Etwa 120 Frauen, Kinder und Männer demonstrierten am Sonntagnachmittag in der Plattnerstraße gegen die Absicht des US-Präsidenten Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Aufgerufen hatte die Union der europäisch-türkischen Demokraten (UETD) Würzburg.
Die UETD gilt als verlängerter Arm des türkischen Präsidenten Erdogan in Europa. Medien wie „Spiegel“, „Welt“ oder „Zeit“ beschreiben sie als Lobby des türkischen Präsidenten Erdogan. Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Joachim Stamp hält sie für Tarnorganisation von Erdogans Partei AKP, „die Leute konsequent Richtung Ankara orientiert und erfolgreiche Integration sowie bessere Teilhabe türkischer Mitbürger in Deutschland behindert“.
Der Unterschied zwischen Trump und Erdogan
Den „Stuttgarter Nachrichten“ zufolge hat die UETD die Aufgabe, „unter anderem Einfluss auf die Medienlandschaft, die Meinungs- und Pressefreiheit in Deutschland zu nehmen.“ Wie andere Rechercheure auch bezeichnet das Redaktionskollektiv Correctiv die UETD als „offen antisemitisch“.
Hakki Arslan von der Würzburger Filiale der UETD hat die Kundgebung angemeldet. Im Gespräch mit dieser Redaktion sagte er, dass die Demonstranten Trumps Jerusalem-Beschluss nicht anerkennen. Trump habe „in diesem Gebiet nichts zu sagen“. Die Frage, ob das nicht auch für Erdogan gelte, verneinte er. Der türkische Präsident hatte Israel einen „Terrorstaat“ geheißen.
Arslan versicherte, die Kundgebung solle nicht anti-israelisch sein. Die UETD wolle, „dass Jerusalem auch den Palästinensern gehört“. Gefragt, ob er „auch“ oder „nur“ meine, bekräftigte er das „auch“.
Die zwei Gesichter der UETD
Die Teilnehmer und manche Redner machten einen anderen Eindruck. So zeigte eine Demonstrantin ein Schild, das das antisemitische Klischee vom „Kindermörder Israel“ aufgriff. Auf mehreren Schildern war eine durchgestrichene jüdische Flagge zu sehen. Diese Schilder, sagte Arslan, gehörten nicht der UETD. Tatsächlich aber lagen sie einem mitgebrachten Anhänger, aus dem die Teilnehmer sich mit türkischen und palästinensischen Fahnen und weiteren Schildern und Plakaten versorgten.
Die UETD will nach eigener Aussage „das politische, soziale und kulturelle Engagement der Türken in der Europäischen Union, bei dem (…) der Integrationsprozess in die europäische Gesellschaft im Vordergrund stehe, fördern.“ Correctiv beschreibt die Organisation als janusköpfig. In deutscher Umgebung zeige sie sich offen und verständlich, nach innen sei sie aggressiv und nationalistisch.
Kein Wort über die Gewalt von Hamas und Hisbollah
In der Plattnerstraße sprachen die Redner im Wechsel türkisch und deutsch. Die Teilnehmer unterbrachen besonders die türkischen Reden immer wieder mit Sprechchören wie „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) oder, so übersetzte ein Polizei-Dolmetscher, „Israel raus aus Palästina“.
Deutschsprachige Redner entwarfen ein Bild, wonach die Palästinenser die Opfer der Politik westlicher Großmächte sind. Mit der Gründung des Staates Israel hätten die USA sich einen Brückenkopf in den Mittleren Osten verschafft. Ein Redner forderte die Zwei-Staaten-Lösung, ein anderer warnte vor Hass unter Juden, Muslims und Christen.
Sie warfen Israel Unterdrückung und Gewalt gegen die Palästinenser vor. Sie sprachen nicht darüber, dass arabische Staaten wie Saudi-Arabien Israel auslöschen wollen und dass Hamas und Hisbollah Israel militärisch attackieren,
Ein Redner ruft zur Rückeroberung des Tempelbergs
Ein Redner rief: „Zionismus ist Faschismus“. (Der Zionismus ist die Idee vom jüdischen Staat als Antwort auf die antijüdischen Pogrome in ganz Europa, über Jahrhunderte hinweg.)
Adel Ateah von der Islamischen Gemeinschaft Würzburg in der Barbarastraße erklärte, es gebe 2,5 Millionen Juden – damit meinte er die arabischstämmigen jüdischen Israelis. Gegen die habe die UETD nichts, die seien willkommen. Aber es gebe auch 14,5 Millionen Zionisten - jene, die aus Europa und Äthiopien stammen. Er sprach von aus Europa „Vertriebenen“. Sie alle seien „Blutsauger“ und „nicht willkommen“. Er sagte auch, die Al Aksah-Moschee auf dem Tempelberg (Zion) in Jerusalem könne man „mit Schreien und Singen nicht zurückerobern, nur mit der Tat“.
Strafrechtlich relevante Vorkommnisse gab es einer Polizeisprecherin zufolge keine.