Die Ochsenfurter Volkshochschule wurde von der Corona-Pandemie kalt erwischt. Zwei Wochen nach Beginn des Frühjahrssemesters begann der Lockdown. Die Hälfte der Kurse musste komplett gestrichen werden, der Rest fand nur zum Teil oder zeitversetzt statt. Trotzdem zieht VHS-Leiterin Jasmin Kleinschroth auch positive Lehren aus der Krise - und hofft, dass das nun beginnende Herbstsemester unter halbwegs normalen Bedingungen zu Ende gehen kann.
123 der 245 Angebote fielen Corona zum Opfer. Dass andere nach dem 29. Mai unter strengen Auflagen fortgesetzt werden konnten, sei vor allem dem Engagement der Dozenten zu verdanken. "Es war ein irrer organisatorischer Aufwand", erinnert sich Jasmin Kleinschroth. Sie und ihre beiden Mitarbeiterinnen mussten jeden einzelnen Kursteilnehmer anschreiben. Wer seinen Kurs komplett absagen wollte, bekam sein Geld zurück.
Begrenzte Teilnehmerzahl und Mindestabstand
Weil in den Schulungsräumen der geforderte Mindestabstand nicht eingehalten werden konnte, musste die Teilnehmerzahl begrenzt werden. "Einige Dozenten haben ihre Kurse parallel in zwei Räumen gehalten", erzählt Kleinschroth. Bewegungskurse fanden teilweise, der Jahreszeit sei Dank, im Freien statt. Ingo Schmitt etwa, seit Jahren mit Qi Gong und Tai Chi im VHS-Programm, stellte seine Anleitungen kostenlos im Internet zur Verfügung.
Auch der bayerische Landesverband reagierte mit Hilfe des Internets auf die Pandemie. Zahlreiche Vorträge verschiedener Volkshochschulen wurden über den Videokanal Youtube kostenlos zur Verfügung stellt. Zu finden sind sie dort unter dem Stichwort "VHS daheim". In der Verbesserung des Online-Angebots sieht Jasmin Kleinschroth deshalb auch bei der VHS Ochsenfurt eine Aufgabe für die Zukunft. "Bisher waren wir noch nicht bereit dafür, und ich glaube, auch unsere Teilnehmer noch nicht", sagt sie. Die Stärke bleibe der Präsenzunterricht. "Jetzt freuen wir uns, dass er wieder starten kann und hoffen, dass es dabei bleibt", so die VHS-Leiterin mit Blick auf eine mögliche zweite Infektionswelle.
"Statt zu verreisen, bleiben wir hier und lernen die Sprache."
Jasmin Kleinschroth, VHS-Leiterin
Das neue Kursprogramm wurde dieser Tage an die meisten Haushalte im südlichen Landkreis verteilt und liegt zudem in vielen Rathäusern und öffentlichen Gebäuden aus. Es enthält wenig Überraschendes. Im Mix aus Sprachkursen, gesellschaftlichen Themen, Gesundheits- und Fitnessangeboten finden sich die meisten der Kurse wieder, die im Vorsemester ausfallen mussten.
Wieder mal im Programm sind Anfängerkurse in Italienisch, Spanisch und Französisch, auf die sich in den Folgesemestern aufbauen lässt. "Statt zu verreisen, bleiben wir hier und lernen die Sprache", scherzt Jasmin Kleinschroth. Ganz ohne Corona kommt die Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit dem Casablanca-Kino aus. Unter dem Titel "Rauschbilder" geht es in drei Filmen um Aspekte des Rausches im Film, und zwar nicht nur unter dem Gesichtspunkt des Alkohol- und Drogenmissbrauchs, sondern auch im Hinblick auf die kulturelle Bedeutung von Rauschmitteln. Begleitet werden die Aufführungen jeweils von einem einführenden Vortrag und einer anschließenden Diskussion.
Ausgefallene Kurse werden nachgeholt
Auf 192 Kurse und Vorträge schrumpfte das Angebot. Das liege vor allem an den Vorträgen, die unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln nur schwer durchzuführen wären. Einige Kooperationspartner, mit denen die VHS sei Jahren zusammenarbeiten, hätten ihr Angebot deshalb in diesem Semester zurückgezogen, so Kleinschroth. Besonders vermisst sie die populärwissenschaftlichen Vorträge des Unibunds Würzburg und die beliebten Gesundheitsinformationen des Ärztenetzes MainArzt.
Hygienevorschriften und Abstandsgebote gelten weiterhin. Sie werden jedem Teilnehmer schriftlich mitgeteilt. Die Teilnehmerzahl wurde dem jeweiligen Raumangebot angepasst und entsprechend begrenzt. Vier Quadratmeter stehen jedem Kursteilnehmer zur Verfügung, bei Bewegungskursen sind es sechs Quadratmeter. "Die Preise haben wir bewusst nicht erhöht, um attraktiv zu bleiben", sagt die VHS-Leiterin. Nicht schön sei es aber, dass manche Kurse jetzt schneller ausgebucht sind. "Da hoffen wir auf das Verständnis der Teilnehmer, wenn sie nicht ihren Wunschkurs besuchen können", so Kleinschroth.
"Wir denken, dass wir bis jetzt relativ gut aus der Krise gekommen sind."
Jasmin Kleinschroth, VHS-Leiterin
Abzuwarten bleibt, wie sich die Corona-Beschränkungen auf die wirtschaftliche Situation der VHS auswirkt. Noch fehlten die Zahlen, um das vergangene Semester bewerten zu können. Außerdem habe der Freistaat den Volkshochschulen Sonderzuschüsse in Aussicht gestellt. "Wir denken, dass wir bis jetzt relativ gut aus der Krise gekommen sind", meint Jasmin Kleinschroth. Daran habe auch die wirtschaftliche Konsolidierung in den vorangegangenen Jahren Anteil. "Wir haben einen kleinen Puffer und sind deshalb ganz optimistisch", sagt sie.
Die Anmeldung für das Herbst-/Wintersemester an der VHS Ochsenfurt läuft bereits. Semesterbeginn ist der 28. September. Anmeldung in der VHS-Geschäftsstelle, Kirchplatz 2, in Ochsenfurt, Tel. (0 93 31) 28 90, oder im Internet unter www.vhs-ochsenfurt.de. Dort steht auch das vollständige Programmheft zum Download bereit.