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Der Naturwissenschaftliche Verein gedachte seines Ehrenmitglieds Professor Dr. Karl Gößwald, der kürzlich 100 Jahre alt geworden wäre. Vorsitzender Professor Gerhard Kneitz, selbst Schüler von Gößwald, zeichnete dessen Lebensablauf nach: 1907 in Würzburg geboren, studierte er ab 1927 Naturwissenschaften an der Heimatuniversität und promovierte 1931 bei dem Zoologen Waldemar Schleip.
Die Untersuchungen in dem aufstrebenden Forschungsbereich der Ökologie wurde mit dem Universitätspreis ausgezeichnet. Gößwald ging als Stipendiat an das Institut für Angewandte Zoologie der Universität München zu Professor Karl Escherich und arbeitete dort über Schadinsekten und die künstliche Verbreitung der Waldameisen.1935 wurde er Mitarbeiter der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem und ab 1942 an der Preußischen Versuchsanstalt für Waldwirtschaft in Eberswalde, wo er Untersuchungen zum Schutz und zum Einsatz von Waldameisen durchführte.
Gößwald setzte bereits damals die aktuellen Grundprinzipien der Artenschutzstrategie ein: Kartierung, Förderung der Lebensbedingungen und ganzheitliche Sicht der Ökosysteme, die er damals als „Waldhygiene“ bezeichnete.
Nach der Rückkehr an das Zoologische Institut in Würzburg habilitierte er sich 1967 in Zoologie und baute das Institut für Angewandte Zoologie auf, das sich den sozialen Insekten widmete und bald internationale Bedeutung erlangte. Schüler wie Werner Kloft (Bonn), Gerhard Kneitz (Bonn), Bert Hölldobler (Harvard, Würzburg), Alfred Buschinger (Darmstadt) lehrten bald an anderen Universitäten.
In einer Laudatio hob Werner Kloft, Ehrenvorsitzender des Naturwissenschaftlichen Vereins Würzburg hervor, dass Gößwald den Weitblick besaß, neben biologischen Methoden auch moderne technische Methoden, wie die Radioisotopentechnik, zu fördern, mit deren Hilfe es gelang, etwa den Nahrungsaustausch zwischen sozialen Insekten oder ihren Staaten zu analysieren, was bei internationalen Tagungen (Athen 1962) und im wissenschaftlichen Austausch zunehmendes Interesse fand.
Ein Vermächtnis Karl Gößwalds ist die Deutsche Ameisenschutzwarte mit ihren Landesverbänden. Ihr Präsident Klaus Bernd Nickel wies auf das Bayerischen Informationszentrum für Ameisenkunde in Nabburg hin, wo der wissenschaftliche Nachlass von Gößwald untergebracht ist. Karl Gößwald starb 1996 in Würzburg.