Gerhard Franke und Renate Wolf (beide WL), Thomas Schrenk (CSU), Joachim Spatz (FDP), Claudia Joßberger (ÖDP) und Marco Schneider (SPD) machen allesamt keinen Hehl daraus, dass sie statt der Bahnhofs-Arcaden ein Einkaufszentrum auf dem Mozart-Areal bevorzugen. Deshalb folgten sie der Einladung von AM Development nach Osnabrück.
Die dortigen Kamp Promenade entspricht in einigen Punkten der AM-Planung für Würzburg. Das Center auf einem ehemaligen Parkplatz in der Innenstadt hat eine Mietfläche von 15 800 Quadratmetern. Davon entfallen 11 500 auf Einzelhandel, 400 auf Gastronomie, 2400 sind Büroflächen, 1000 gehören zu einem Fitnessbereich und 500 Quadratmeter sind Lagerflächen. Insgesamt sind 24 Mieteinheiten in der aus vier benachbarten Gebäuden bestehenden Promenade untergebracht. Mit Karstadt Sport, Saturn, Esprit hat man markante Mieter für einzelne Gebäude gefunden, um die sich zahlreiche andere Firmen mit bekannten Namen gruppieren.
Wie Osnabrücks Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip bei einem Empfang im Rathaus erklärte, habe man sich nach einer Ausschreibung für den Investor AM entschieden, "weil dieser am sensibelsten mit den Vorstellungen der Stadt umgegangen" sei. Die Zielvorgabe habe gelautet, "etwas Integratives in das Vorhandene zu bauen, weil wir sehr auf die Identität der Stadt aus sind". AM habe ein überzeugendes Konzept vorgelegt, mit dem sich auch der bestehende Einzelhandel einverstanden erklärt habe. Während der Entwicklungsphase habe man eng mit heimischen Firmen zusammengearbeitet. Der lokale Handel war über einen so genannten Projektbeirat eingebunden.
Nach Fertigstellung der Promenade im Jahr 2003 habe sich daran nichts geändert, so Fip. Im Center und im umliegenden Einzelhandel "stimmen die Umsätze", das innerstädtische Leben habe zugenommen und rund um die Promenade sind mehrere gewerbliche Bauprojekte in Planung bzw. Realisierung.
Auch von vielen vorausgesagte Verkehrsprobleme seien nicht eingetreten. Unter dem Center befinden sich auf einer Ebene 245 Stellplätze. Wie AM-Geschäftsführer Axel Funke erklärte, seien sie ab Vormittag voll belegt. Die Tiefgarage habe die höchsten Ein- und Ausfahrtszahlen aller Osnabrücker Parkhäuser, dennoch gebe es kaum Wartezeiten.
AM: Moz war unsere Idee
Auf Würzburg angesprochen waren Funke und Andrej Pomtow, kommerzieller Leiter bei AM, nicht ganz so glücklich und zufrieden. Die Situation stelle sich "immer grotesker dar", schließlich sei man doch von der Stadt im letzten Jahr eingeladen worden. Bei der ExpoReal, einer Immobilien-Messe, sei man mit Würzburg in Kontakt gekommen und von der Oberbürgermeisterin eingeladen worden. Funke: "Das ging nach dem Motto: Schauen Sie sich mal um, ob wir was für Sie tun können." Man habe dann verschiedene Möglichkeiten untersucht (Bahnhof, WVV-Gelände, Hauger Schule), diese aber alle verworfen. Schließlich sei man auf das Mozart-Areal gestoßen und habe dieses der Stadt vorgeschlagen.
Jetzt habe man den Eindruck, dass "die Idee von einer nachhaltigen Entwicklung der Innenstadt gar nicht verstanden worden ist". Aus AM-Sicht müsse man das Mozart-Areal für eine Verbindung von Residenz und Innenstadt nutzen.
Kritik übten die AM-Leute am Bahnhofs-Investor mfi und dessen Praxis der Verkaufsflächen-Berechnung. Wenn mfi eine Verkaufsfläche von 20 000 Quadratmetern angibt, dann bedeute dies, dass man mit einer Bruttogeschossfläche von mindestens 40 000 Quadratmetern rechnen müsse. Je größer aber ein Center sei, desto mehr Standortverlagerungen gibt es in einer Stadt, sagt Funke.