Seit Ende Juli ist im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege entlang der B 13 zwischen Oberickelsheim und der Mautpyramide ein Grabungsteam im Einsatz. Grund der Grabungen ist der Straßenbau, rechts und links der Bundesstraße werden Begleitwege gebaut.
Von Beginn an wurden die Bauarbeiten des Staatlichen Bauamtes in Ansbach archäologisch begleitet. „Frühere Funde bei Oberickelsheim ließen erwarten, dass hier etwas zu finden ist“, erklärte Dr. Stefanie Berg-Hobohm vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, München.
„Hier handelt es sich um wissenschaftlich total wertvolle Funde.“
Dr. Stefanie Berg-Hobohm, Landesamt für Denkmalpflege
Archäologische Ausgrabungen sind eine mühsame Angelegenheit. Zehn Stunden täglich, von Montag bis Samstag, bei jedem Wetter, wurde gebuddelt. Wissenschaftlicher Projektleiter Radu Stoia und sein Team aus Archäologen, Facharbeitern und Studenten der Unis Würzburg und Berlin, arbeiteten unter Zeitdruck. Der Straßenbau sollte möglichst ohne große Verzögerungen vorangehen. Doch zuerst wurde aus den Trassen der Begleitwege eine Kilometer lange Ausgrabungsfläche.
Nach Abtragen der Humusschicht wurden Verfärbungen an der Erdoberfläche sichtbar. Sie sind Hinweise dafür, dass hier vor langer Zeit schon einmal Menschen am Werk waren. „Alle Stellen, an denen die Erde dunkler ist als der helle Lößboden, werden nummeriert und mit Zeichennägeln markiert“, erklärt der Grabungsleiter. Sie wurden nach und nach aufgegraben, anfangs half manchmal ein Minibagger. Doch dann gingen die Archäologen mit Spaten, Schaufel, Kelle, Stuckateureisen, Modellierspachtel und sogar Instrumenten aus der Zahnarztpraxis ans Werk.
Die Arbeit hat sich gelohnt: Vier dieser markierten Stellen erwiesen sich als Hügelgräber aus der Jungsteinzeit. Es sind vermutlich alles Frauengräber. In der so genannten Hockerstellung... ...wurden die Menschen begraben, Beigaben in Form von Gefäßen weisen auf die schnurkeramische Phase der Jungsteinzeit (2800 bis 2400 vor Christus) hin.
„Hier handelt es sich um wissenschaftlich total wertvolle Funde“, sagt Dr. Berg-Hobohm. „Bisher gab es keine schnurkeramischen Funde in dieser Vollständigkeit. Es ist ein geschlossener Fundkomplex“.
Sorgfältig legte das Team die Gräber offen, so dass Skelett, Keramikgefäße, Werkzeuge oder Schmuck sichtbar wurden. Neben zahlreichen Fotos wurde eine Zeichnung angefertigt. „Die Zeichnung ist die Interpretation und aussagekräftiger“, sagt Grabungsleiter Stoia. „Es wird dabei sehr pingelig gearbeitet“, erklärt der Archäologe. Eine Überraschung für den Grabungsleiter war das Grab mit dem vollständig erhaltenen Skelett einer jungen Frau, das zwei Mitarbeiter erst vor einer Woche frei gelegt haben.
Radu Stoia begutachtet „die junge Dame“ , wie er sie nennt, mit fachmännischem Blick. Doch auch Achtung und Ehrfurcht sind spürbar, Respekt vor der Geschichte des Menschen, der hier vor über 4000 Jahren bestattet wurde.
Dass die Dame jung gestorben ist, stellt er anhand des Knochenbaus und des Zahndurchbruch fest. Ihr wurde ein Glockenbecher mitgegeben, was auf eine etwas spätere Zeit (bis 2200 v. Chr.) hindeutet und auch ein Werkzeug aus Serpentinit, „einem Gestein, das nicht aus der Gegend stammt“, sagt Stoia. Das gibt Rätsel auf. „Das passt hier jetzt gar nicht dazu“, stellt der Archäologe fest.
Alle Funde werden schriftlich und fotografisch dokumentiert. Was entdeckt wird, wird durch die Bergung zwar für die Nachwelt erhalten, aber das ursprüngliche Grab wird dadurch auch zerstört. Die Knochen, die sich im kalkhaltigen Boden einige Jahrtausende gehalten haben und in einigen Gräbern als vollständiges Skelett vorgefunden wurden, sind sehr porös.
Vorsichtig müssen sie einzeln geborgen und verpackt werden. Das nimmt pro Grab einige Tage in Anspruch. In der Anthropologischen Staatssammlung in München werden die Knochen später untersucht. Einige der Keramikgefäße, wie eine Amphore, hat man im Block geborgen, das heißt mitsamt der Erde, in die sie gebettet waren. „Sie werden unter Laborbedingungen untersucht, ansonsten droht Gefahr, dass sie zerfallen“, erklärt Dr. Berg-Hobohm.
Andere Gruben, an denen die verschieden gefärbten Erdschichten sichtbar sind, deuten auf die Wohnstätten der Menschen hin. Es gibt Hinwiese auf Siedlungspfosten und auf Grubenhäuser. Andere Gruben sind vermutlich Brandgräber, in denen die Asche der Toten beigesetzt wurde.
Führungen
Das Grabungsteam bietet allen Interessierten an, am Sonntag, 30. August von 7 bis 17 Uhr die Ausgrabungsfläche zu besuchen. Die Archäologen sind vor Ort und laden zu Führungen ein. In zwei der Gräber werden dann noch die Skelette zu sehen sein.