Hoch über dem Maintal auf den Streuobstwiesen fällt unter vielen Bäumen ein reichtragender alter Apfelbaum auf: Feines Holz, stark gewachsen, eine lockere Krone mit aufwärts gerichteten Ästen – eine markante Erscheinung.
Die Früchte, bohnapfelähnlich, mehrheitlich mittelgroß, regelmäßig, fassförmig, hochgebaut. Die glatte Schale ist leichtwachsig, hellrot marmoriert und gestreift mit auffälligen weißen Schalenpunkten, bläulich bereift. Die grüne Grundfarbe erscheint nur auf der Schattenseite und am Kelch. Was ist das für ein Apfel? Keiner der üblichen im Frankenland.
Also Aufschneiden: Ergebnis gut ausgebildete Kerne, ein guter Pollenspender. Die Geschmacksprobe ergibt: sehr saftig, erfrischend weinsäuerlich.
Rätselraten
Die Pomologen überlegen und scheiden viele Sorten aus wegen anderer Farbe, anderer Form, anderen Geschmackes. Keine der üblichen fränkischen Früchte. Nach viel Kopfzerbrechen Verdacht auf Winterprinzenapfel oder Feys Rekord. Aber Haltbarkeit, Schale passen nicht, also abgelehnt. Ergebnis: Vorläufig unbekannte Sorte.
Bei einem ersten Treffen mit norddeutschen Kollegen äußert jemand: „Das könnte der Schweizer Sauergrauech sein. Aber ich bin mir nicht sicher.“ Immerhin eine heiße Spur. Die Äpfel werden anhand von Literatur überprüft und schließlich von einem Pomologen aus Rheinland-Pfalz-Saarland, eindeutig bestimmt und bestätigt.
Es ist die Sorte Sauergrauech. Andere Namen: Pomme raisin, Grauech, Riengel, Surgrauch.
Ihr Ursprung liegt im 18. Jahrhundert im Kanton Bern, Schweiz, wo sie heute noch anzutreffen ist. Auch in den benachbarten Kantonen Luzern und Solothurn gibt es diese Bäume noch.
Allzweckapfel
Gepflückt werden kann er Anfang Oktober und ist bis Dezember zum Verzehr geeignet. Als Tafelapfel ist er ebenso brauchbar wie als Küchenapfel zum Kochen und Backen. Als Mostapfel ist er ausgezeichnet und sehr gefragt.
Die Früchte sind etwas schorfanfällig und druckempfindlich, gehören zu den saftigsten überhaupt. Die Bäume sind mehltauanfällig, aber robust und anspruchslos, gedeihen auch über 1000 Meter Höhe.
Bezüglich unseres Beitrags über den Edelborsdorfer (Teil 40) hat sich unser Leser Siegfried Dornberger – in Grimma geboren – aus Gerbrunn gemeldet und darüber informiert, dass der Ort Borsdorf sich nicht bei Meißen sondern zwei Bahnstationen vor Leipzig befindet.