"Wenn du brav bist, kommst du in den Himmel!" Das wird einem bereits als Kind eingeredet. Wo aber ist dieses Paradies? Wie kommt man dort hin und welche Fallstricke auf dem Weg muss man beachten? Alfred Mittermeier beschäftigte sich beim Aschermittwochskabarett im Ochsenfurter Bürgerkeller mit diesem Thema, zog dabei immer wieder die Überlieferungen der Religionen zu Rat und verteilte auch manchen Seitenhieb auf die politischen Parteien.
Da sein Mikrofon und die vorhandene Lautsprecheranlage nicht kompatibel waren, sprach er ohne Lautsprecher, erreichte mit seinen Ausführungen aber auch so die Zuhörerinnen und Zuhörer in den hintersten Rängen.
Eine kürzlich erhaltene E-Mail habe ihm in Aussicht gestellt, von einem entfernten Verwandten aus Arabien zwanzig Millionen Dollar zu erben. Dazu müsse er aber vorher dreitausend Dollar überweisen für anfallende Gebühren. Obwohl ihm alle Bekannten händeringend davon abgeraten hätten, habe er das Geld überwiesen. Schließlich sei die Wahrscheinlichkeit, das versprochene Geld zu bekommen, größer als die Aussicht, einst in ein Paradies, wie es alle Religionen versprechen, einzuziehen.
Influencer Jesus dargestellt wie Anton Hofreiter
Kein Buch der Welt sei so oft verfilmt worden wie die Bibel. Es seien aber immer die alten Geschichten, die immer wieder neu erzählt werden. Kein einziges Wunder sei in den vergangenen 2000 Jahren dazugekommen. Jesus, ein erster, sehr erfolgreicher Influencer mit etwa zwei Milliarden Followern, würde dabei meist dargestellt wie Anton Hofreiter von den Grünen.
Ins Paradies komme aber nur, wer sein Sündenkonto nicht überziehe. Was aber müsse man tun, damit einem die Sünden vergeben werden können: zunächst sündigen. Was würde ein Pfarrer heutzutage wohl einer jungen Frau raten, die zu ihm in den Beichtstuhl komme und berichtet, ihr sei in der Nacht ein Engel erschienen und der Geburtstermin stehe schon fest? Er würde ihr nicht glauben.
Kirchen und Parteien verharren auf ihren angestammten Vorstellungen, mit der Einstellung: "Was Aktuelleres habe man nicht. Aber: wer keine Gegenwart hat, hat in der Zukunft keine Vergangenheit."
Friedhof, Kühlschrank, und die "Tödin"
Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern im Wahlkampf könne Mittermeier nur raten, gut zu überlegen, welche öffentlichen Einrichtungen geschlossen werden könnten. Schließe man einen Kindergarten oder ein Hallenbad, habe man die Bevölkerung gegen sich. Er empfahl: Schließt den Friedhof!
Vieles beruhe auf Glauben. Wenn man die Kühlschranktüre schließe, müsse man halt glauben, dass drinnen das Licht ausgeht. Wissen könne man das nicht, es sei denn, man kenne jemanden, der schon einmal in einem geschlossenen Kühlschrank gewesen sei. Beim Versprechen auf das Paradies sei dies im Prinzip genauso.
Voraussetzung für den Einzug ins Paradies sei der Tod - seltsamerweise wurde der bisher nie gegendert: Man hat noch nie von einer "Tödin" gehört. Für die Gesellschaft sei der Tod ja wichtig. Alternativ gäbe es überfüllte Krankenhäuser, überfüllte Pflegeheime, so wie jetzt halt auch.
Auf der Autobahn in die Hölle
Abschließend stellte er sich vor, wie er eines Tages selbst abgeholt werde, der Chauffeur ihn immer weiter fahre auf dem "Highway to hell", der Autobahn in die Hölle. Da fallen ihm die zwanzig Milliarden Dollar ein und das Versprechen, ihn im Testament zu erwähnen, veranlasse den Fahrer, das Fahrzeug zu wenden zum "knocking on heavens door", zum Klopfen an die Himmelstüre.
Seine oft unerwarteten Wendungen und Wortspiele präsentierte er dem Publikum mit viel Ironie. Die Zuhörerinnen und Zuhörer waren begeistert und spendeten Mittermeier stehend Applaus, was er mit einer Zugabe belohnte. Der Kabarettabend war eine Veranstaltung des SPD-Ortsvereines Ochsenfurt.