Der Stadtrat hat im März den geplanten Ikea-Homepark auf den Weg gebracht, genauso wie das angrenzende neue Gewerbegebiet in Richtung Estenfeld. Der Homepark wurde als Fachmarkt mit Ikea als Investor schon im Jahr 2008 genehmigt. Nur die Branchen wurden vom schwedischen Möbelriesen noch geändert und mussten ein Raumordnungsverfahren und den Stadtrat durchlaufen. Der Grund: geänderte Marktbedingungen. Nun wendet sich der Bund Naturschutz unter seinem Geschäftsführer Steffen Jodl mit vielen Argumenten gegen ein „Gewerbegebiet Nord“.
Auf der Fläche vor dem Möbelhaus in Richtung Würzburg entlang der Bundesstraße 19 entstehen laut Ikea Deutschland Einzelhandelsflächen in einer Größenordnung von fast 15 000 Quadratmetern. Baurecht besteht schon von Seiten der Stadt Würzburg, es fehlt lediglich noch der Bauantrag von Ikea, das die Flächen an Fremdfirmen vermieten wird. Ikea-Sprecherin Simone Settergren: „Wir hoffen den Bauantrag in Kürze einreichen zu können. Frühestmöglicher Baubeginn wäre dann Anfang 2013, eine Eröffnung käme Ende 2013, Anfang 2014 in Betracht.“ Damit läge das schwedische Unternehmen noch im angestrebten und früher kommunizierten Zeitplan.
Settergren gibt auf Anfrage dieser Zeitung Auskünfte über die endgültigen, dem Markt angepassten Verkaufsflächen und Branchen des neuen Fachmarkt-Zentrums. Sie weichen leicht von den Planungen im März diesen Jahres ab: Verkaufsfläche 14 820 Quadratmeter (vorher 16 000); Möbel 11 100 Quadratmeter (10 550); Babyfachmarkt 1250 Quadratmeter (1600); Tierbedarf 1200 Quadratmeter (2300) und Fahrradmarkt 1270 Quadratmeter (1270). Welche Firmen nun hinter den neuen Läden stecken konnte die Sprecherin noch nicht sagen, „die Verhandlungen laufen noch“.
Im Anschluss an Ikea bis zur Gemarkung Estenfeld, also bis zum Maidbronner Kreuz, plant die Stadt außerdem das Gewerbegebiet Nord. Dafür liegt der Beschluss des Stadtrates vom 26. Juli derzeit aus. Betroffene können sich dazu äußern. Und das haben die Naturschützer auch umfassend getan. „Wir lehnen das Gewerbegebiet 'Würzburg Nord' angrenzend an Ikea ab“, schreibt Geschäftsführer Steffen Jodl. Die Stadt Würzburg setze mit dieser Planung den ungebremsten Flächenverbrauch fort und missachte alle Vorgaben zum Schutz landwirtschaftlich wertvollster Böden und bedrohter Arten. Die Gesamtfläche betrage 16 Hektar.
Die Flächen liegen im Lebensraum zahlreicher bedrohter Offenlandarten, wie Feldlerche, Feldhase und Feldhamster. Durch die schon erfolgte Ausweisung mehrerer Gewerbegebiete in diesem Bereich sei der Lebensraum erheblich eingeschränkt. Weitere Flächen riskierten das Fortbestehen des europaweit geschützten Felshamsters in diesem Gebiet. Zudem würden erneut Böden mit sehr hoher natürlicher Fruchtbarkeit versiegelt werden. Der BN hält dies für verantwortungslos, denn gerade in Hinblick auf den Klimawandel seien diese Böden von hoher Wichtigkeit für die Nahrungsmittelproduktion.
Jodl befürchtet bei Umsetzung der Planung auch eine weitere Verkehrszunahme in der Stadt Würzburg (Mittlerer Ring, Veitshöchheimer Straße, Versbach) sowie in Güntersleben und Rimpar, mit allen negativen Begleiterscheinungen. Wie die Stadt Würzburg bei solchen Planungen die Feinstaubbelastung in Würzburg reduzieren will, ist für die Naturschützer ein Rätsel.
Gerade diese Gewerbegebiet ist aber wichtig für die Stadt, hatten mehrere Stadträte schon deutlich gemacht. Wo sonst habe Würzburg denn noch Flächen, auf denen sich auch Handwerksunternehmen mit einem kleineren Flächenbedarf ansiedeln könnten? Außerdem ist die Planänderung wichtig für die noch ausstehende hintere Anbindung des Schwedischen Elchs ab dem Maidbronner Kreuz. Damit würden die Stadtteile Lengfeld und Versbach noch stärker entlastet. Und die Hamsterproblematik, das hatte Stadtbaurat Christian Baumgart mehrfach im Stadtrat deutlich gemacht, sei in den Griff zu bekommen, sei doch die Umsiedlung der Nager für Ikea erfolgreich verlaufen. Die Stadt hält für die Vierbeiner einen 75 Meter breiten Korridor offen, auf dem die Nager zu neuen Futterplätzen wandern könnten.