Vielleicht Erleuchtung, zumindest aber Entspannung erwarten interessierte Würzburger an diesem Sonntag, 23. September, in der Kaiserstraße 12. Dort lädt unter dem Motto „ Buddhas in Bayern“ das Buddhistische Zentrum Würzburg alle Interessierten ein zum bayernweit stattfindenden „Tag der offenen Tür“ der Buddhistischen Zentren. Dabei wechseln sich von 11 bis 16 Uhr Einführungsvorträge mit Meditation und Führungen durch eine Buddhastatuen-Ausstellung stündlich ab.
Im Zentrum von Buddhas Lehren, die schon seit einigen Jahrzehnten im Westen „angekommen“ sind, steht die Selbstverantwortung des Menschen, dessen Lebensziel „die volle Entwicklung der in uns liegenden Möglichkeiten von Körper, Rede und Geist ist“, wie es ein Info-Flyer formuliert. „Wir kennen keine Dogmen“, erklärt Werner Braun, ein Würzburger Buddhist der ersten Stunde. „Meditation und die unmittelbare Verwirklichung der Natur des Geistes durch die Übertragung des Lehrers“ machen das Wesen der Karma-Kagyü-Linie, der „Mündlichen Übertragungslinie“ aus. Sie gehört zu den vier großen Schulen des tibetischen Buddhismus und betreibt auch das Buddhistische Zentrum in Würzburg, das seit rund 25 Jahren besteht und etwa 80 Mitglieder im Alter von 20 bis 70 Jahren zählt.
Insgesamt existieren in Deutschland rund 130, in Bayern 30 Zentren und Meditationsgruppen des Diamantweg-Buddhismus. Beim letzten großen „Familientreffen“, das im August am Immenstädter Alpsee stattgefunden hat, kamen mehrere Tausend Gläubige zusammen, um ihre wichtigsten Lehrer Lama Ohle Nydhal und den 17. Karmapa Thaye Dorje zu hören. „Das war ein ganz tolles Erlebnis“, berichtet Bea Thier.
„Aber sich wirklich mit etwas auseinandersetzen, das bedeutet Arbeit.“ Auf dem anstrengenden Weg zur Erleuchtung helfen Rituale wie die formgebende Meditation und die Statuen des historischen Buddhas, der Lehrer der Karma Kagyü-Linie und verschiedener Aspekte der buddhistischen Lehre wie des „Allguten in Vereinigung“. Auch wenn die Buddhastatuen teilweise an hinduistische Gottheiten erinnern – es sind keine Götterbilder. „Die Figuren sprechen gerade unsere katholische Klientel besonders an“, erzählt Thier. Protestanten hingegen fühlten sich eher vom formlosen Zen-Buddhismus angezogen, wie er etwa auf dem Benediktushof in Holzkirchen praktiziert wird.
Generell hält Thier aber wenig von Versuchen, Christentum und Buddhismus miteinander zu vermischen: „Es tut gut, die Unterschiede zwischen den einzelnen Religionen zu sehen. Das gibt auch Konturen.“ Diamantweg-Buddhismus und Zen-Buddhismus verbindet hingegen der Wille zur Befreiung vom eigenen Ego und tägliche Arbeit an der Erleuchtung. „Es geht darum, den Geist zu entspannen und jeden Moment frisch wahrzunehmen“, so Thier.