Er geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sagt Roland Nikeleit. Es sei schon schön, nicht jeden Morgen auf der Matte stehen zu müssen. Auf der anderen Seite hat der 64-Jährige seinen Job auf dem Wöllrieder Hof geliebt, heißt es in einer Pressemitteilung.
Im Jahr 2009 wurde Nikeleit fest ins Team des Wöllrieder Hofs integriert. Zuvor hatte er als Ein-Euro-Jobber in das Projekt hineingeschnuppert. Die Arbeit in der großen Gartenanlage half ihm, sich wieder zu fangen. Denn Anfang der 2000er Jahre ging es Nikeleit psychisch und körperlich schlecht. "Mein alter Job hat mich fertig gemacht", erzählt der gebürtige Niedersachse, der sein Geld lange als Fernfahrer verdiente. Immer auf der Straße sein, kein geregeltes Leben: "Das war alles viel zu viel Stress für mich", sagt er.
Auf dem Wöllrieder Hof ist jede Woche ähnlich. Wenn auch ganz und gar nicht gleich. "Was wir konkret tun, entscheidet sich meist spontan von Tag zu Tag", sagt Armin Kirchner, der das an der Grenze zu Rottendorf gelegene Beschäftigungsprojekt des Sozialunternehmens "Brauchbar" für Langzeitarbeitslose leitet. Das jeweilige Programm wird vom Wetter bestimmt. Und von den Menschen, die vor Ort sind. Nicht jeder schafft es jeden Tag, zu kommen. Nicht jeder ist dann, wenn er kommt, auch einsatzfähig. Viel Zeit verbringt Kirchner damit, Gespräche zu führen. Psychosoziale Probleme sind unter den Beschäftigten verbreitet, Krisen nicht selten.
50 000 Euro für den Umbau
Dank eines Sponsors konnte das Gebäude auf dem Wöllrieder Hof kürzlich auf Vordermann gebracht werden. Rund 50 000 Euro flossen in den Umbau. Die sanitären Anlagen wurden erneuert, es gibt jetzt zum Beispiel eine behindertengerechte Toilette. Außerdem steht eine Catering-Küche zur Verfügung. Die kann auch von Partygästen genutzt werden: Seit fünf Jahren vermietet "Brauchbar" das Außengelände für Outdoor-Feiern. Mehrere Geburtstage fanden hier schon statt, Vereinsfeste, Betriebsfeiern, Hochzeiten und Polterabende.
Bis zu 150 Partygäste können geladen werden. Nachdem der Carport immer freigeräumt wird, ist es sogar möglich, die Fete bei schlechterem Wetter steigen zu lassen. Für das Catering muss jeder Veranstalter selbst sorgen. Doch das, hat Geschäftsführer Thomas Johannes erfahren, schätzen diejenigen, die den Wöllrieder Hof buchen: "Bei anderen Locations ist man meist verpflichtet, die jeweilige Gastronomie zu nutzen."
350 Euro kostet es, das Gelände für ein Wochenende zu mieten. Die Einnahmen kommen dem Beschäftigungsprojekt "Brauchbar" zugute. Gerade den Wöllrieder Hof zu finanzieren, ist nicht einfach. "Wir leben von den Geldern der Jobcenter für die Arbeitsanleitung und die sozialpädagogische Betreuung, von einigen wenigen Außenaufträgen und dem, was über den Hausmeisterservice hereinkommt", sagt Johannes. Das auf dem Wöllrieder Hof gezogene Gemüse ist lediglich für den Eigenverbrauch der Beschäftigten bestimmt. Nur das Brennholz, das aus alten Paletten eines Gemüsegroßhändlers täglich hergestellt wird, wandert über das "Brauchbar"-Sozialkaufhaus in den Verkauf.