Aber auch Stücke aus den früheren Klostern des Kartäuserordens – Kartausen genannt – im Landkreis Kitzingen, sind für den passionierten Sammler sakraler Objekte und Historie von Interesse. Oehrlein, der Pfarramt und Wohnung in Tückelhausen im ehemaligen Kartäuser-Kloster mit angeschlossenem Museum hat, forscht seit Jahren zu Kartausen und hat im ehemaligen Archiv der Kartause eine eigene Cartusiana-Sammlung begründet. Dabei geht es ihm zunächst einmal um das Aufspüren von noch vorhandenen Objekten aus den 1803 aufgelösten fränkischen Kartausen.
Zu den Funden der letzten Jahre gehört etwa eine barocke Wanduhr aus der Kartause Grünau (Landkreis Main-Spessart) – bis heute im Privatbesitz der Nachfahren des dortigen letzten weltlichen Küchenjungen. Als Geschenk aus der gleichen Herkunft bereichern ein Pfannenwender und eine große Gabel aus Grünau schon die Sammlung.
Und die Suche geht weiter: Vor allem ein verschollenes Gemälde des Malers Martin von Wagner (1777 bis 1858), das dieser für den letzten Prior von Ilmbach im Steigerwald (nahe Geesdorf, Kirchschönbach und Gräfenneuses) gefertigt hatte, ist von Interesse: „Heilige Familie – Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“ ist es betitelt. Martin von Wagner, Sohn des Würzburger Hofbildhauers Johann Peter Wagner (1730 bis 1809), hatte es an der Akademie in Wien gemalt.
Der spätere Kunst-Agent des bayerischen Königs schreibt in seinen autobiografischen Notizen: „Ich verfertigte dann ein zweites Bild, eine Heilige Familie in einer Landschaft forstellend, für H. Schwab, Prior aus der Karthaus Ilmbach in Franken, einen meiner besten Freunde, der mich bei meinem Entschlusse, Maler zu werden, befördert – und noch dazu seinen ganzen Vorrath an Pinseln und Farben und anderen nöthigen Malerwerkzeige, denn er trieb selbst in seinen jungen Jahren die Malerey aus Liebhaberey, übergeben hatte“.
Der Nachlass des letzten Priors der Kartause Mariengarten in Ilmbach wurde vor 200 Jahren versteigert. Pater Joseph Maria Schwab, bis 1804 Prior von Ilmbach, hatte die letzten zehn Jahre, von der Aufhebung des Klosters bis zu seinem Tod am 13. Oktober 1814, in Astheim verbracht. Dort wurden vier Wochen nach seinem Tod aus seinem Privateigentum laut Anzeige im Intelligenzblatt „ . . . die Effecten des Verstorbenen, bestehend in einer silbernen Sackuhr, Kupferstichen und Zeichnungen, Weißzeug, Schreinerwaaren (Möbel), Bildern u. dgl. gegen baare Bezahlung . . .“ versteigert. Das gesuchte Gemälde könnte dabei gewesen sein, oder schon nach der Auflösung des Klosters Ilmbach mit den Versteigerungen des Inventars 1804 bis 1806 den Besitzer gewechselt haben, vermutet Oehrlein.
Aus Ilmbacher Besitz interessieren ihn auch ein Schreibtisch, ein Sekretär, ein großer Rosenkranz und ein Gemälde mit dem Ordensgründer, dem heiligen Bruno von Köln. Diese Gegenstände befanden sich noch in den 1970er Jahren bei Privatpersonen, wie Oehrlein dem Buch von Georg Hutzler über die Kartäuser in Astheim entnommen hat. Darin ist ein Altärchen abgebildet, das sich im Besitz einer Familie im Steigerwald befunden hat – mit einem 70 Zentimeter hohen Altarkreuz, einem barocken Eichenschrank und einem Barock-Tisch. Bücher aus dem 16. und Briefe aus dem 17. Jahrhundert hat der Pfarrer auch aufgestöbert. Oehrlein gab auch den Anstoß für die Wiederentdeckung der so genannten Bruno-Grotte im Depot des Mainfränkischen Museums in Würzburg – ein barockes Altärchen, aus Muscheln gestaltet, das ein Glanzstück in der Dauerausstellung ist. Kunsthistorikerin Frauke van der Wall hat es als aus Astheim stammend identifiziert.
Der Leibstuhl wiederum stammt aus einer Internetauktion und wurde von den letzten Besitzern in den 1960er Jahren in Tückelhausen erworben. Von außen ist er ein unauffälliger Schrank, innen mit Blumendekor geschmückter, zeitgenössischer Luxus: die Toilette des Priors.
Kontakt: Pfarrer Klaus Oehrlein, Konventstraße 5, 97199 Tückelhausen, Tel. (0 93 31) 20 40 6 oder per E-Mail an st.valentinus@web.de.