Es ist Schluss mit der Beschaulichkeit in der hübschen Gaugemeinde. Metall scheppert, Gestank zieht über die Höfe und Häuser. Und immer mehr Lieferverkehr rollt durch das Dorf. So in etwa lautet die Befürchtung von Maria Bleß, die gemeinsam mit sechs weiteren besorgten Bürgern eine Bürgerinitiative gegen ein Gewerbegebiet am Klingenbach ins Leben gerufen hat und so vorschnelle Entscheidungen des Gemeinderats verhindern will.
Den Anlass dazu gab die Gemeinderatssitzung vom 11. Dezember, als eine Machbarkeitsstudie für dieses Gewerbegebiet unweit der geplanten Förderschule am südlichen Ortsende auf der Tagesordnung stand. Maria Bleß und ihre Mitstreiter fürchteten, dass der Rat das Gewerbegebiet bereits beschließen wollte und sie dadurch vor vollendete Tatsachen gestellt würden. Innerhalb von vier Tagen sammelten sie 150 Unterschriften gegen das Vorhaben ein.
Bürgerinitiative befürchtet vorschnelle Entscheidung
"Wir haben die Bürgerinitiative ins Leben gerufen, weil wir gedacht haben, dass über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden wird", so Bleß, "teilweise haben die Leute noch nie etwas von einem Gewerbegebiet gehört." Vor allem in der Rosengarten-Siedlung sei die Sorge groß vor dem, was so ein Gewerbegebiet alles mit sich bringt: Lärm, Emissionen, Lieferverkehr.

Für den Bürgermeister Johannes Menth ist die Unkenntnis nicht ganz nachvollziehbar. Bereits seit 2012 werde immer wieder über das Thema diskutiert, sagt er. Damals hatte der Bürgerverein den Stein ins Rollen gebracht und neben einem Gewerbegebiet eine neue Halle und die Ansiedlung eines Supermarkts vorgeschlagen. Halle und Supermarkt seien zwar inzwischen vom Tisch, das Gewerbegebiet kam aber immer wieder zur Sprache, so auch in der jüngsten Bürgerversammlung. Das grundsätzliche Interesse von Gewerbetreibenden an Flächen sei vorhanden, so Menth.
Machbarkeitsstudie soll erste konkrete Zahlen liefern
Um überhaupt konkret über eine die Erschließung und zu erwartenden Kosten reden zu können, sei die Machbarkeitsstudie beauftragt worden. Mit diesen Zahlen könne die Gemeinde nun auf Interessenten zugehen. Erst in einem weiteren Schritt würde ein Bebauungsplan aufgestellt werden, in dem zum Beispiel die Art der Nutzung, aber auch Lärmgrenzen festgelegt sind. Diese folgen ohnehin den gesetzlichen Vorgaben, sagt Menth. In dem Verfahren erhalten aber auch die Bürger die Gelegenheit, ihre Bedenken vorzubringen.
Grundsätzlich steht der Bürgermeister zu dem Vorhaben. Durch ein Gewerbegebiet würden neue Arbeitsplätze geschaffen, Praktikumsplätze für Schüler, aber auch Handwerks-Dienstleistungen für Bürger. Mit der Haltung "Weiterentwicklung ja, aber nicht in meiner Nachbarschaft" könne man die Gemeinde nicht voranbringen, so Menth.
"Interessenten schön und gut, aber keiner wird beim Namen genannt. Das ist schon verdächtig." sagt Maria Bleß. "Keiner weiß, was da hinkommt." Sie spricht davon, dass sich die Bürger nicht richtig informiert fühlen und so der Eindruck entsteht, dass hier etwas "durchgedrückt" werden soll. Außerdem bezweifelt sie, dass die rund 140 Euro pro Quadratmeter, die als Grundstückspreis im Raum stehen, jemand bezahlen wird. Die Gefahr sei groß, dass die Gemeinde auf vielen der teuer erschlossenen Grundstücke sitzen bleibt.
Bürgerinitiative erwägt ein Bürgerbegehren
Dass hier Ross und Reiter in der Öffentlichkeit nicht klar benannt werden können, begründet der Bürgermeister mit dem Datenschutz. Die Gemeinderäte würden die konkreten Namen der Interessenten jedoch kennen. Mit der Machbarkeitsstudie erhofft sich Johannes Menth aber auch, nun konkreter werden zu können. Mit elf zu zwei Stimmen beschloss der Gemeinderat, dass die Gemeinde nun Gewerbetreibende ansprechen darf, um das Interesse an einem Bauplatz abzufragen. Die Bürgerinitiative indes erwägt nun ein Bürgerbegehren und will den Bürgermeister im Januar zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung einladen.