Auf reges Interesse traf die Kulturveranstaltung "Adelheid. liest. Katharina." im Würzburger Stadtteil Versbach zum Werk der Versbacher Schriftstellerin und Germanistin Katharina Gareis (verh. Zwicker, 1920 – 2014): Bei Mandelplätzchen nach deren Familienrezept lauschten über zwei Dutzend Zuhörer im Café Schiffer einer Reise in das vergangene Jahrhundert und ins "alte Versbach". Das geht aus einem Presseschreiben hervor, dem folgende Informationen entnommen sind.
Das damalige Dorfbild unterschied sich grundlegend vom heutigen mit seiner überdimensionierten Durchfahrtsstraße nach dem Abriss der historischen Ortsmitte in den 70er Jahren. Bei dieser einschneidenden Maßnahme nach der Eingemeindung wurde auch das Elternhaus der Autorin samt Bäckerei mit Laden und Poststelle sowie das nahegelegene historische Rathaus abgerissen. Heute steht genau dort das Café, welches den Raum für die Lesung stellte. Es referierte die älteste Tochter, Adelheid Zimmermann, bei der sich der Großteil des literarischen Erbes gesammelt hat.
Eindringliche Schilderungen der Kindheit in Versbach
Eindringlich und detailreich die Schilderungen von Gareis Kindheit, festgehalten unter anderem in "Das Dorf" und "Der Zweikampf". Demnach machten die erstarrenden politischen Fronten und Parteiungen der Weimarer Republik vor dörflichen Nachbarschaften, Vereinen und Konfessionen sowie offenbar auch vor aufgeweckteren Kindern nicht halt.
"Der Mund im Tischkasten" berichtet in eigentümlich früher Selbst-Erinnerung von der größten Hürde des "schüchternen Kindes" – das Sprechen selbst. Beim Einkaufen etwa konnte sie kaum auf Allerweltsfragen antworten. Immerhin wies dem begabten Mädchen bald die Schule den rettenden Lebens-Ausweg: Gedanken präzise auf Papier umzusetzen, Wörter zu Sätzen zu formen, die der Lehrer vorlesen konnte.
Tag der Bombardierung hautnah miterlebt
Den Tag der Bombardierung von Würzburg im März 1945 erlebte Katharina Gareis hautnah und verarbeitete ihn unter anderem in "Der schwarze Dom". Auch später fielen der wachen Beobachterin und fünffachen Mutter oft Alltagssituationen vor die Füße, um zum kleinen Text oder zur umfassenden Geschichte zu werden – meistens erst spät nachts. Bis ins hohe Alter von 94 Jahren schreibend, hat sie einen großen Schatz hinterlassen.