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WÜRZBURG: Attraktiv: Kindertagespflege im Betrieb

WÜRZBURG

Attraktiv: Kindertagespflege im Betrieb

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    Die Würzburger Kanzlei „Cornea Franz“ hat eine betriebliche Kindertagespflege eingerichtet. Sind Plätze frei, können auch externe Kinder in die Betreuung aufgenommen werden.
    Die Würzburger Kanzlei „Cornea Franz“ hat eine betriebliche Kindertagespflege eingerichtet. Sind Plätze frei, können auch externe Kinder in die Betreuung aufgenommen werden. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Der kleine Niklas rennt durchs Zimmer und lacht. Tagesmutter Gundi Fischer rennt hinterher und fängt den kleinen Mann. Jetzt wird ein Buch angeschaut, auch da ist der Eineinhalbjährige Feuer und Flamme. Während seine Mama arbeitet, wird er in der betrieblichen Kindertagespflege betreut.

    Denn: Die Würzburger Wirtschaftskanzlei „Cornea Franz“ hat sich Familienfreundlichkeit auf die Fahne geschrieben. Dazu gehört auch, dass der Nachwuchs der Mitarbeiter gut betreut wird. In einem Nebengebäude der Kanzlei ist ein Paradies für die Kleinen entstanden, mit vielen Spielsachen, Büchern, einem Zelt zum Verstecken und der Kinderküche. Nicht zu vergessen die hohen Fenster, die extra eingebaut wurden. Vom Fenstersims aus können Niklas, Mikael und Anton die gegenüberliegende Bahnstrecke beobachten. „Gerade für Jungs ist das toll“, erzählt die Tagesmutter. Auch die hohen Spiegel, die den Raum noch größer erscheinen lassen, werden von den Kindern geliebt. „Mein Sohn schaut sich zum Beispiel gern im Spiegel an und schneidet Grimassen“, sagt Kanzlei-Mitarbeiterin Antje Hammer.

    Beruhigt arbeiten gehen

    Sie ist froh, dass es das Betreuungsangebot gibt. „Ich kann beruhigt wieder arbeiten gehen und weiß, dass mein Sohn nebenan gut aufgehoben ist“, sagt die 31-jährige geprüfte Wirtschaftsfachwirtin. Durch die räumliche Nähe sei sie sofort zur Stelle, sollte ihr Sohn krank werden, sich verletzen oder nicht mehr beruhigen lassen. „Das gibt mir ein gutes Gefühl und hat auch meine Entscheidung beeinflusst, nach einem Jahr wieder arbeiten zu gehen.“

    Daran ist natürlich auch die Kanzlei interessiert: „Wir sind hier ein relativ junges Team, da sehen wir uns in der Pflicht, etwas für die Familie zu tun“, erklärt Christoph S. Graeber, Rechtsanwalt der Kanzlei und Partner. Die Räumlichkeit wurde kindgerecht renoviert und ausgestattet, auch ein Essensbereich und ein „Schlafzimmer“ für den Mittagschlaf stehen zur Verfügung.

    Die betriebliche Kindertagespflege sei auch eine Chance, Mitarbeiter besser ans Unternehmen zu binden. „Es ist nicht einfach gutes Personal zu finden. Leute, die wir ausgebildet haben, lassen wir nur ungern ziehen“, so Graeber. Da sei es wichtig, als Unternehmen attraktiv zu erscheinen. „Die Kinderbetreuung ist neben flexiblen Arbeitszeiten und der Möglichkeit in Teilzeit zu arbeiten ein weiterer guter Anreiz für Familien.“ Richtung Sommer soll auch der Außenbereich gestaltet werden. „Wir möchten einen kleinen Spielplatz mit Sandkasten, Rutsche und Schaukel herrichten“, so der Rechtsanwalt.

    Auch externe Kinder können aufgenommen werden

    Tagesmutter Gundi Fischer arbeitet seit einigen Monaten selbstständig für die Kanzlei. Sie ist beim Fachbereich Jugend und Familie der Stadt Würzburg als Tagesmutter registriert und wird auch über diese Stelle entlohnt.

    Maximal fünf Kinder kann sie in Obhut nehmen. Lukrativ für die Stadt: Sollte die Kanzlei ihre Kita nicht mit eigenen Kindern auffüllen, können externe Kinder aufgenommen werden. Das ist momentan der Fall. „Das kommt uns natürlich zugute in einer Zeit, in der die Nachfrage steigt und wir dabei sind, das Betreuungsangebot stetig zu erweitern“, erklärt Claudia Ebert von der Fachabteilung Kindertagesbetreuung der Stadt Würzburg.

    Neben der Stadt selbst, die für ihre Mitarbeiter seit 2013 die betriebliche Kindertagespflege anbietet (allerdings in Räumlichkeiten außerhalb des Rathauses), sei die Kanzlei eines der ersten Unternehmen in Würzburg, das diese Form der Betreuung anbietet. „Mitarbeiterinnen haben so die Möglichkeit nach der Babypause wieder schneller im Job einzusteigen“, erklärt Ebert, „das fällt leichter, wenn man weiß, dass das Kind in guten Händen ist.“ Durch die kleine Gruppe sei auch eine individuelle Betreuung gewährleistet. „Das ist gerade für die ganz Kleinen wichtig.“

    Gerne berät Claudia Ebert Unternehmen, die etwas Ähnliches planen. Besonders attraktiv sei die betriebseigene Kindertagespflege für kleine und mittelgroße Betriebe. Dabei kann diese an verschiedenen Orten stattfinden, nämlich in Räumen des Betriebes, in extra angemieteten, aber betriebsnahen Räumen oder bei der Kindertagespflegekraft selbst. „Die Tagesmutter kümmert sich dann zu vertraglich festgelegten Zeiten um die Kinder der Beschäftigten.“ Arbeitgeber sorgen so für eine betriebliche Kinderbetreuung, ohne einen eigenen Kindergarten anbieten zu müssen. „Die Kindertagespflege ist einfach, erheblich kostengünstiger, aber genauso verlässlich“, erklärt Ebert.

    Weitere Modelle der firmeneigenen Kinderbetreuung

    Allerdings haben sich für größere Einrichtungen auch andere Modelle bezahlt gemacht: So bietet die Universität Würzburg ihren Mitarbeitern und Studierenden seit dem Jahr 2013 den Campus Kinderhaus am Hubland an – mit 54 Krippenplätzen sowie 62 Kindergartenplätzen. Ein ähnliches Modell schwebt derzeit auch dem Landratsamt Würzburg vor. Laut einer Mitteilung heißt es, dort soll bis spätestens Frühjahr 2019 eine Kindertageseinrichtung in Form einer Kinderkrippe entstehen – für bis zu zwölf Kleinkinder im Alter von ein bis drei Jahren.

    Ein erfahrener externer Träger soll den Betrieb übernehmen.

    Im Landkreis Würzburg ist das Unternehmen s.Oliver Vorreiter in der firmeneigenen Kinderbetreuung. Schon 2008 wurde das Kinderhaus ins Leben gerufen – trotz schwieriger Genehmigungsverfahren. Heute gibt es bei s.Oliver in Rottendorf insgesamt 46 Plätze, die Kinderkrippe mit 24 Plätzen für Kinder bis drei Jahre und 22 Plätze für Kindergartenkinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Andere Unternehmen, sowohl in der Stadt als auch im Landkreis Würzburg, nutzen die Möglichkeit, ihren Mitarbeitern Plätze in kommunalen Kindergärten anzumieten.

    Forschungsprojekt an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt

    Derzeit beschäftigt sich auch ein Forschungsprojekt der Hochschule Würzburg-Schweinfurt mit dem Thema „Familienfreundliche Unternehmen“.

    Laut Professor Dr. Steffen Hillebrecht zahlt sich Familienfreundlichkeit für engagierte Unternehmen finanziell aus und bietet vielfältige Handlungsmöglichkeiten im Personalmarketing.

    Das Projekt im Studienschwerpunkt „Personal“ zeigt auf Basis von Umfragen in Würzburger Unternehmen auf, dass sich deren Mitarbeiter Gedanken rund um die Familienfreundlichkeit machen. Elf Studierende entwickelten Ansätze, mit denen Unternehmen aus Stadt und Landkreis Würzburg ihren Mitarbeitern den Ausgleich zwischen Familienbedürfnissen und Arbeit erleichtern können.

    „Ich kann beruhigt wieder arbeiten gehen.“

    Antje Hammer, geprüfte Wirtschaftsfachwirtin

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