Vielfalt ist nur scheinbar selbstverständlich, denn Kinder bemerken meist im Kindergarten, dass Hautfarbe, Herkunft oder Geschlechterzugehörigkeit von anderen bewertet werden. Manche Kinder erfahren sogar täglich Ausgrenzung oder Rassismus. Welche Worte verletzen und diskriminieren, welche Symbole verstecken sich in Kinderliedern, welche Haltung wird – auch unbewusst - in Wörtern transportiert? Ausleihbare "Antirassistische Bücherkisten" sollen Würzburger Pädagoginnen und Pädagogen dabei helfen, das Thema in der Kita und in der Grundschulklasse anzusprechen, das teilt die Stadt Würzburg in einem Schreiben mit.
Initiiert haben das Projekt die Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie in Würzburg (Eva Greber und Sebastian Haas vom Bündnis für Demokratie und Zivilcourage, der städtische Integrationsbegleiter Lucas Wejda und Christine Blum-Köhler, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Integration Inklusion und Senioren) und das Interkommunale Präventionsnetzwerk Radikalisierung (Elena Enzmann) gemeinsam mit der Stadtbücherei (Leiterin Martha Maucher und Angelika Riedel, Kinderbücherei).
Fachliteratur und Kinderbücher
In jeder Box finden sich 19 Bücher, davon vier Fachbücher. Ausgesucht wurden die Bücher vom Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage. Inhaltlich geben die Werke das Spektrum von Diskriminierungsformen wieder und bieten Leitfäden, um Vielfalt bereits im Kindesalter zu fördern, damit "Fremdsein" nicht kritisch, sondern als Selbstverständlichkeit betrachtet werden kann. Fachliteratur, beispielsweise das "Praxishandbuch Empowerment" von Nkechi Madubuko oder "Wie erkläre ich Kindern Rassismus?" von Josephine Apraku, bieten einen Einstieg in das Thema.
Bücher wie "Gib mir mal die Hautfarbe. Mit Kindern über Rassismus sprechen" oder "Steck du mal in meiner Haut! Das antidiskriminierende Aufklärungsbilderbuch für jedes Kind" decken Rassismus auf, helfen Eltern und Erzieherinnen sowie Erziehern sich dem Thema bereits ab einem frühen Zeitpunkt anzunähern.
Dazu kommt jede Menge Lesestoff für die Kinder: "Vom mit dem Deutschen Literaturpreis ausgezeichneten "100 Kinder", das ein umfangreiches Tableau an gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Aspekten zum Kinderdasein weltweit aufzeigt, bis zu "Wir sind hier", einem Bilderbuch über Flucht und Migration", zählt Angelika Riedel, Leiterin der Kinderbücherei, auf. Insgesamt 30 Bücher sind es. Kinderrechte sind dabei ebenso Thema wie Sprachvielfalt, Alltagsrassismus, Chancengleichheit, Religionsfreiheit oder verschiedenartige Familienmodelle.
Bewusstsein für Ungerechtigkeiten schaffen
Warum aber bereits im Kindergartenalter beginnen? "Sich rassistischen und diskriminierenden Äußerungen zu stellen, sie zu hinterfragen und nicht mit beschämter Sprachlosigkeit zu reagieren, ist eine Aufgabe für uns alle. Je früher Kinder lernen, damit umzugehen, desto früher entwickeln sie auch ein Bewusstsein für die Ungerechtigkeit rassistischer und diskriminierender Äußerungen und Taten", erklärt Christine Blum-Köhler.
Lebensnah gezeichnete Bilderbücher sorgen für Empathie bei Kindern, nehmen Betroffene mit und sorgen dafür, dass sie sich repräsentiert und erkannt fühlen. Kinder verstehen einfacher, mit welchen Vorurteilen sie konfrontiert werden. Das fördert ihr Empowerment.
Es gehe darum, "von Klein auf Haltung zu entwickeln, zu leben und zu spiegeln", bekräftigt Maucher. Sie sieht es als ureigene Aufgabe der Stadtbücherei an, "Ort und Hort der Demokratie und Bildung zu sein." Die "Antirassistische Bücherkiste" kann ab Juli von Pädagoginnen und Pädagogen ausgeliehen werden.
Die Kisten können für bis zu sechs Wochen geliehen werden, ein Büchereiausweis ist nicht nötig. Die Buchung ist online über die Homepage der Stadtbücherei im Bereich "Kinder und Jugend" möglich. Hier gibt es auch Informationen zu Inhalt und Verfügbarkeit.