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WÜRZBURG: Am "hässlichsten Bahnhof Deutschlands" ist viel passiert

WÜRZBURG

Am "hässlichsten Bahnhof Deutschlands" ist viel passiert

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    Am "hässlichsten Bahnhof Deutschlands" ist viel passiert
    Am "hässlichsten Bahnhof Deutschlands" ist viel passiert

    Es ist fast genau auf den Tag zehn Jahre her, dass eine große deutsche Sonntagszeitung, die über alles im Bilde zu sein vorgibt, dem Würzburger Hauptbahnhof eine „Auszeichnung“ der ganz besonderen Art verpasste. Im Jahr 2005 wurden insgesamt 23 Bahnhöfe in ganz Deutschland getestet. Würzburg erhielt Note fünf, also mangelhaft, und landete damit – auf dem letzten Platz.

    Ein Zitat von damals über den Würzburger Bahnhof: „Sie suchen die Toiletten? Die sind schnell gefunden. Folgen Sie dem beißenden Gestank. Der Tunnel ist dunkel mit gelben Kacheln gefliest. Sieht aus wie ein Badezimmer von 1960.“ Vor zehn Jahren hätte man das durchaus unterschreiben können.

    Inzwischen hat sich einiges getan, denn die Deutsche Bahn hat das Empfangsgebäude zunächst einmal energetisch saniert und dann im Inneren neu geordnet. Zahlreiche neue Geschäfte und gastronomische Einrichtungen sind eingezogen, andere haben den Standort gewechselt und damit Platz gewonnen. Das Empfangsgebäude hat damit deutlich an Attraktivität gewonnen. Und auch die jahrelang heftigst kritisierten Toilettenanlagen sind inzwischen durch neue ersetzt.

    Bahnhof Ost: Die Situation wie sich heute darstellt.
    Bahnhof Ost: Die Situation wie sich heute darstellt. Foto: Foto: THOMAS OBERMEIER

    Das nächste Kapitel für die Bahn ist der barrierefreie Zugang zu den Bahngleisen. Bis 2018, dann findet in Würzburg die Bayerische Landesgartenschau statt, sollen vier Gleise barrierefrei erreichbar sein. Die ersten Vorarbeiten für den neuen Gleistunnel haben in diesen Tagen begonnen, im Oktober soll der offizielle Spatenstich sein.

    Wenn der barrierefreie Gleiszugang so etwas wie das Herzstück des Bahnhofsprojekts ist, gibt es rund um das Bahnhofsgebäude noch zahlreiche weitere Aufgaben, für die im wesentlichen die Stadt Würzburg zuständig ist. Die Vorstellungen sind alle nicht neu, doch verschwanden sie nach dem Bürgerentscheid, der 2006 das auf dem ehemaligen Postareal geplante Arcaden-Projekt zu Fall brachte, erst einmal in den Schubladen der Stadtverwaltung. Jetzt wurde die Gesamtplanung wieder aus der Versenkung hervor geholt und vor kurzem im Planungs- und Umweltausschuss vorgestellt.

    Im Westen des Planungsgebiets liegt das dem Essener Arcaden-Investor mfi gehörende ehemalige Postareal. Dieses „Arcaden-Erwartungsland“, so Stadtbaurat Christian Baumgart, könnte als Standort für den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) von Interesse sein. Dies böte gleichzeitig die Chance, die heutige ZOB-Fläche wieder dem Ringpark zuzuführen. Ein Wiederaufleben der Arcaden werde es keinesfalls geben, sagte Baumgart, aber Wohn- und Bürobebauung seien hier durchaus auch denkbar. Voraussetzung für alle Szenarien: mfi müsste sich von seinen Flächen trennen und die Stadt oder ein Investor sie erwerben.

    Nächstes Thema: Der Bahnhofsvorplatz mit seinen Pavillons, die manchen trotz ihres miserablen Zustands ans Herz gewachsen zu sein scheinen. Hier blieb Baumgart vorsichtig und sprach von einer „behutsamen Erneuerung“. Das westliche Seitengebäude, wo heute die Bahnhofsmission untergebracht ist, könnte nach den Plänen der Bauverwaltung für Dienstleistungen und Handel genutzt werden.

    Einige neue Aspekte stellte der Stadtbaurat für die östlichen Bahnhofsflächen vor. In diesem Bereich ist vor allem der Würzburger Investor Gerold Bader mit seiner Firma Bader Wohnbau aktiv. Er plant hier bereits eine große Studenten-Wohnanlage. Außerdem beabsichtigt er den Bau eines Hotels auf der Fläche des Quellenbach-Parkhauses. Das ist zwar in einem ganz schlechten baulichen Zustand, wirft aber für die Stadt und Stadt-Verkehrs-GmbH hohe Erträge ab und ist daher, so Baumgart, „wirtschaftlich hochinteressant“.

    „Sie suchen die Toiletten? Folgen Sie dem beißenden Gestank.“

    Eine Sonntagszeitung über den Bahnhof im Jahr 2005

    Zwei Varianten sind vorstellbar. Das Parkhaus bleibt stehen und wird saniert, eine Entwicklung findet dann zwischen Bahngleisen und der Garage statt. Oder das Parkhaus verschwindet und an seiner Stelle entsteht ein Hotel mit Parkgarage. Bader und die Stadt Würzburg befinden sich derzeit in Gesprächen über die künftige Entwicklung in diesem Bereich.

    Bader hat auch Pläne für den Bereich östlich der Grombühlbrücke Hier könnte zusammen mit anderen Partnern eine Multifunktionsarena für etwa 6000 Besucher sowie ein zusätzliches Hotel entstehen.

    Eine weitere Option ist das nördliche Bahngelände jenseits der Bahngleise. Auf dieser sechs Hektar großen Fläche wären nach den Vorstellungen der Stadt hochwertige Gewerbeflächen vorstellbar. Zudem könnte hier ein zentraler Haltepunkt für Regionalbusse entstehen, während der Stadtbusverkehr auf der südlichen Bahnhofsseite abgewickelt würde.

    Die Stadt hatte schon einmal bei der Bahn angefragt, ob die nördlichen Flächen zur Verfügung stünden. Damals, im Jahr 2008, verneinte dies die Bahn AG. OB Christian Schuchardt hat jetzt eine erneute Entbehrlichkeitsprüfung bei der Bahn beantragt. Die Chancen, dass die Bahn heute zu einer anderen Einschätzung kommen könnte, beurteilte Stadtbaurat Baumgart jedoch als gering.

    Würde die Bahn die Flächen freigeben, müsste die Stadt Würzburg auf eigene Rechnung den neuen Gleistunnel um rund 140 Meter verlängern lassen, um den nördlichen Omnibusbahnhof anzubinden. Laut Baumgart würde dies einen erheblichen finanziellen Kraftakt darstellen, „den die Stadt allein nicht schultern kann“.

    Im Planungsausschuss stießen die neuen Vorstellungen grundsätzlich auf Zustimmung. Man war sich aber darüber klar, dass es sich um sehr langfristige Entwicklungen handelt. Die Verwaltung wurde beauftragt die aufgezeigten Planungen und Verhandlungen weiter zu betreiben.

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