Seit Jahrzehnten stand der Name Kestel für eines der ältesten Einzelhandelsgeschäfte in Ochsenfurt. 1885 hatte der Urgroßvater von Anton Kestel die Buchbinderei Huttner gegründet, aus der das gleichnamige Fachgeschäft für Schreibwaren hervorging. Seit Jahresmitte hat das Geschäft einen neuen Inhaber. Der bisherige Eigentümer will sich künftig ganz auf das Geschäft mit Büroeinrichtungen konzentrieren und denkt trotz seiner 63 Lebensjahre noch lange nicht ans Aufhören.
Zur Jahresmitte hat Anton Kestel einen Teil an die Firma Dunz aus Ilshofen im Kreis Schwäbisch-Hall verkauft. Das Familienunternehmen betreibt sieben Filialen im nördlichen Baden-Württemberg. Der Standort in Ochsenfurt wird von seinen beiden Kindern als eigenständiges Tochterunternehmen geführt, wie Firmenchef Hans-Jürgen Dunz auf Anfrage berichtet.
Die 13 Mitarbeiter wurden vom neuen Eigentümer übernommen. Das sei ihm beim Verkauf besonders wichtig gewesen, sagt Anton Kestel. Und auch der bekannte Name Huttner bleibt erhalten – „es wäre ein Fehler gewesen, den aufzugeben.“ Nach außen hin ändert sich also kaum etwas an dem alt eingessenen Geschäft und dem Großhandel für Gewerbekunden. Und auch der Online-Handel, den Kestel vor zwei Jahren erst mit erheblichen Aufwand aufgebaut hat, wird wie gewohnt weitergeführt.
Umso größer sind die Veränderungen für Anton Kestel persönlich. Vor knapp 30 Jahren übernahm er das Geschäft von seinen Eltern. Vor 20 Jahren, als Huttner von der Innenstadt in die Klingentorpassage umgezogen war, fing er an, mit dem Verkauf von Büroeinrichtungen ein neues Geschäftsfeld aufzubauen. Der Handel mit Büromöbeln wuchs zu einem stabilen wirtschaftlichen Standbein, auf das sich der studierte Kaufmann nun voll und ganz konzentrieren will. Viele Firmen und Behörden in der Region zählen seit Jahren zu den Stammkunden der Firma Huttner Büroeinrichtungen.
Waren es zunächst vor allem Schreibtische, Schränke und Stühle, die Kestel lieferte, so bietet er heute am liebsten Komplettlösungen für Großraumbüros an – wenn es der Kunde wünscht bis zur Gestaltung des Raumzuschnitts.
Die Kreativität, die dazu erforderlich ist, und der Umgang mit der Bürotechnik der Zukunft, machen dabei den besonderen Reiz aus, erzählt Anton Kestel.
In den Geschäftsräumen im Obergeschoss der Klingentorpassage arbeitet er zusammen mit vier Mitarbeitern an den Kundenlösungen, unterstützt von moderner Planungssoftware, die ein Großraumbüro bereits virtuell begehbar macht, bevor überhaupt der erste Stein auf dem anderen sitzt.
Die technischen Möglichkeiten haben es Anton Kestel besonders angetan. Interaktive Beamer- und Touchscreen-Technik werden den Büroalltag künftig bestimmen, sagt er, und Büromöbel, die sich flexibel an die Bedürfnisse des Unternehmens und der einzelnen Mitarbeiter anpassen lassen.
Wie wichtig solche individuellen Lösungen am Arbeitsplatz sind, hat Anton Kestel nach drei Bandscheibenvorfällen am eigenen Leib erfahren. Während der Behandlungszeit sei der Entschluss gereift, einen Teil der Firma abzugeben, erzählt er. Die nötige Vorsorge hatte er Jahre zuvor schon getroffen. So lange stand er mit dem neuen Eigentümer des Schreibwarenhandels bereits im Kontakt.
Nun hat Anton Kestel auch die Zeit, sich neben dem Geschäft intensiver seinem Hobby zu widmen – der Kunst. In den Büroräumen hängen Bilder, die er gemalt hat, im Atrium davor stehen Skulpturen, die er aus Wurzeln und farbigen Acrylstäben gefertigt hat.
„OxArt“ ist die Ausstellungsreihe betitelt, die er gemeinsam mit anderen Kunstschaffenden aus Ochsenfurt ins Leben gerufen hat, „BüroArt“ nennt er in Anlehnung daran das Motto seiner Unternehmung.
Mit dieser Arbeit sei er so zufrieden und motiviert wie selten zuvor in seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Einzelhändler, sagt der 63-Jährige. „Das fasziniert mich so sehr, dass ich das gerne noch lange weitermachen will.“
Zu einem Tag der offenen Tür lädt Anton Kestel am Freitag, 26. September, von 10 bis 18 Uhr, und vom Samstag, 27. September, von 10 bis 13 Uhr in seiner Geschäftsräume in der Ochsenfurter Klingentorpassage ein.