Sie gedenken der Toten der Heeresflugabwehr. Auf der rechten Flanke des Steines steht graviert: „Tapfer und treu kämpften an allen Fronten unsere Kameraden für Deutschland 1939 – 1945“.
Vor vier Jahren, nach einem Besuch am Grab seiner Familie, entdeckte der Anwalt Helmbrecht von Mengershausen die Inschrift. Diese Soldaten, zürnte er wenig später in einem Brief an OB Pia Beckmann, hätten wie alle Angehörigen der Wehrmacht nicht „für Deutschland gekämpft“, sondern für den Sieg eines „verbrecherischen Regimes in einem ebenso verbrecherischen Eroberungs- und Vernichtungskrieg“. Er halte die Inschrift für eine „skandalöse und untragbare Verfälschung der historischen Wirklichkeit“. Von Mengershausen bat Beckmann, die Gravur durch einen Text zu ersetzen, „welcher der Tragik Rechnung trägt, dass Millionen deutscher Soldaten sinn- und verantwortungslos dem verbrecherischen Größenwahn der Naziführung geopfert wurden“.
Eine Antwort bekam er nicht. Im Gegenteil. Die Stadt ließ die verschmutzte Gravur reinigen, damit die Schrift besser lesbar sei. Und die Kameraden waren am Volkstrauertag angenehm überrascht, weil in einem metallenen Ständer links neben dem Stein eine Fackel brannte. Das habe die Stadt Würzburg arrangiert, berichten sie in einem einschlägigen Heft namens „Der Bogenschütze“.
Die Traditionsgemeinschaft der ehemaligen Heeres-Fla, der Fliegerabwehr der Infanterie, hat den Stein gestiftet. Anfang der 60er Jahre sei das gewesen, erinnert sich ihr Ex-Vorsitzender Friedrich-Karl Scharfetter, ein 88-Jähriger aus Haltern im Bergischen Land. Früher, erzählt er, hätten sich die alten Kameraden alle zwei Jahre in Würzburg getroffen. Heute lebten „nur noch ein paar Männeken“, 2009 lösten sie die Gemeinschaft auf.
Ende 2009 wandte sich Helmbrecht von Mengershausen an OB Georg Rosenthal. Dessen Antwort liegt der Redaktion vor: Die Stadt habe 1988 „auf einer vertraglichen Grundlage“ die Pflege des Steins übernommen; das werde sie weiter tun, bis die von der Traditionsgemeinschaft für diesen Zweck bereitgestellten Mittel aufgebraucht seien.
Rosenthal stimmt dem Anwalt zu, dass die seitliche Inschrift in heutiger Zeit „schwer erträglich“ sei. Wegen des Vertrages sei er nicht in der Lage, „das Mahnmal“ zu entfernen. Er verweist auf einen „mit Fachleuten besetzten Arbeitskreis“, der die Gedenkkultur in Würzburg „grundsätzlich und umfassend aufgreifen“ und „zu neuen Konzepten gelangen“ wolle.
Initiator des Kreises ist Kulturreferent Muchtar Al Ghusain. Er sagt, „da ist noch so vieles, was in dieser Stadt nicht bearbeitet wurde“, was er nun systematisch angehen wolle. Das Mindeste sei, den Obelisken der Heeres-Fla mit einer Tafel zu kommentieren.
Von Mengershausen ist nicht zufrieden. Er glaubt die Angelegenheit für „unabsehbare Zeit“ auf die lange Bank geschoben. Von Denkmälern wie dem Stein am Hauptfriedhof gehe ein Gift aus, „das sich in unmerklichen Dosen in den Hirnen festsetzt“. Er will nicht, dass „mit solchen dreisten, verlogenen Geschichtsfälschungen der Toten gedacht wird“. Der Anwalt spricht mit Inbrunst. Sein Vater gehört zu den Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg starben. Von Mengershausens Mutter klagte: „Der Vater wurde verheizt.“