Unter Berücksichtigung der statistischen "Ausreißer" liegt die Mietspanne je nach Lage zwischen neun und 58 Euro pro Quadratmeter. Erstellt wurde der Mietspiegel vom Geografischen Institut der Universität Würzburg in Zusammenarbeit mit dem Landesverband des Bayerischen Einzelhandels (LBE).
"Endlich steht den Kaufleuten ein Leuchtturm für den Abschluss von Mietverträgen zur Verfügung", freut sich LBE-Bezirksgeschäftsführer Peter Collier. Auch Geografieprofessor Günter Löffler zieht eine positive Bilanz: "Unsere Studenten haben durch die Verknüpfung mit der Praxis viel gelernt, was ihnen in ihrem Berufsleben weiterhelfen wird." Seit den 90er Jahren befasst sich Löffler mit der Erstellung von Mietspiegeln für den privaten Wohnraum. "Für die Gewerbemieten spielen Kriterien wie die Lage, die Zugänglichkeit und die Gliederung des Ladens sowie der Schaufensterfront eine wesentliche Rolle", erläutert er. Da in Würzburg kein konkretes Datenmaterial verfügbar war, nahm Löffler seine im Bereich privater Mieten gesammelten Erfahrungen zur Grundlage und ließ das Ganze auf Geschäftsmieten übertragen.
Detaillierte Erhebung
Damit war es seinen Studenten gelungen, im Rahmen eines Projekt- seminars eine detaillierte Erhebung von Gewerbemieten in der Würzburger Innenstadt vorzunehmen. Dabei entwickelten die sieben Studierenden zunächst einen Fragebogen, den sie später an 241 Einzelhändler verschickten. Nach Ablauf der zweiwöchigen Frist lagen immerhin insgesamt 114 Rückmeldungen vor. Diese stammten von 24 Eigentümern und 90 Mietern. Allerdings konnten aufgrund unvollständiger oder widersprüchlicher Angaben der Mieter lediglich die Informationen in 86 beziehungsweise 82 Fällen verwendet werden.
Große Unterschiede
Aufgeteilt nach den Kategorien A-, B-, C- und Streulage finden jetzt Mieter und Vermieter Anhaltspunkte für die tatsächlich in der Innenstadt gezahlten Mieten. Die Mietspanne zwischen neun und 58 Euro zeigt, dass je nach Lage und Geschäftsgröße sehr große Unterschiede bestehen. Am teuersten ist es nach Löfflers Angaben in der Domstraße. Im Gegensatz zu Wohnungsmieten sind gewerbliche Mieten grundsätzlich frei vereinbar und vom Gesetzgeber wesentlich weniger reglementiert. Gerade deshalb hält Prof. Löffler die Erhebung für ein wichtiges Hilfsinstrument gleichermaßen für Einzelhändler und Hausbesitzer.
Nach seinen Worten wird zwangsläufig eine Veränderung in der Lagekategorie kommen, sollte die geplanten "Würzburg Arcaden" verwirklicht werden. Ziemlich skeptisch steht Löffler dem Projekt gegenüber, vor allem, wenn es um den prognostizierten Anstieg der Kaufkraft in der Stadt geht. Jede zusätzliche Verkaufsfläche werde per se nicht zu mehr Umsatz führen, sondern zur Umverteilung. "Die Hoffnung, dass wir durch einen extremen Zuwachs an Verkaufsflächen mit vielleicht auch sehr attraktiven Ladenlokalen unser Einzugsgebiet stark vergrößern können, muss man mit großer Vorsicht sehen."
Unter Hinweis auf die Städte Nürnberg, Aschaffenburg und Frankfurt sagt der Geografieprofessor, dass man ein Marktgebiet letztlich in dieser Konstellation nicht beliebig ausdehnen könne. "Insofern ist ein Zuwachs an Kaufkraft, die nach Würzburg kommt, immer limitiert."
Die Studie gibt es beim Bezirks- verband Unterfranken des Landes- verband des Bayerischen Einzel- handels in der Bibrastraße 3, 97070 Würzburg, Tel. (09 31) 3 55 46-0.