Pop-Art-Kunst und Antike – kann es dazwischen wirklich Berührungen geben? Durchaus, meint Matthias Steinhart, der neue Inhaber des Lehrstuhls für Klassische Archäologie der Universität Würzburg. Roy Lichtenstein, der mit seinen großformatigen Bildern im Comic-Stil berühmt wurde, habe häufig griechische Vasenbilder als Anregung verwendet. Und auch in den Werken von Künstlern aus der Region gebe es Anklänge an die Antike.
Die Verquickung von Antike und Gegenwart möchte Steinhart, der auch die Leitung der Antikenabteilung des Martin-von Wagner-Museums übernommen hat, in Kooperation mit der Neueren Abteilung des Museums vorstellen. Eigentlich war es aber die Leidenschaft für die Lehre, die ihn von München an den Main geführt hat.
Zum 1. Dezember wurde Steinhart ernannt; bis dahin war er Konservator und stellvertretender Sammlungsleiter der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek in München. Steinhart macht es Spaß, die Entwicklung mancher Nachwuchs-Archäologen zu verfolgen, verriet er der Pressestelle der Universität: Der Überflieger aus dem ersten Semester, der sich dann nicht mehr steigern kann. Der Spätentwickler, der erst nach einiger Zeit mit seinen Fähigkeiten überrascht. Oder auch ein Studierender, dem er in einem Gespräch unter vier Augen den Wechsel in ein anderes Fach nahezulegen versucht.
Und doch betrachtet Steinhart die Antikensammlung nicht nur als eine Art Dreingabe zum Lehrstuhl. Ganz im Gegenteil: Es handele sich schließlich auch im europäischen Vergleich um eine „sehr bedeutende Sammlung“. Was ihre Qualität betreffe, so müsse sie den Vergleich mit anderen Antikenmuseen nicht scheuen.
„Würzburg verfügt über eminent berühmte Einzelstücke“, sagt der neue Sammlungsleiter. Und auf den reichen Fundus an Theaterdarstellungen blicke die internationale Fachwelt mit Bewunderung.
Matthias Steinhart ist nicht der Typ Archäologe, der monatelang in einer abgelegenen Gegend in Kleinasien im Staub kniet und mit dem Pinsel Tonscherben aus dem Geröll kehrt. Er beschäftigt sich lieber unter einem kunst- und kulturwissenschaftlichen Ansatz mit der Antike.
Und auch wenn das alles mehr als 2000 Jahre her ist: „Alt ist die Antike deswegen noch lange nicht.“ Schließlich habe es seitdem keine Gesellschaft gegeben, die sich nicht mit dieser Epoche auseinandergesetzt habe. Der Grund dafür sei ganz einfach: „Die Menschen der Antike haben ganz zentrale Fragen gestellt – vor allem nach diesem merkwürdigen Wesen Mensch.“
Steinhart ist klar, dass man schlecht einen großen Saal mit griechischen Vasen vollstellen kann und dann bei den Besuchern die gleiche Begeisterung erwarten darf, die ihn vor rund drei Jahrzehnten gepackt hat. Wer sich darauf einlasse, könne jedoch spannende Bildinhalte und großes künstlerisches Können entdecken.
In der Lehre möchte Steinhart die praktische Seite berücksichtigen, erklärte er der Uni-Pressestelle. Wenn Archäologen einen Arbeitsplatz suchen, werden sie häufig in Museen fündig. Deshalb werden sich seine Studierenden mit Fragen unter diesem Aspekt auseinandersetzen müssen: Wie ist beispielsweise eine Ausstellung aufgebaut? Wie sieht das Konzept dahinter aus? Was könnte man anders machen?
Habilitation in Freiburg
Matthias Steinhart (45) wurde in Freiburg im Breisgau geboren. Von 1986 bis 1994 studierte er Klassische Archäologie, Griechisch und Alte Geschichte in Würzburg und Bonn. 1994 promovierte er an der Universität Würzburg. Im Jahr 2001 habilitierte sich Steinhart dann in Freiburg.
Von Freiburg über München hat es Steinhart nun also wieder nach Würzburg verschlagen. Dass er hier am richtigen Platz ist, dessen ist er sich sicher. Das Altertumswissenschaftliche Zentrum der Universität biete jedenfalls hervorragende Möglichkeiten. Ein solch breites Angebot an Altphilologen, Ägyptologen, Altorientalisten, Historikern, aber auch Kunstgeschichtlern und Vertretern anderer Fachbereiche, mit denen sich die Zusammenarbeit anbiete – wie Neuere Philologien oder die Museologie – sei nicht an jeder Uni zu finden.