Vermutlich wissen nur wenige Würzburger, dass ihr Stadtarchiv auch Musikalien aufbewahrt. Um diesen Bestand, der insgesamt circa 170 Exemplare umfasst, der Öffentlichkeit bekannt und der wissenschaftlichen Forschung zugänglich zu machen, hat Professor Dieter Kirsch jetzt in monatelanger Arbeit eine umfassende Katalogisierung aller Handschriften und Drucke vorgelegt. Das Verzeichnis, ein 230 Seiten starker Band, ist in drei Abschnitte gegliedert: Musikhandschriften, Musikdrucke und musikbezogene Texte.
Zahlreiche Vertonungen
Die offensichtlich zufällig zusammengekommene Sammlung ist im Lauf der Zeit nicht ohne Verluste geblieben, schreibt das Stadtarchiv in einer Pressemitteilung. Dennoch finden sich in jeder der drei Kategorien wichtige Zeugnisse zur Würzburger Musikgeschichte, abgesehen von den zahlreichen Vertonungen, die Würzburg und den Frankenwein huldigend verklären.
Unter den Handschriften sind zwei umfangreiche, autografe Werke von E. T. A. Hoffmann von Bedeutung – die Oper „Aurora“ und das Melodram „Saul“ –, die vor 200 Jahren während der Intendanz des Franz von Holbein im Jahr 1812 am Würzburger Theater zwar geprobt, aber nicht aufgeführt wurden.
Lokalen Bezug hat auch die Vertonung der „Schlacht bei Würzburg“ von Johann Baptist Vanhal, der versucht hat, die Gefechte vom Jahr 1796 auf dem Cembalo hörbar zu machen. Auf mehreren Drucken stehen Namen von Würzburger Musikern: Franz Joseph Fröhlich, Johann Georg Bratsch, Ignaz Herbst, Armin Knab, Carl Schadewitz. In der insgesamt recht bunten Mischung finden sich aber auch humoristische Szenen des um 1920 nach Amerika ausgewanderten Würzburger Verlegers André – später Andrew – Wehnert.
Unter den musikbezogenen Texten sind es vor allem die Aufzeichnungen von Gottfried Ziegler, die Aufschlüsse zu Aufführungen am fürstbischöflichen Hof des 18. Jahrhunderts geben.
Internationales Projekt
Die Erfassung der Handschriften wurde im Rahmen des internationalen Projekts RISM (Répertoire International des Sources Musicales) durchgeführt, das zum Ziel hat, alle Musikhandschriften weltweit zu erfassen. Der Katalog der erfassten Bestände – so auch die Musikhandschriften des Würzburger Stadtarchivs – kann über Internet eingesehen werden. Bei der Eingabe der Musikalienbeschreibungen in die internationale Datenbank leistete das Diözesanarchiv Würzburg den notwendigen logistischen Beistand.