Klar und unumstritten ist dies: Die Bahnhofspavillons aus den 50er Jahren sind baufällig und entsprechen nicht mehr modernen Bau- und Hygienevorschriften. Aber müssen sie deshalb weichen? An diesem Donnerstag stimmt der Würzburger Stadtrat über einen Abriss und Neubau ab. Die Pavillons sollen – so sieht es der ehrgeizige Zeitplan der Stadtverwaltung vor – bis zur Landesgartenschau im Frühjahr 2018 fertiggestellt sein. Denn der Bahnhof soll dann für Besucher die neue „Visitenkarte“ sein.
Vor der Stadtratsentscheidung haben sich die Heiner-Reitberger-Stiftung und die Würzburger Wirtschaftsjunioren in Stellungnahmen zu den Plänen geäußert.
Petra Maidt von der Stiftung sieht den Bahnhofsplatz als einen jahrzehntelang vernachlässigten Stadteingang. Nun sollen die alten Pavillons, die den Platz umfassen, abgerissen und durch größere Neubauten ersetzt werden, schreibt Maidt. Der Kiliansbrunnen, mit einer großzügigen Spende des VVW saniert, dürfe dafür bleiben.
Wie die Straßenbahn künftig fahren und wo neue Haltestellen entstehen sollen, ob es neue Schutzdächer geben wird und welcher Bodenbelag angedacht ist – all das alles ist laut der Reitberger-Stiftung den Bürgern bislang weitgehend unbekannt. Trotzdem wolle der Stadtrat nun den Abriss der Pavillons und eine Neubebauung beschließen – „ein in Würzburg durchaus nicht unbekanntes Verfahren“, moniert die Stiftungsvorsitzende.
Architektur gewürdigt
Dabei sei der Würzburger Stadteingang in seiner Anlage noch heute ein „Entree von durchaus urbaner Eleganz“, wie bereits vor fast 30 Jahren der damals zuständige Konservator des Landesamtes für Denkmalpflege Dr. Ulrich Kahle in der Main-Post schrieb. Kahle würdigte aus aktuellem Anlass die städtebaulichen Qualitäten des Platzes als „bundesweit rar gewordene große städtebauliche Lösung“.
Bereits damals seien der Abriss der Pavillons und eine Umgestaltung des Platzes geplant gewesen, was den Eintrag des Gesamtensembles als Wiederaufbauleistung in die Denkmalliste verhindert habe. So blieben auch die 1956 von Rudolf Schlick, dem Architekten von Mozartschule und Polizeipräsidium, erbauten Pavillons schutzlos. Der Heiner-Reitberger-Stiftung bleibe nur der eindringliche Appell an die Verantwortlichen, die architektonischen Qualitäten der Pavillons zu erhalten oder zu erneuern.
Die noch authentischen Fassaden sowie die abwechslungsreiche, subtile Gestaltung aus Stahl, Glas, Holz und schwarzen Fließen könnten denkmalgerecht revitalisiert werden. Einem zeitgemäßen Innenausbau stehe nichts im Wege, sagt Maidt.
Wirtschaftsjunioren für Qualität
Die Wirtschaftsjunioren (WJ) Würzburg haben indes anlässlich der aktuellen Diskussionen zur Neugestaltung des Würzburger Hauptbahnhofsvorplatzes ihre Mitglieder befragt und um ihre Einschätzung gebeten.
Oberste Priorität bei den Ideen zur Neugestaltung habe hierbei aus Sicht der Jungunternehmer die ganzheitliche Konzeptionierung mit dem Leitgedanken, ein einladendes und repräsentatives Tor zur Stadt für Anreisende und Pendler zu ermöglichen, ist in einer Pressemitteilung zu lesen.
Bei der Frage nach der gewünschten Nutzung neuer Pavillons geht der Trend eindeutig in Richtung qualitativ hochwertige Gastronomie. Von hoher Bedeutung ist es nach Meinung der Befragten auch, ausreichende Sitzmöglichkeiten für Gäste anzubieten. Weitere Nutzungsmöglichkeiten könnten den Jungunternehmern zufolge Dinge des täglichen Bedarfs sein oder Reiseutensilien, die nicht bereits in den Lokalitäten des Bahnhofsgebäudes selbst angeboten werden.
Rund die Hälfte der Befragten spricht sich in Sachen Gleisführung für einen Bahnhofsvorplatz mit westlichen Pavillons aus. Mit 210 Mitgliedern und Gästen aus Stadt und Landkreis Würzburg sowie Kitzingen sind die WJ Würzburg der größte Jungunternehmerkreis in Mainfranken und Teil des Spitzenverbandes der jungen deutschen Wirtschaft.