Es sollte ein netter Abend werden. Dr. Wolfgang Stier hatte sich gegen 20.30 Uhr mit einem Freund im Kiliani-Bierzelt verabredet, sein 18-jähriger Sohn Johannes saß an einem anderen Tisch. Plötzlich sah Dr. Stier, wie ein Mitglied des Security-Services einen dunkelhäutigen Gast aus dem Zelt wies. "Meiner Meinung nach hatte dieser Mann nichts angestellt", sagt der Arzt im Gespräch mit der MAIN-POST. Deshalb habe er den Ordner gefragt, warum er gehen müsse. "Das geht Sie nix an", habe er zur Antwort bekommen. Der Mediziner aus Gerbrunn ließ nicht locker. "Immer, wenn ich den Ordner sah, fragte ich ihn, warum der Mann nicht bleiben durfte." Kurz nach Mitternacht, der Arzt und sein Freund "wollten gerade gehen", sprach Dr. Stier den Ordner erneut an: "Wenn Du mir nicht sagst, warum der Mann raus geworfen wurde, schreibe ich einen Leserbrief an die MAIN-POST". Statt zu antworten, habe der Security-Mann seine Kollegen und den Chef geholt. "Da will wieder mal jemand die MAIN-POST informieren", habe er gesagt. Der Chef laut Stier: "Ich zähle bis zehn und dann sind Sie aus dem Zelt raus." Ein paar Sekunden später, der Ordner habe gerade "sieben" gesagt, sei er "von mindestens zwei Security-Männer gepackt, angehoben und aus dem Festzelt geschleift" worden, erzählt Dr. Stier. Ähnlich sei es seinem Sohn gegangen, der ihm helfen wollte. Strafanzeige gegen die Security-Leute erstattete Dr. Stier erst am nächsten Tag. "Ich wollte die Sache überschlafen", sagt er. Außerdem ließ er sich seine Verletzungen attestieren: Blutergüsse an den Armen, Unbeweglichkeit der rechten Hand, ein "Veilchen" am Auge. Sohn Johannes habe Würgemale am Hals, sagt Stier. Bernd Seus, rechte Hand von Fest-Wirt Peter Müller-Reichert bestreitet, dass sich der Vorfall so abgespielt hat, wie Stier ihn schildert. Der dunkelhäutige Mann sei des Zelts verwiesen worden, weil er "Leute angepöbelt" und "mit nacktem Oberkörper auf dem Tisch getanzt" habe. Der Arzt habe wegen dieses Mannes schon am Nachmittag "Ärger gemacht", erklärte Seus gegenüber der MAIN-POST. "Stockvoll" sei Dr. Stier gewesen und habe die Security-Leute "beleidigt". "Die Ordner sind keine Schläger", sagt Seus, "sie fangen von sich aus keine Prügelei an". Wenn der Arzt verletzt sei, dann müsse er wegen seiner Trunkenheit gestürzt sein. "Geschlagen worden ist er nicht." Dr. Stier lacht über diese Angaben. Ganze zwei Maß Festbier habe er zwischen 20.30 Uhr und Mitternacht getrunken, sagt er. Und am Nachmittag sei er nicht auf Kiliani gewesen, sondern habe "Hausbesuche gemacht". Er wartet nun, was aus seinem Strafantrag wird. Bei der Polizeiinspektion Würzburg-Ost sei die Anzeige "nur recht widerwillig" aufgenommen worden. "Obwohl da große Plakate hängen, die Bürger sollten Zivilcourage zeigen."
Stadt Würzburg