind, hat der Sockelbereich und besonders die Fassade der Westseite durch Wind und Wetter gelitten.

    Ein Wappenstein, der vergessen auf dem Dachboden des Rathauses lagert, soll nach der Erneuerung des Rathauses wieder ans Licht kommen.
    Ein Wappenstein, der vergessen auf dem Dachboden des Rathauses lagert, soll nach der Erneuerung des Rathauses wieder ans Licht kommen. Foto: Hannelore Grimm

    Hier wurden bei einer Renovierung, von der heute nicht bekannt ist, wann sie erfolgt ist, die dicken Eichenbalken mit Brettern versehen. Das sollte wohl dem Schutz dienen, erweist sich aber heute als großen Schaden, da über lange Zeit hinweg die Nässe hinter die Bretter gelangt ist und so die Balken geschädigt hat, erklärt Nöth. "Aber die Substanz des Rathauses ist gut" sagt der Bürgermeister.  Die Kosten für die Voruntersuchungen beziffert er mit rund 21.480 Euro. Die Summe wird von der Unterfränkischen Kulturstiftung mit 3115 Euro bezuschusst. Die Bestandsuntersuchung ist nach seinen Worten die Grundlage für Gespräche mit der Denkmalschutzbehörde, um eine Finanzierungsmachbarkeit zu prüfen.

    Nach vorsichtigen Schätzungen könnten sich die Kosten für die Rathaussanierung auf 1,7 Millionen Euro belaufen. Wobei Roland Nöth darauf hinweist, dass es sich um viele zu erneuernde Gewerke handelt und das bei der Sanierung von alten Gebäuden immer mit Überraschungen zu rechnen ist, wodurch die Kosten auch schnell durch die Decke schießen könnten.

    Vorwiegend aus Stroh fertigten einstmals die Handwerker die mit Lehm gefüllten Wände des historischen Fachwerkgebäudes.
    Vorwiegend aus Stroh fertigten einstmals die Handwerker die mit Lehm gefüllten Wände des historischen Fachwerkgebäudes. Foto: Hannelore Grimm

    Das "Prunkstück" des Rathauses, das vor rund 55 Jahren umgestaltet wurde, befindet sich im Obergeschoss: der mehreckige Erker, in dem der Gemeinderat tagt. Daneben befinden sich ein Geschäftszimmer, die sanitäre Anlage und ein Lagerraum. Im Erdgeschoss werden einige Räume als Lagerräume genutzt. So wurde ein Raum lange Jahre von der Feuerwehr und jetzt noch als Unterstellplatz für die alte Feuerwehrspritze genutzt. Der größte Raum, der durch die gesamte südliche Breitseite führt, wird derzeit als Archiv genutzt. Zuvor war hier jahrzehntelang die Gemeinschaftsgefrieranlage und später zeitweise die Bücherei untergebracht. 

    Aber auch dem Bürgermeister ist noch unklar, ob und wann überhaupt die Erneuerung des Erbes des Deutschen Ordens in Angriff genommen wird, oder ob das Vorhaben, wie bereits in den vergangenen Jahren, an den fehlenden finanziellen Mitteln scheitern und vorerst in der Planung bleiben wird.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden